Artikel: „Bürger, Schweizer“
F.A.Z. vom 02. März
2013, „Feuilleton“, Seite 35, verfasst von „kau.“
Link: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/pseudo-liberalismus-buerger-schweizer-12099660.html
Link: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/pseudo-liberalismus-buerger-schweizer-12099660.html
Das
ist die sich liberal missverstehende Litanei, die seit einiger Zeit den
Liberalismus samt Marktwirtschaft in Verruf bringt.
(eine höchst geistreiche, zutreffende
Analyse)
Erstens geht es
nicht. Ausserdem ist es reiner Neid, zweite Todsünde von oben, gleich nach
Hochmut. Drittens wird es schlimme Folgen haben, Arbeitsplätze, Kapitalflucht
und so. Viertens regelt sich sowieso alles von selbst, siehe Wettbewerb. Und
wenn es sich fünftens nicht regelt, dann eben, weil es erstens bis drittens
nicht geht oder diejenigen, die das Recht dazu haben, es sechstens gar nicht
wollen. Das ist die sich liberal missverstehende Litanei, die seit einiger Zeit
den Liberalismus samt Marktwirtschaft in Verruf bringt. Egal, ob es um Kennzeichnungspflichten
für Lebensmittel geht oder Strompreise, um Vermögens- und Transaktionssteuern
oder, wie jetzt, um absurde
Bonuszahlungen im Bankensektor und der Grossindustrie. Immer werden uns
schlimme Konsequenzen in Aussicht gestellt, wenn Marktergebnisse staatlich
korrigiert werden oder gar Verbote ausgesprochen. Dabei könnte beispielsweise kein Mensch sagen, was das wäre, der
„Marktpreis für Manager", im Unterschied etwa zu Verabredungen unter Interessierten.
Oder will jemand behaupten, auch hierbei handele es sich um ein dezentrales Entdeckungsverfahren,
das uns mit der Information versorgt, das Grenzprodukt eines Chefs liege im
hohen zweistelligen Millionenbereich? Wieso tat es das eigentlich früher nicht?
Waren sie nie wertvoller als heute? Und was ist mit all den Angestellten,
von denen es immer heisst, die Firmen bekämen sie nur, wenn man sie mit Geld
überhäufe? Wie viele von ihnen drohen denn plausibel mit Abwanderung, mit Unersetzbarkeit?
In der Schweiz
kommen die unanständigen Zugriffe jetzt zur Volksabstimmung. In der Schweiz
also, mit ihrer notorisch wirtschaftsfeindlichen Bevölkerung, die, seit jeher
unbesorgt um den Standort, schon immer anfällig für sozialistische Illusionen
zentralstaatlicher Anmassung war? Gut also, dass es die Schweiz ist. Wenn es
dort geht, bürgerliche Massstäbe politisch durchzusetzen, geht es überall.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen