Donnerstag, 20. Oktober 2022

Der Pfizer Impfstoff gegen Corona wurde nie getestet!

Der PfizerCovid-Impfstoff
wurde nie getestet!

 
 
 
 
 
 
 
 
 «Wurde der Covid-Impfstoff von Pfizer darauf getestet, ob er die Übertragung des Virus stoppt – bevor er auf den Markt kam?
Wenn nicht, sagen Sie es bitte klar.
Ich möchte eine direkte Antwort, ja oder nein.»

«Nein», sagte Pfizer-Managerin Small und lachte.

 

Donnerstag, 22. September 2022

PUTIN: "Ein Realpolitiker reinsten Wassers"

PUTIN


"Insgesamt jedoch halte ich [Thomas Fasbender] Russland, und zwar sowohl Staat als auch Gesellschaft, für hinreichend stabil, um den Stürmen des Jahrhunderts gewachsen zu sein."

 

Putin ohne Vor-Urteil: „Ein Realpolitiker reinsten Wassers“
Im Gespräch mit Thomas Fasbender.

Im Westen wird Wladimir Putin häufig dämonisiert. Dem russischen Langzeitherrscher seien die Menschenrechte egal, er verfolge Oppositionelle im eigenen Land und müsse als kriegslüstern angesehen werden, warnen europäische und amerikanische Spitzenpolitiker seit Jahren. Sie verkennen dabei die kulturellen und historischen Voraussetzungen, erwidert indes Thomas Fasbender, der viele Jahre in Moskau lebte und nun eine Putin-Biographie geschrieben hat, die in wenigen Wochen erscheint. Im Gespräch mit Manuscriptum gewährt Fasbender vorab einen Einblick in sein neues Buch und bewertet Putins innen- und außenpolitische Rolle.

Manuscriptum:
Herr Fasbender, in Kürze erscheint von Ihnen eine über 500 Seiten starke Biographie über Wladimir Putin, den Sie als „Baumeister eines starken Staates“ charakterisieren. Was können wir von Putin lernen, wobei ich es Ihnen überlasse, ob „wir“ die Deutschen oder die Europäer sind? Oder anders gefragt: Warum haben Sie sich die Mühe gemacht, Putin so ausführlich vorzustellen?

Thomas Fasbender:
Die Vorstellung, von jemandem wie Wladimir Putin lernen zu können, unterstellt eine Vergleichbarkeit der Verhältnisse. Oder der Bedingungen, unter denen ein Politiker agiert. Ein verbreiteter Fehler beim Urteilen über Russland liegt genau darin, dass wir Ähnlichkeiten unterstellen, wo eigentlich die Unterschiede größer sind. Das gilt für Putins Kritiker ebenso wie für seine Bewunderer; ich nenne diese beiden Gruppen Verächter und Verehrer.
Bevor wir daran denken, von Putin zu lernen, sollten wir versuchen zu begreifen, wofür er steht, was er verkörpert, wie er denkt und fühlt, wie er auf seine Umwelt reagiert. Dazu müssen wir die Umstände verstehen, unter denen sein politisches Wirken stattfindet. Mit einem Wort: wir müssen uns mit Putin und seinem Land, seiner Zeit erst einmal beschäftigen. Und zwar möglichst ohne Vor-Urteil. Damit beantworte ich auch Ihre zweite Frage, die nach dem Warum dieser Biographie. Es ist seit über zwei Jahrzehnten die erste eines deutschsprachigen Autors. Der Russlandexperte Alexander Rahr hat 2000 seine Vita des damals noch jungen russischen Präsidenten vorgelegt: „Ein Deutscher im Kreml“. Übrigens kein schlecht gewählter Titel. In der Zwischenzeit sind reihenweise deutschsprachige Monographien zum Thema Putin erschienen, aber keine klassische Biographie, also keine Lebenserzählung.

