Basler
Tattoo 2016 – ein Reinfall
vergl.: "Weniger Publikum am Basel Tattoo"; "Tages Woche", vom 31.07.2016; Link: http://www.tageswoche.ch/de/2016_31/kultur/725884/Weniger-Publikum-am-Basel-Tattoo.htm .
Fazit: Erik Julliard, der Produzent des Basler-Tattoo braucht Rat. Da Bundesrat Guy Parmelin die Schirmherrschaft über diesen Anlass übernommen hat, hat er dafür besorgt zu sein.
„SRF“-Reportagen von früheren Basler-Tattoos haben uns animiert, das Basler Tattoo 2016 zu besuchen – leider ein Reinfall. Kein Reinfall hingegen war die Erasmus von Rotterdam-Ausstellung im Basler Münster, der Besuch des Kunstmuseums-Neubaus und des Basler Zollis.
„SRF“-Reportagen von früheren Basler-Tattoos haben uns animiert, das Basler Tattoo 2016 zu besuchen – leider ein Reinfall. Kein Reinfall hingegen war die Erasmus von Rotterdam-Ausstellung im Basler Münster, der Besuch des Kunstmuseums-Neubaus und des Basler Zollis.
Das Tattoo – ein Reinfall? Mit zwei Ausnahmen wurde der
Platz nicht voll ausgenutzt, agierten die Korps vor den leeren Rängen der
billigsten Plätze und vor den Plätzen 4 & 3. Auf der Höhe des den Platz
abschliessenden Halbrunds stand meist einsam eine Person, die ins Dunkle
grüsste. Feldstecher hätten hier gute Dienste geleistet. Basel sei nach Edinburgh
das wichtigste Tattoo auf der Welt –?
Die Darbietungen erinnern – von eindrücklichen Ausnahmen
abgesehen – an einen musikalischen Zirkus: im Programm hebt der Produzent, von
sich begeistert, hervor, wie es ihm gelungen sei, noch nie Dagewesenes zu
organisieren und nun vorzuführen. Sicher zutreffend, aber mit einem Tattoo haben
seine Einlagen nichts zu tun. Zudem: mit dem kriegerischen Abschluss – auf den
zurückzukommen sein wird – in keiner Weise akzeptabel ist die Clownnummer, die die
in Savoyen stationierten Chasseurs alpins aufführten, während Präsident
Hollande sein Land in den Krieg gegen den IS führt.
Politisch scheint der Produzent völlig unbedarft: im
Programmheft ergeht er sich detailliert über die japanischen
Selbstverteidigungskräfte, als ob die „Friedliche Koexistenz“ Japans in Stein
gemeisselt wäre. Alle Medien haben berichtet, dass Ministerpräsident Abe, von
den USA gestossen, demnächst die Verfassung ändern wird, so dass Japan wieder
eine vollwertige Armee zu Land zu Wasser und zu Luft aufbauen kann. Das löst
nicht nur in China – das Ziel dieser Aufrüstung – feindliche Gefühle aus,
sondern auch in Korea, Taiwan, Vietnam, Malaysia, (Thailand), Myanmar, den
Philippinen und Indonesien, die unter der grausamen Besetzung durch die Japaner
zu leiden hatten. Erst kürzlich wurde wieder über die Frauen berichtet, die von
den Japanern zu Tausenden zur Prostitution gezwungen worden sind.
Der Produzent schreibt auch von einer Formation, die aus
Deutschland komme – aber, es kommt keine Formation aus diesem Land (siehe
Programmheft).
Problematisch in mehr als einer Hinsicht ist das „Finale“,
das ein Major der Schweizer Armee, Christoph Walter einstudiert hat und in roter Phantasieuniform
leitet. Vor der Schweizerischen Nationalhymne werden die Zuschauer
aufgefordert, sich zu erheben, aber nicht eingeladen mitzusingen. (Ein
Textblatt mit der ersten Strophe in Deutsch und Französisch hätte ja abgegeben
werden können.)
Auch der musikalische Leiter ist geschichtlich völlig
unbedarft: Der Gesamtchor und alle Musiker spielen zum Abschluss die Filmmusik
von „Conquest of Paradise“. Spätestens seit 1992, als die Kolumbusfahrt sich
zum fünfhundertsten Mal jährte, sollte allgemein bekannt sein, dass es keine
„Eroberung des Paradieses“ gegeben hat. Völker, Kulturen sind durch die spanische
Soldateska und übereifrige Kirchenleute und Goldjäger vernichtet worden.
Menschen sonder Zahl wurden versklavt, vergewaltigt, gefoltert, ermordet. Die
Folgen dieser „Eroberung des Paradieses“ zeigen bis heute noch Wirkung – in der
Karibik, in Südamerika aber auch in Spanien.
Ein Tattoo hat keine politische Botschaft – aber das
Basler Tattoo 2016 wird dazu missbraucht. In markigen, schnell gesprochenen Worten
wird auf die Kriegswirren in Nahost, die dadurch ausgelöste Flüchtlingsnot und
auf die Anstrengungen der USA und anderer Staaten, den IS – den sie „gezüchtet“
hatten – zu vernichten, hingewiesen. Über die Kasernenfassade flirren
Kampfhelikopter, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge neben einer verwirrenden,
verängstigenden Folge übereinanderliegender Bilder der Flüchtlingsnot, von Soldaten
und Uniformen. Dabei sticht der Schriftzug der „Légion Étrangère“ ins Auge –
Absicht? Den Zuschauern wird so ein schlechtes Gewissen aufgezwungen. Waren sie
nicht gekommen, um ein Tattoo zu erleben, zu geniessen? Die Zuschauer kommen
sich wie Schuldige, wie Sünder vor. Entsprechend gedrückt ist die Stimmung nach
diesem „Finale“!
In dieser mit Absicht geschaffenen Verwirrung fehlt
natürlich die klare Botschaft, dass dieser Friedhof in Nahost, in dem einzig
Israel und das von ihm abhängige Königreich Jordanien noch grüne Inseln sind,
und die Flüchtlingsströme nach Europa durch den Schurkenstaaten-Jäger George W.
Bush, US-Präsident, gesteuert von Cheney und Rumsfeld, die die Mehrung ihrer
persönlichen Macht und Finanzen zum Ziele hatten und – als Juniorpartner – durch
Bushs Pudel, den sozialistischen Premierminister Tony Blair geschaffen,
ausgelöst worden sind: 2003 völkerrechtswidrige Invasion des Iraks und
Zerstörung der irakischen Zivilgesellschaft durch die USA und ihre fragwürdige
„Koalition der Willigen“. Helikopter, Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge wie sie
am Tattoo als „Befreier“ über die Kasernenfassade flirrten haben im Irak Tod
und Vernichtung gebracht. Erst kürzlich wurde in Grossbritannien eine
Untersuchung darüber abgeschlossen und deren Resultate veröffentlich: Es hat in
Saddam Husseins Irak keinerlei Massenvernichtungswaffen gegeben. Leider
verschweigt der Bericht, welcher Staat diese Lüge in die Welt gesetzt hat. Ähnlich
ist das Resultat des Bush‘schen Schurkenkrieges in Afghanistan seit 2001 gegen die
Taliban, die der CIA in ihrem Kampf gegen die Sowjetunion mit Waffen bestens
ausgerüstet hatte.
Fazit: Erik Julliard, der Produzent des Basler-Tattoo braucht Rat. Da Bundesrat Guy Parmelin die Schirmherrschaft über diesen Anlass übernommen hat, hat er dafür besorgt zu sein.
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