"Ethos empfiehlt Abwahl Urs Rohners"
"NZZ" vom
Samstag 08.04.2017
"ti. Nach dem US-Stimmrechtsberater Glass Lewis rät
auch die Schweizer Stiftung Ethos den Aktionären der Credit Suisse (CS), an der
Generalversammlung vom 28. April alle
Traktanden zu den Vergütungen von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat
abzulehnen. Aus ihrer Sicht ist es nicht nachvollziehbar, dass die zwölf
Konzernleitungsmitglieder für das vergangene Geschäftsjahr Boni von insgesamt
26 Mio. Fr. erhalten sollen, derweil die Bank einen Verlust von 2,7 Mrd. Fr.
erlitten hat. Inakzeptabel ist für die
Stiftung zudem, dass jeder der 939 von der Bank als Schlüsselperson («Key
Risk Taker») eingestufte Mitarbeiter eine
Vergütung von durchschnittlich 1,5 Mio. Fr. erhält.
Und nicht zuletzt empfiehlt Ethos den CS-Aktionären, die
Wiederwahl von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und
seines Vize, Richard Thornburgh, abzulehnen. Diese trügen eine
Mitverantwortung am Verkauf toxischer US-Hypotheken, weil sie damals (2005 bis
2007) bereits in der Geschäftsleitung der Bank tätig gewesen seien. Allein um
diesen Streitfall beizulegen, musste die Bank zum Jahreswechsel eine Busse von
2,5 Mrd. $ zahlen. Seit Rohner Präsident sei,
habe die Aktie fast die Hälfte ihres Werts eingebüsst.
Angesichts des Jahresverlusts und der als dünn
eingeschätzten Kapitaldecke sei die vorgeschlagene Dividende von Fr. 0.70 je
Aktie kaum zu rechtfertigen.“
Zu
Urs Rohner:
So wird man Verwaltungsratspräsident der Crédit Suisse:
Von Oktober 2000 bis zum 30. April 2004 war Rohner Vorstandschef
(CEO) der ProSiebenSat.1 Media AG.
Ab 1. Juni 2004 wurde Rohner
zum Group General Counsel, Leiter des Group Corporate Center und Mitglied der
Geschäftsleitung der Credit Suisse Group ernannt.
Kielholz (siehe weiter unten) war von 2003 bis
2009 CS-Verwaltungsratspräsident: er verantwortet Rohner.
Von 2009 bis 2011 war Rohner
Vize-Präsident des Verwaltungsrats. Er wurde am 29. April 2011 vollamtlicher Crédit Suisse-Verwaltungsratspräsident.
Quelle: „Wikipedia“ – „Urs Rohner“
Urs Rohner
hat die zwei unfähigen CEO’s
– Brady Dougan
und Tidjane
Thiam – zu
verantworten, die die Bank weiter in den Abgrund geritten haben und
reiten – aber unverschämt Geld abzocken:
zu:
1. Brady Dougan
CEO ab 05.05.2007
bis 10.03.2015; seit 1990 bei der Crédit Suisse. Kielholz (siehe weiter unten) war
von 2003 bis 2009 CS-Verwaltungsratspräsident und bis 2014 Verwaltungsrat: er
verantwortet Dougan und all das Folgende:
„Acht Jahre lang
kann sich Dougan an der Spitze halten: 2009
sorgt sein exobitantens Salär für Schlagzeilen, danach gerät die CS wegen
Beihilfe zu Steuerhinterziehung ins Visier der US-Justiz. 2014 muss Dougan vor führenden US-Politikern Stellung nehmen,
seine Bank willigt schliesslich in einen 2,8-Milliarden-Dollar-Vergleich ein
und legt ein Schuldgeständnis ab. Viele erwarten Dougans
Abgang schon damals. Ein Jahr lang kann er sich noch halten, dann tritt er [endlich]
zurück.“
Quelle:
„Tagesanzeiger“
„Dougan: Über
160 Millionen Franken für acht Jahre“ - verantwortlich: Kielholz (siehe weiter unten) und Rohner (siehe
oben).
„Tages-Anzeiger“ vom 11.03.2015
„Tidjane Thiam kann sich freuen: Der Chefsessel bei der
Credit Suisse ist Gold wert.“
zu:
2. Tidjane Thiam
CEO ab 10.03.2105;
ein Quereinsteiger, kommt nicht aus Bankbranche:
„Schweizer Großbank Credit Suisse zahlt neuem
Chef 18,9 Millionen Franken“
„Frankfurter
Allgemeine Zeitung“ vom 24.03.2016
„Trotz hoher
Verluste der Schweizer Großbank verdient der neue Chef ordentlich: Für seine
ersten sechs Monate bei der Schweizer Bank bekommt Tidjane
Thiam regulär 4,6 Millionen Franken. Aber das ist nicht alles.“
Zu:
Walter Kielholz
Bei der Crédit Suisse Group AG wurde er 1999 Mitglied des
Verwaltungsrats und war von 2003 bis 2009 dessen Präsident. Von 2009 bis zu
seinem Ausscheiden im Jahr 2014 war er einfaches Verwaltungsratsmitglied.
Walter Kielholz gilt
als Strippenzieher in der Zürcher Finanzwirtschaft und bei den
Wirtschaftsfreisinnigen in Zürich.
Nachdem die von Kielholz geführten Finanzkonzerne im Zuge
der Finanzkrise ab 2007 schwere Verluste erlitten hatten, wurde seine Position
in Frage gestellt.
Unter seiner Führung erlitten sowohl der Aktienkurs der
Crédit Suisse wie der Swiss Re massive Verluste.
Quelle: "Wikipedia" - "Walter
Kielholz"
Kielholz gehört dem zürcherischen Wirtschaftsfreisinns an. Er ist – liest man
die „Wikipedia“-Einträge kritisch – ein Versager. Aber er gedeiht im Milieu des
Zürcher Wirtschaftsfreisinns: Er ist Präsident der Zürcher
Kunstgesellschaft, der das Zürcher Kunsthaus gehört.
Die „Neue Zürcher Zeitung“ zählt sich auch dazu, sie berichtet schonend über das „Gedeihen“ der Crédit Suisse. Sie beschreibt die aussichtslose Lage des Euro als rosig und sieht sich da bestärkt durch Verheissungen von Herrn Blessing in der „SRF“-Börse vom 10.04.2017:
Die „Neue Zürcher Zeitung“ zählt sich auch dazu, sie berichtet schonend über das „Gedeihen“ der Crédit Suisse. Sie beschreibt die aussichtslose Lage des Euro als rosig und sieht sich da bestärkt durch Verheissungen von Herrn Blessing in der „SRF“-Börse vom 10.04.2017:
„Die UBS hat eine Umfrage zum Thema «Beziehungen
Schweiz-EU» durchgeführt und 2‘500 Schweizer Unternehmen befragt. Laut Umfrage
rechnen die meisten [2/3] mit weiteren Austritten aus der Union.
„Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) besteht darauf, dass ein Land, das den Euro aufgibt, die bis dahin aufgelaufenen Schulden bei der EZB begleichen müsse. Die Bemerkung Draghis ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Draghi hatte bisher alle Fragen danach, was geschieht, wenn ein Land aus der Euro-Zone austritt, mit der Bemerkung abgetan, die Währungsunion sei, wie es im Maastricht-Vertrag heißt, »irreversibel«, also unumkehrbar. Davon ist er jetzt abgewichen. Die Realität der Euro-Krise wird ein Stück mehr anerkannt.“ (18.02.2017).
„Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) besteht darauf, dass ein Land, das den Euro aufgibt, die bis dahin aufgelaufenen Schulden bei der EZB begleichen müsse. Die Bemerkung Draghis ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Draghi hatte bisher alle Fragen danach, was geschieht, wenn ein Land aus der Euro-Zone austritt, mit der Bemerkung abgetan, die Währungsunion sei, wie es im Maastricht-Vertrag heißt, »irreversibel«, also unumkehrbar. Davon ist er jetzt abgewichen. Die Realität der Euro-Krise wird ein Stück mehr anerkannt.“ (18.02.2017).
Martin Blessing,
Chef von UBS Schweiz, sieht das anders. Er geht von einer „Stärkung des Euro
aus.“
Martin Blessing,
UBS, ein Deutscher hat die typische deutsche Sicht: was nicht sein darf, kann
nicht sein. Deutschland ist das Land schlechthin, das von der Euro-Schwäche
profitiert.
Herr Blessing prognostiziert den Ausstieg der EZB aus der
Geldschwemme (Einstellung der Anleihenkäufe; Anstieg der ‚Negative Zinsen‘ in
den gewohnten positiven Bereich) auf Ende dieses Jahres. Dagegen: „EZB-Chef
Mario Draghi sorgt für gute Stimmung bei den Banken: Er sieht die Lage der
Branche positiv und will die Zinsen noch lange niedrig halten“ („Deutsche Wirtschaftsnachrichten“ vom
09.03.2017).
Herr Blessing spricht so, als sei ein Ausstieg ein
Spaziergang. Ein Ausstieg aber wird mit gewaltigen Verwerfungen verbunden sein:
Die Zinsen werden steigen, auch die Zinsen der vielen Staatsanleihen, nicht nur
von Deutschland sondern auch von den wirtschaftlich immer noch nicht gesunden
Euro-Ländern, allen voran Griechenland, aber auch Italien und andere
Euro-Staaten. Es ist durchaus möglich,
dass gegen den Euro spekuliert (modern: „gewettet“) wird. Das war ja der
Grund, dass der Italiener Draghi, EZB-Präsident 2012 alle Schleusen geöffnet
hat: „EZB kauft unbegrenzt Anleihen“. „Nur mit diesem Programm im Rücken werden
die Märkte ihre Spekulation gegen den Euro aufgeben.“ Ja, und?
Die EZB hat Anleihen im Betrag von rund1,8 Billiarden
Euro (1‘800 Milliarden Euro) gekauft. Die müssen die Euro-Staaten von der EZB
wieder zurückkaufen. Können Sie das? Theoretisch ja, denn ein Staat ist tatsächlich
risikolos, weil er jederzeit seine Bürger über höhere Steuern zur Kasse bieten
kann. Dadurch unterscheidet sich der Staat von allen anderen Schuldnern. Leider
gilt diese Regel nicht für die Euro-Zone: Die Staaten kassieren bereits an die
50 Prozent der Wertschöpfung, in einigen Staaten sind es sogar mehr als 50
Prozent, noch höhere Abgaben sind nicht
vertretbar. Oder: Deutschland muss sich an einer Schuldentilgung der schwachen Euro-Länder
beteiligen: das wäre das Aus der Merkel- / Schäuble-Regierung. Diese haben
schon mehrmals das Wort gebrochen, aber diesen Wortbruch würde auch der
strammste CDU-Parteimann Merkel nicht verzeihen.
"Entbürokratisierung"
Die von der Wirtschaft abhängige (Economiesuisse und der Schweizerische Gewerbeverband haben die Abstimmungskampagne für die USR III geführt, nicht die Freisinnige Partei) FDP.Die Liberalen mit FDP-Präsidentin Gössi (SZ), SR Müller (AG), NR Fluri (SO) und SR Noser (ZH) an der Spitze, assistiert von der Versicherungs-Lobbyistin NR Markwalder aus Burgdorf und von Frau NR Fiala (ZH), die in den Zürcher Stadtrat gewählt werden will (das braucht Geld, das hat Frau Fiala so nicht flüssig; es liegt nicht auf der Strasse) erblöden sich nicht, eine Reduktion der Bankenauflagen („Entbürokratisierung“) zu fordern und werden dabei, wie könnte es anders sein, von der wirtschaftshörigen NZZ unterstützt. Sie verlangen eine Rückkehr zur „Selbstverantwortung“, zur „Selbstkontrolle“. Das schleckt nicht einmal mehr eine Geiss weg.
Angesichts der
Charaktere, des Verhaltens von Bank-Verwaltungsräten, von Bank-CEOs, von Bank-Manager,
von Bankern – die Ausnahmen bestätigen die Regel – wäre das die GRÖSSTE Dummheit.
Angesichts der Gier
nach Geld, der gierigen Seilschaften braucht es einen STARKEN STAAT!
Daher:
"Schweiz
forciert Kampf gegen Geldwäsche"
"Finanzaufsicht setzt 21 Banken auf
Hochrisikoliste / Absage an Deregulierung"
"Frankfurter Allgemeine Zeitung" vom Mittwoch,
05.04.2017
"rit. BERN, 4. April. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) will ihren Kampf gegen Geldwäsche in der Schweiz weiter
forcieren. Dabei konzentriert sie sich auf insgesamt 21 Schweizer Banken, bei
denen sie das Risiko als besonders hoch einschätzt, dass diese über
betrügerische Kunden in krumme Geschäfte verwickelt sein könnten. Die Namen
dieser Institute gibt die Finma nicht preis. Es handele sich um Banken
verschiedener Größen und aus unterschiedlichen Sprachregionen, sagte der Finma-Direktor
Mark Branson auf der Jahrespressekonferenz seiner Behörde in Bern.
Anlass für einen verschärften Blick der Aufsicht gibt es
genug: Schweizer Banken waren 2016 in deutlich
mehr Geldwäschefälle involviert als im Jahr zuvor. Der Ausgangspunkt war dabei
meistens Korruption. Insgesamt bearbeitete die Finma 22
Fälle, in denen Sorgfaltspflichten auf dem Feld der Geldwäsche verletzt wurden.
2015 waren es „nur“ neun Fälle dieser Art. Branson sieht in diesem Anstieg den
Beweis, dass die Bekämpfung der Geldwäsche für den Finanzplatz Schweiz von
zentraler Bedeutung ist – „und dass in den vergangen Jahren nicht alles richtig
gemacht worden ist“.
Zu den größten Geldwäschefällen, in die Schweizer Institute
verstrickt waren, zählt der Korruptionsskandal rund um den malaysischen
Staatsfonds 1MDB. Als Drehscheibe für dubiose Transaktionen diente insbesondere
die Tessiner Bank BSI. Deren Kontrollsysteme
hatten komplett versagt. Zur Strafe ordnete die Finma im Mai 2016 die Liquidierung
der BSI an. Auch die kleinere Falcon Private Bank musste
schwer büßen. Ebenfalls involviert in diese Korruptionsaffäre sind die UBS sowie
vier weitere Schweizer Banken, deren Namen die Finanzaufseher noch nicht
veröffentlicht haben.
Branson gibt sich nicht der Illusion hin, Geldwäsche in
Zukunft ganz verhindern zu können: „Geldwäsche wird es immer geben, denn sie
geht ja von den Kunden aus.“ Aber Sorgen bereitet dem Finma-Direktor, wenn Banken
– wie bei 1MDB – die Alarmsignale übersehen [wollen]. „Solche Fälle schaden dem
Schweizer Finanzplatz und dessen Reputation.“ Wenn es um die Meldung
verdächtiger Überweisungen oder Transaktionen gehe, seien einige Banken immer
noch sehr zurückhaltend, monierte Branson. Vielfach
werde die beim Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement angesiedelte
Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) erst dann informiert, wenn bereits die
Medien über einen Vorfall berichteten. Inzwischen scheine sich diese
„Kultur“ aber zu verändern, sagte Branson mit Blick auf die Zahl der
Verdachtsmeldungen, die nach Angaben der MROS im Jahr 2016 um 23 Prozent auf
mehr als 2900 gestiegen sind.
In der Schweizer Finanzszene war zuletzt Kritik an der
harten Hand der Finma zu hören: Während das Rad der Regulierung in den
Vereinigten Staaten und Großbritannien zurückgedreht werde, halte die
Schweizer Aufsicht an den nach der Finanzkrise verschärften Vorschriften nicht
nur fest, sondern lege den Banken mit immer neuen Vorgaben zusätzlich Fesseln
an. Der Finma-Verwaltungsratspräsident Thomas Bauer wies diese Vorwürfe zurück:
„Wenn unter Deregulierung zu verstehen ist, dass bestehende Kapitalvorschriften
verwässert werden sollen, dann werden wir uns dagegen wehren.“ Eine starke
Kapitalausstattung der Banken sei das Fundament eines sicheren und gesunden
Finanzplatzes. „Machen wir nicht den Fehler und vergessen die Geschichte allzu
schnell“, mahnte Bauer mit Blick auf die Finanzmarktkrise von vor zehn Jahren,
in der die UBS als größte Schweizer Bank mit Milliardenbeträgen vom Steuerzahler
gerettet werden musste.
Branson betonte, dass das 1135 Seiten umfassende
Regelwerk der Finma deutlich kleiner sei als jenes anderer Aufsichtsbehörden.
Als Beispiel nannte er die Vereinigten Staaten: Die Ausführungsbestimmungen im
Dodd-Frank-Act, mit dem die Amerikaner auf die Finanzkrise reagiert hatten,
füllten 22000 Seiten."
Die Finma muss ihre Härte und Konsequenz gegenüber den Bankern
aufrechterhalten. Es wird erzählt, ein Bundesrat
möchte die Finma zurückbinden – exakt das
Falsche!
Wir erinnern uns:
Crédit Suisse-AFFÄREN;
damals hiess diese Bank noch „Schweizerische Kreditanstalt“
„Fiasko von Chiasso“
„Der Spiegel“
vom 25.04.1977
Das war der Anfang des jahrelangen unschweizerischen,
unseriösen CS-Geschäftsgebarens, dessen Auswirkungen heute noch nicht bereinigt
sind.
Der Gründer der „Schweizerischen Kreditanstalt“ – Zweck: Finanzierung
des Baus der Gotthardbahn – Alfred
Escher würde sich im Grabe umdrehen
Angesichts dieser Machenschaften und angesichts der
Zusammensetzung des CS-Aktionariats müsste dieser Bank die Bezeichnung „schweizerisch“
abgesprochen werden.
„Ein ungewöhnlicher Finanzskandal, bei dem eine Züricher
Großbank einige hundert Millionen Franken verlor, brachte das Schweizer
Geldgewerbe ins Gerede.
Ihre Solidität galt als unübertrefflich,
ihre Seriosität, Grundlage des Geschäfts, schien
untadelig: Die Bankiers der Schweiz wurden jahrzehntelang weltweit als
Vorbilder ihres Standes gefeiert.
Seit einiger Zeit allerdings leiden die "Gnome von
Zürich" unter ernsten Rufschäden. Pleiten von Privatbanken und
Fehlspekulationen selbst erster Adressen lädierten das einst makellose Ansehen.
Und als dann Ende vorvergangener Woche selbst eine der drei Großbanken, die Schweizerische Kreditanstalt (SKA),
eine peinliche Affäre eingestehen mußte, war der "Knacks im Image"
("Basler Zeitung") nicht länger zu leugnen.
Geniert hatten die SKA-Banker zu geben müssen, daß eine Viertelmilliarde Franken, die vor
allem Kapitalflüchtlinge aus Italien dem noblen Bankhaus (Bilanzsumme 42
Milliarden Franken, 9000 Beschäftigte) anvertraut hatten, in obskuren Kanälen verschwunden waren.
Kreditanstalt-Generaldirektor Heinz Wuffli gestand, daß leitende Herren der Tessiner Filiale in
Chiasso sich einer "massiven Verletzung" von "Sorgfaltpflichten
und Kompetenzen" schuldig gemacht hätten.
Angefangen hatte das "Fiasko von Chiasso ("Neue
Zürcher Zeitung" [-schon damals typisch „NZZ“: „Fiasko“]) -- das mit von
Insidern für möglich gehaltenen Verlusten von sogar 500 bis 750 Millionen Franken
fast Herstatt-Format gewinnen könnte -- offenbar schon vor Jahren, als die
Banken im Tessin immer heftiger darum wetteiferten, Fluchtgelder in
Milliardenhöhe aus dem krisengebeutelten Italien in die sichere Schweiz zu
schleusen.
Weil eine verzinsliche Direktanlage von Auslandskapital
in der Schweiz verboten ist, übernahmen die Banken die Gelder treuhänderisch,
um sie -- offiziell -- am Euromarkt in Obligationen zu investieren.
Daß das Riesenloch bei der SKA-Filiale in Chiasso
entstehen konnte, schreibt Wuffli nun dem "Klüngel von drei Direktoren" zu, die "außerhalb der Bank
eine Schubladenbuchhaltung führten". Anstatt auf den Euromarkt führten die
-- inzwischen beurlaubten -- Chiasseser SKA-Direktoren Ernst
Kuhrmeier, Meinrad Perler und Claudio Laffranchi Kundengelder an eine
Liechtensteiner Finanz-Holding ab, die zur Pleitefirma wurde.
Die riskanten Investitionen und der nie versiegende
Nachschub neuen Fluchtgeldes erlaubten es den ehrgeizigen SKA-Bankern in
Chiasso offenbar, ihren Kunden höhere Zinsen zu zahlen als die Konkurrenten --
ob nur zum eigenen Ruhm oder auch zur persönlichen Bereicherung, ist völlig
ungeklärt.
Den Namen der Holding, bei der die Fluchtgelder landeten,
wollen die Banker nicht preisgeben. Wuffli: "Die Firma trägt einen
Phantasienamen" und umfasse "vier bis fünf
Unternehmenskomplexe". Experten sind sicher, daß die italienische
International Wine and Food Co. (Winefood) dazu
zählt.
Die Winefood, eine mit
über 30 Tochtergesellschaften und einer Holding in Mauren (Liechtenstein) ausgestatteten
Firma, geht allerlei Geschäften nach. Neben italienischen Weinproduzenten wie
der Chianti Melini S.P.A. in Pontassieve oder der Lamberti S.P.A. in Lazise sul
Garda besitzt die Gesellschaft in Italien Salamifabriken und Restaurants,
Hotels und Immobiliengesellschaften. Tochterfirmen in Frankreich, Belgien,
Kanada, den USA und ein Kontaktbüro in München sorgten für internationales
Geschäft. Schweizer Bankiers wollen wissen, daß die SKA-Direktoren überdies
Kundengelder über Liechtenstein italienischen Immobilienfirmen anvertrauten.
die alles andere als erfolgversprechende Bilanzen aufwiesen. Auch dubiose
Holdings gelten Insidern als beliebte Partner der Tessiner SKA-Direktoren, die bei ihrem Versuch, die Millionen aus dem
Süden unterzubringen, kaum ein Risiko scheuten.
Die Geschäfte der Herren Kuhrmeier, Laffranchi und Perler
seien "ohne Wissen und Wollen" der Bankleitung gelaufen, beteuert
Wuffli. Und: "Das Grundproblem ist, daß nichts über unsere Buchhaltung
gelaufen ist. Das ist natürlich sehr unangenehm. Unser Geschäft basiert auf dem
Vertrauen. Und dieses wurde hier schwer mißbraucht."
Tatsächlich lief der Schwindel über eine separate
Buchführung der im gleichen Hause wie die SKA-Filiale domizilierten
Anwaltskanzlei Noseda und Maspoli -- und konnte so lange Zeit kaschiert werden.
Maspoli sitzt im Verwaltungsrat der Winefood.
Vorsichtshalber stellten die Bankleute der SKA in Chiasso
Scheinbelege aus, die gemäß Bankreglement von zwei zeichnungsberechtigten
Angestellten unterschrieben wurden.
"Gegen solche Praktiken", beteuert Wuffli,
"kann man nichts machen. Da nützen die besten Kontrollen nichts."