2015 hat der US-Amerikaner Steven L. Myers eine solche vorgelegt. Die wurde auch übersetzt und ist ausgesprochen lesenswert, spiegelt aber naturgemäß die amerikanische Perspektive. Wo Sie „Baumeister eines starken Staates“ erwähnen – Putins größte Leistung ist in der Tat, dass er den russischen Staat nach 1999 vom Kopf auf die Füße gestellt hat. Die Art und Weise, vor allem das Ergebnis, gefällt auch in Russland längst nicht allen. Es ist jedoch bemerkenswert, und darin liegt das Geheimnis seiner langen Regentschaft, dass er all die Jahre hindurch eine stabile Mehrheit seiner Bevölkerung hinter sich vereinigen konnte, die sogenannte Putin-Mehrheit.

Manuscriptum:
Da den Verächtern Putins und Regimekritikern wie Nawalny regelmäßig viel Raum in der öffentlichen Debatte geboten wird, ist es vielleicht interessanter, die Motive der Verehrer auszuleuchten. Sie scheinen sich charismatische Persönlichkeiten wie Putin oder Viktor Orbán für Deutschland zu wünschen, wo es ein Defizit an Patriotismus und klarer Orientierung gibt. Zugleich sind es aber genau diese „Verehrer“, die aktuell vehement gegen eine Impfpflicht ankämpfen und entsetzt nach Weißrußland blicken. Gerät Putin durch seine Corona- und Osteuropa-Politik bei seinen „Verehrern“ ins Wanken? Was ist Ihr Eindruck und wie bewerten Sie diese heiklen Felder?

Es ist gut, dass Sie diese Frage stellen. In der Tat liegen Verächter und Verehrer, wenn es um die Einschätzung der politischen Persona Putin geht, ähnlich weit von der Realität entfernt. Wenn wir über die Verehrer reden: Sicher vertritt Putin ebenso wie die große Mehrheit seiner russischen Mitbürger eine konservative Weltsicht. Zugleich ist er ein durch und durch unideologischer Mensch. Keine der Ideologien seiner Zeit, Kommunismus, Kapitalismus oder liberale Demokratie, hat ihn je für sich eingenommen. Was ihn von Jugend an beherrscht, ist eine Idee, keine Ideologie: der Staat. Er ist auf den Staat fixiert, und das seit seiner Initiativbewerbung beim Leningrader KGB 1968, im Alter von gerade 16 Jahren.

Was immer dem Staat nützt, dessen wird er sich bemächtigen – Putin ist ein Pragmatiker, ein Realpolitiker reinsten Wassers, ein Machiavelli-Klon. Wenn er Patriot ist, so weil die Pflege des Patriotismus und der Gemeinschaft dem Staat bekömmlicher ist als die im Westen praktizierten Alternativen. Die Impfpflicht wird er nach dem gleichen Kriterium entscheiden: Nützt sie dem Staat oder nicht? Wenn er sie bislang nicht eingeführt hat, so aus pragmatischer Anerkennung der Schwierigkeiten, denen ein solches Instrument in Russland begegnen wird. Die dortige Mentalität verehrt Anarchie und Autorität zu gleichen Teilen; auch das erklärt die Verhältnisse im Land.

Noch ein Wort zu Belarus:
ukaschenkos Migranten-Luftbrücke hat man sich nicht im Moskauer Kreml ausgedacht. Natürlich könnte Putin einschreiten. Aber warum soll er den Westeuropäern beistehen? Die belegen ihn mit Sanktionen, wollen seine Pipeline nicht und unterstützen seine Gegner im russisch-ukrainischen Konflikt. Wenn sich die Deutschen mit ihrer Willkommenskultur zum Traumziel für zig Millionen Hungerleider machen – ist es Putins Aufgabe, sie vor den Konsequenzen zu schützen? So sieht man das aus der Moskauer Perspektive.

Manuscriptum:
Neutral gefragt:
Was macht Putins Staatsidee aus? Die Verächter Putins würden diese Frage vermutlich anders stellen und wissen wollen: Warum fehlt in dieser Staatsidee die Wertschätzung für die Gewaltenteilung?

Thomas Fasbender:
Beginnen wir mit der Gewaltenteilung. In ihrer heutigen Form ist sie ohne die europäische Geschichtserfahrung nicht vorstellbar. Vom frühen Mittelalter an war die Macht in Europa geteilt. Zuerst zwischen König und Adel, später zwischen den Ständen, zuletzt zwischen den institutionalisierten Gewalten. Die spezifische Gewaltenteilung der Aufklärung war eine Reaktion auf den europäischen Absolutismus. Außerhalb von Westeuropa existieren völlig andere kollektive Erfahrungen, auch in Russland. Oder nehmen Sie 4000 Jahre China. Dort waren stabile Zeiten immer gleichbedeutend mit Zeiten einheitlicher, unangefochtener Macht. Anders als bei uns impliziert die Teilung von Macht oder Gewalt dort die Vorstellung von Stabilitätsverlust, nicht von gegenseitiger Kontrolle.

In Russland ist es ähnlich. Darauf geht auch die herrschende Staatsidee zurück. Vielleicht kann man Putins Vorstellungen in Anlehnung an den deutschen Staatsrechtler Carl Schmitt beschreiben. Kurz vor seiner ersten Wahl zum Präsidenten im Jahr 2000 hat er die Demokratie als „Diktatur des Gesetzes“ beschrieben. Man könnte auch formulieren: Für Putin ist der Staat zuallererst die Macht, die ihre Gesetze nicht nur setzt, sondern durchsetzt. Sein Staat dient keinen a priori vorhandenen Bürger- oder Menschenrechten. Er steht über den Interessen seiner Bürger und auch über der Gesellschaftsordnung. Das erlaubt die Anwendung flexibler Maximen wie „So viel Demokratie wie möglich, soviel Diktatur wie nötig“. Der Preis solcher Stabilität ist hoch: komplizierte Machtwechsel, Verlust an Dynamik, Kreativität und Innovation, Entfremdung weiter Bevölkerungsteile. Insgesamt kann man einen solchen Staat als suboptimal bezeichnen. Andererseits: Je nach historischer Lage ist der vielleicht überlebensfähiger als eine hochgezüchtete Demokratie.

Manuscriptum:
Stabile Imperien „überlebensfähiger“ als die Demokratie? Könnte das nicht ein Trugschluß sein? 1989 hat doch anscheinend das Gegenteil bewiesen. In einem Kapitel Ihrer Biographie steht über Putins Jahre in Sachsen zur bewegten Wende-Zeit, er diente in vollem Bewusstsein – allerdings ohne es denken zu dürfen – einem „sterbenden Imperium an dessen ferner Peripherie“. Welche Konsequenzen hat Putin aus 1989 gezogen? Und warum glauben Sie nicht, dass sich ein solcher Zusammenbruch wiederholen könnte?

Thomas Fasbender:
Ich spreche nicht von „stabilen Imperien“, sondern von einem autoritären Staat, der zwar subeffizient sein mag, aber je nach Lage auch resilient. Es ist ja nicht so, dass historisch gesehen grundsätzlich die Demokratien überleben. Gerade Demokraten sollten sich dessen immer bewusst sein. Auch die Sowjetunion ist nicht untergegangen, weil sie undemokratisch war. Ihr Wirtschaftssystem, wo jede private unternehmerische Initiative verboten war, war dem Kapitalismus im Westen weit unterlegen. Der beste Beleg dafür, dass es am Wirtschaftssystem lag und nicht an der mangelnden Demokratie, ist das chinesische Comeback der letzten 40 Jahre.

Zu 1989: Das Schlüsseljahr für Putin ist 1991, der endgültige Zusammenbruch der Sowjetunion. Eine wichtige Konsequenz für den heutigen Präsidenten ist die Ablehnung des Nationalismus als Keim der Zerstörung imperialer Strukturen. Die Russische Föderation besitzt eine Titularnation, die russische. In allem Übrigen ist sie multiethnisch und multikonfessionell. Eine verbindende Klammer ist die Russische Welt (Russkij Mir), ähnlich wie die Britishness im ehemaligen Empire eine Mischung aus Weltanschauung und Lebensstil. Einen Zusammenbruch dieses neuen Russlands analog zu 1991 halte ich in der Tat für unwahrscheinlich. Mit der UdSSR ist das letzte europäische Kolonialreich verschwunden (Zentralasien).