Daß er seine Kompetenzen überschritten habe, bestreitet
indes der suspendierte Direktor Meinrad Perler: "Von den rund 280
SKA-Angestellten in Chiasso hatten 35 die Unterschriftsberechtigung. Die Schuld
muß also nicht unbedingt einen der Direktoren treffen." Die beiden anderen
Kollegen Perlers hielten sich an das von der Bankspitze verfügte Redeverbot.
Angesichts der Höhe der Verluste glauben fast nur noch
die Züricher SKA-Bosse selbst an ihre immer wieder wiederholten Behauptungen,
sie hätten erst Mitte März von den fragwürdigen Transaktionen erfahren.
Mitte März -- das war immerhin noch 14 Tage vor der diesjährigen Generalversammlung, auf der kein Wort über
die Affäre fiel, kein Hinweis auf die Verluste gemacht wurde und die Banker
ihre Erfolge feierten.
Durch den "Millionen-Skandal bei der
Kreditanstalt" ("Tat") kommt zwar kein Kunde zu Schaden, denn
die Verluste sind durch Rückstellungen gedeckt. Doch bei kleineren Instituten,
die ähnlichem Geldhandel nachgehen, könnten die Folgen durchschlagen.
So hatte zum Beispiel die Privatbank Weißcredit in Lugano wenige Wochen vor der SKA-Affäre
zugeben müssen, sie habe über 100 Millionen verloren. Auch die Privatbankiers
hatten sich nach Art der SKA-Direktoren verspekuliert. Sie mußten die Schalter
schließen. Die verbleibenden Aktivposten der bankrotten Weißcredit landeten
schließlich bei der Schweizerischen Kreditanstalt -- zusammen mit
Weißcredit-Manager 5. Demiéville, seit dem 1. April in der SKA-Generaldirektion
zuständig für die Filialen im Tessin.
Die Pleite hat
durchaus ansehnliche und zahlreiche Vorbilder. Denn die stolze Schweizer
Bankenwelt leistete sich in den letzten Jahren zum Teil großkalibrige
Millionen-Skandale.
36 Banken sind seit 1970 wegen Pleiten und Übernahmen vom
Finanzplatz Schweiz verschwunden, rund 20 Bankinstitute waren in Affären
verwickelt:
* Die Banque de Crédit International
in Genf fallierte und zwang ihren Teilhaber, die
Hessische Landesbank. 345 Millionen Franken abzuschreiben;
* 220 Millionen büßte die Lloyds
Bank in Lugano durch Devisenspekulationen ein;
* 200 Millionen fehlten nach Kakao-Spekulationen bei dem
Schweizer Ableger der United California Bank;
* 142 Millionen verlor die Schweizerische
Bankgesellschaft [heute in der UBS aufgegangen] ebenfalls durch
Devisenspekulation;
* 93 Millionen verschwanden auf noch nicht geklärte Weise
bei der Zürcher Zentrum-Bank.
Als jetzt mit dem Millionen-Verlust
auch noch die renommierte, 121 Jahre alte Kreditanstalt in den Ruch der
Wirtschaftskriminalität und Mißwirtschaft geriet, schien dem Züricher
"Tages-Anzeiger" des Landes teuerstes Gewerbe in Gefahr zu kommen: "Wenn es selbst ersten Adressen nicht
mehr gelingt, die Geschäfte so zu kontrollieren, daß Chiasso-Fälle nicht
vorkommen, wie muß es dann bei den anderen 560 Banken und Finanzgesellschaften
in der Schweiz aussehen?"
Wie die Geschichte seit dem Chiasso-Skandal zeigt, hat sich
das Schweizerische Bankgewerbe in Wirtschaftskriminalität und Misswirtschaft
und Steuerhinterziehung vertieft –die Ausnahmen bestätigen die Regel.
Eine ganz dumme Entschuldigung: Dies oder das ist in der Schweiz
nicht strafbar – aber in den USA oder in niederen Ländern, nämlich da, wo der
Bankkunde lebt.“
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