Zu seiner Hinterlassenschaft gehört das komplizierte Verhältnis der ostslawischen Völker: Russen, Weißrussen, Ukrainer. In der Region sind auch militärische Auseinandersetzungen und Grenzveränderungen möglich. In irgendeiner Zukunft fällt vielleicht die 1858/60 erworbene Äußere Mandschurei wieder an China zurück.
Insgesamt jedoch halte ich Russland, und zwar sowohl Staat als auch Gesellschaft, für hinreichend stabil, um den Stürmen des Jahrhunderts gewachsen zu sein.

Manuscriptum:
Herr Fasbender, vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Felix Menzel.

Link:

https://www.manuscriptum.de/interview-mit-thomas-fasbender

Donnerstag, 18. August 2022

NEIN zur Verrechnungssteuer-"Reform" am 25.09.2022

 NEIN

zur Verrechnungssteuer-"Reform"

am 25.09.2022

 

Die Befürworter der Verrechnungssteuer -"Reform" stimmt nicht, aufgepasst: die Verrechnungssteuer soll abgeschafft werden! – behaupten "eine Win-Win-Situation für den Staat wie für die Wirtschaft".

 

Das trifft in keiner Weise zu!

Ja, es gibt eine Win-/Win-Situation - für die Steuerhinterzieher - will das die SVP?

 

Denn:

Im Bundesbüchlein (S. 59) steht klar und deutlich:

"Mit der Verrechnungssteuer werden die Einkommens- und Vermögenssteuer sichergestellt.

Privatpersonen mit Wohnsitz in der Schweiz erhalten die Verrechnungssteuer automatisch zurück, wenn sie den Zins in der Steuererklärung korrekt angeben."

 

Ein wuchtiges NEIN zur Verrechnungssteuer-"Reform" zu Gunsten der Aktiengesellschaften, vor allem zu Gunsten der Steuerhinterzieher! ("Durch die Verrechnungssteuer werden die Einkommens- und Vermögenssteuern sichergestellt.")

NEIN zur vierten Abstimmungsvorlage.

Abstimmung am Sonntag, den 25.09.2022.

 

Link:

https://www.svp.ch/news/artikel/editorials/ein-ja-zur-verrechnungssteuer-reform-nuetzt-allen/

 

 

Der, der da lacht,

lacht nicht für die Arbeitnehmerinnen,

für die Arbeitnehmer,

die Rentnerinnen und Rentner -

NEIN, er lacht für die Unternehmer.

Mittwoch, 27. Juli 2022

PUTIN HAT DAS SAGEN

PUTIN HAT DAS SAGEN




Quelle:
t-online, eine Publikation die den Ukraine-Krieg ganz im Sinne der Amerikaner sieht und dementsprechend heftig gegen Russland agitiert.

Lesen Sie:
Von Daniel Mützel
Aktualisiert am 27.07.2022 - 08:19 Uhr Lesedauer: 7 Min.
Wladimir Putin: Der Kremlchef erpresst den Westen mit einem Gasstopp, um die Unterstützung für die Ukraine zu untergraben.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie heute Nacht auch von der Turbine SGT-A65 geträumt? Ich hoffe nicht, aber falls doch, teilen Sie diesen Albtraum derzeit wahrscheinlich mit vielen deutschen Politikern. Die in Kanada reparierte Gasturbine, die auf ihren Einsatz in der Ostseepipeline Nord Stream 1 wartet, ist zum Inbegriff für Putins Gaskrieg gegen Deutschland geworden.

Die Ampel reagierte schreckhaft: Worst-Case-Szenarien wurden verbreitet, Russland-Sanktionen unterlaufen, westliche Partner vergrätzt. Die Siemens-Turbine galt als "essenziell", um überhaupt wieder russisches Gas durch die Leitung zu liefern. So ließ es zumindest der Kreml verlauten und Deutschland beeilte sich, die Bedingungen zu erfüllen.

Mittlerweile fließt wieder Gas durch die deutsch-russische Schicksalsröhre – seit heute noch etwas weniger –, doch die Turbine ist immer noch nicht zurück in Russland. Mehr noch: Ihr Aufenthaltsort ist seit Tagen ein Mysterium. Kaum jemand weiß, wo sie zu finden ist.
Die Siemens Energy SGT-A65 Turbine, eine der zentralen Karten im Machtpoker um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1.
Die Siemens Energy SGT-A65 Turbine, eine der zentralen Karten im Machtpoker um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. (Quelle: Siemens AG)

Gläubige Christen würden in dieser Notlage den heiligen Antonius anrufen, der gemäß der Legende beim Auffinden verlorener Gegenstände hilft. In meiner Kindheit war ich oft Zeuge häuslicher Suchaktionen im Namen von "Schlampertoni" – so wird er liebevoll in Bayern genannt –, daher weiß ich, dass der alte Franziskanermönch durchaus wählerisch ist. Nicht jeder Gegenstand ist seiner Hilfe würdig. Manch ein Autoschlüssel oder Führerschein ist bis heute nicht aufgetaucht.

Immerhin: Siemens ließ am Montag durchblicken, die Turbine habe eine Fähre nach Finnland verpasst und befinde sich derzeit auf deutschem Boden. Aber wo genau und wann sie abtransportiert wird, bleibt ein Rätsel. Auch die Bundesregierung hüllt sich in Schweigen und verweigert Auskunft darüber, "wo sich die Turbine wann befindet".

Sie mögen nun einwenden, eine Gasturbine für Russland falle nicht in die Zuständigkeit von Schlampertoni. Überhaupt sei das Thema zu ernst für eine ironische Kommentierung.

Ich möchte Ihnen widersprechen. Schließlich ist die Endlossaga um die Nord-Stream-Turbine genau das: ein politisches Spiel des Kremls, wenn auch ein ausgesprochen zynisches. Denn noch bevor die eine Turbine zurück ist, meldete der russische Betreiber Gazprom am Montag ein Problem mit einer weiteren Turbine. Die Folge: Halbierung der Gasmenge durch die Nord-Stream-Leitung. Ab diesem Mittwoch fließen nur noch 33 Millionen Kubikmeter pro Tag nach Deutschland, rund 20 Prozent der maximalen Auslastung.

Spätestens da war klar: Die Turbine ist nur ein Vorwand, um Deutschland zu erpressen. Ein politisches Theaterstück, aufgeführt von Putins KGB-Clique im Kreml, um dem Westen seine Verwundbarkeit vor Augen zu führen. Mit Erfolg – das Tauziehen um die Turbine war ein kluger Schachzug des Kremls. Die Bilanz:

- westliche Partner, die aufeinander losgehen
- Sanktionen, die aus nationalem Eigennutz unterlaufen wurden
- eine Turbine, die im Nirgendwo strandet
- Gas, das am Ende trotzdem gedrosselt wird

Man wollte dem Kreml keine Vorwände liefern, Deutschland das Gas komplett abzudrehen, begründete die Ampel ihr Vorgehen. Sogar von drohenden "Volksaufständen" fabulierte ausgerechnet Außenministerin Annalena Baerbock, die ansonsten einen klaren Russland-Kurs fährt. Doch am Ende schnappte Putins Falle zu, die Bundesregierung lief sehenden Auges hinein.
Verrannte sich mit ihrer Warnung vor "Volksaufständen" in Deutschland: Außenministerin Annalena Baerbock.

Jetzt werden viele sagen: War doch klar. Wusste ich bereits! Russland schafft ja permanent irgendwelche Vorwände, um seine Ziele zu erreichen. Korrekt. Doch die Erpressung von Staaten ist eine komplexe politische Operation. Sie erfordert Feingefühl und hängt von vielen Faktoren ab: Knickt der Erpresste ein oder gelingt es ihm, Gegendruck zu mobilisieren? Wo liegt die Achillesferse, wann zuschlagen? Bietet der Erpresser zugleich einen Ausweg an und versucht so, das Narrativ zu kontrollieren?

Leider hat der Kreml im Führen von Gaskriegen über die Jahre eine Art Spezialwissen angehäuft: etwa im Gaskrieg gegen Belarus 2004, als Moskau Minsk bei winterlichen minus 25 Grad den Gashahn zudrehte. Oder gegen die Ukraine 2005, Georgien 2006, und so weiter. Dem Nord-Stream-Betreiber Gazprom kommt dabei eine besondere Rolle zu: Wie systematisch der Konzern zu einem Kampfmittel in Putins hybrider Kriegsführung umgebaut wurde, enthüllte vor Kurzem der ehemalige Gazprom-Mitarbeiter Igor Wolobujew. Nach Invasionsbeginn wechselte der frühere PR-Manager die Seiten und nennt den Konzern heute den "Gasknüppel" Russlands, der von Putins Ex-KGB-Kumpels durchsetzt ist.

Die Bundesregierung sollte sich klarmachen: Im Gaskrieg hat sie es nicht mit Anfängern zu tun. "Bloß keinen Vorwand liefern" ist eine schwache Strategie gegen eine Machtclique, die seit 20 Jahren ihre Erpressungstaktik verfeinert.
Putin lässt Deutschland zappeln: Nur noch 20 Prozent der möglichen Gasmenge kommt durch Nord Stream 1.
Putin lässt Deutschland zappeln: Nur noch 20 Prozent der möglichen Gasmenge kommt durch Nord Stream 1. (Quelle: Jens Büttner/dpa-bilder)

Was bei der Turbinenposse unterging, waren die Vorbehalte der Ukraine gegen den Deal zwischen Kanada und Deutschland. Denn mit der Rückgabe des Ersatzteils an Gazprom verstießen die beiden Länder gegen die Russland-Sanktionen, die das Putin-Regime wirtschaftlich isolieren sollen. Doch die Kritik aus Kiew verhallte im deutschen Untergangsorchester.
Womit wir beim Thema wären:


Bröckelnden Front der Ukraine-Unterstützer in der Bundesrepublik.


Neben der AfD und Teilen der Linkspartei, die das Ende der Sanktionen mit Katastrophenszenarien herbeizureden versuchen, fordern deutsche Intellektuelle in immer neuen offenen Briefen eine De-facto-Kapitulation Kiews, um keinen Weltkrieg mit Russland zu riskieren. Und auch bei SPD und Union gibt es zunehmend Zweifler, wie lange sich der harte Kurs gegenüber Moskau aufrechterhalten lässt.

Einer der wenigen, die sich bisher aus der Deckung wagten, ist Sachsens CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer. Seine Forderung nach einem "Einfrieren" des Ukraine-Konfliktes – eine Chiffre für ein Zugehen auf Russland – brachte ihm einen Rüffel seines Parteichefs ein.

Das Machtwort des Friedrich Merz – "Nicht die Meinung der CDU!" – galt dabei vermutlich nicht nur dem irrlichternden Kretschmer. Angesprochen fühlen durften sich zudem alle heimlichen Skeptiker in der Union, die in den Russland-Sanktionen mittlerweile mehr Schaden als Nutzen für Deutschland sehen.

.Wie laut werden deutsche Politiker noch den Chor der Ukraine-Solidarität anstimmen, wenn die Wohnungen kälter werden, das Geld der Wähler knapper und der soziale Zusammenhalt weiter erodiert? Wann wird die nächste "Ausnahme" von den Sanktionen gefordert, weil ein Land um seine Gasversorgung bangt?

Markus Söder, das politische Instinkttier, umriss kürzlich in der "Bild" das deutsche Dilemma folgendermaßen: "Wäre die Bundesregierung vorbereitet, wenn Wladimir Putin erklärt, dass die Instandsetzung von Nord Stream 1 länger dauert, und er anbietet, dafür Nord Stream 2 zu nutzen?"

Der CSU-Chef suggeriert, dass auch in der Ampelkoalition irgendwo eine Sollbruchstelle lauert, an der ein Abrücken von den Russland-Sanktionen denkbar ist. Denn niemand weiß, wie schlimm es werden wird. Auch deswegen täte Olaf Scholz gut daran, seinen bisherigen Kurs zu überdenken. Der Kanzler salbt und labt die Bürger mit Entlastungsversprechen und Fußballromantik: "You'll never walk alone", legt euch wieder hin, Papa regelt das.