Samstag, 5. März 2016

Freiburg im Breisgau - Universität: Doping in Freiburg - Stochern im Sumpf



Freiburg im Breisgau – eine vom Bündnis 90/die Grünen beherrschte Stadt – mit einem unglaublichen Skandal und – das betrifft die Grünen, den grünen Oberbürgermeister vor allem – mit einer skandalösen Aufklärungsgeschichte! 
Wie reagiert die Zivilgesellschaft auf diesen jahrelangen Aufklärungsskandal? Sind neben einem renommierten Freiburger Rechtsanwalt - siehe Text - noch andere Personen aus Freiburg darin verwickelt? 
Wo sind die Saubermänner, -frauen, die Moralisten der Grünen?

„Doping in Freiburg - Stochern im Sumpf“

„Neue Zürcher Zeitung“ ("NZZ") vom Donnerstag, den 03.03.2016

Résumé:
„Es gibt allerdings immer mehr Ungereimtheiten. Seit längerem ist bekannt, dass eine hochrangige Justiziarin der Universität von 2007 bis 2012 fünf Kisten mit zentralen Akten zum einstigen sportmedizinischen Doyen und Olympiamediziner Joseph Keul in ihren Privaträumen deponiert hatte. Um sie vor den Augen der Aufklärer zu verbergen?
Die Universität will diese Frage bis heute nicht schlüssig beantworten. Am Mittwoch dieser Woche geriet der Uni-Rektor Schiewer noch stärker unter Druck. Ein ehemaliges Kommissionsmitglied enthüllte, dass ein renommierter Freiburger Rechtsanwalt für beide Seiten tätig war: Doper und Aufklärer. In den 1990er Jahren vertrat er anwaltlich den ebenso legendären wie umstrittenen «Doc» Armin Klümper.“

Text:
„Die Freiburger Doping-Kommission tritt wegen Differenzen mit der Universität nach neun Jahren Forschung zurück – doch sie will auf eigene Faust weitermachen.

Ärzte des sportmedizinischen Instituts der Universität Freiburg haben Radfahrer beim Doping unterstützt.

Freiburg war über vier Jahrzehnte hinweg das Zentrum systematischer Manipulationen im westdeutschen Leistungssport. Erst als das deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» im Jahr 2007 aufdeckte, dass Freiburger Universitätsärzte das einstige deutsche Vorzeige-Radteam Telekom/T-Mobile mit Doping versorgt hatten, endete die Praxis des Betrugs. Die Universität und deren Klinik sahen sich unter dem Druck der Medien gezwungen, unabhängige Expertenkommissionen einzuberufen, die sich mit der Doping-Historie der sportmedizinischen Einrichtungen in der Stadt befassen sollten. Die erste Kommission überprüfte zwei Jahre lang die «Spiegel»-Story und kam am Ende zum Ergebnis: Sie stimmt.

Der grösste Skandal
Die zweite Kommission, zunächst mit acht Mitgliedern, sollte die Geschichte der Freiburger Sportmedizin generell untersuchen. Erste Experimente mit leistungssteigernden Substanzen wurden dort schon in den 1950er Jahren gemacht. Doch erst in der Ära des Kalten Krieges, mit dem Wettstreit des Westens und des Ostens auch auf dem grossen Feld des Sports, kam die Doping-Maschinerie im sportmedizinischen Zentrum Westdeutschlands in Fahrt. Die einstigen Spitzensport-Mediziner Joseph Keul und Armin Klümper testeten Medikamente an deutschen Kaderathleten. Unter ihrer Regie wurden ganze Teams medikamentös unterstützt – häufig mit Steuergeldern. Sportpolitiker deckten die medizinische Offensive, die Freiburger Universität und ihre renommierte Klinik verstrickten sich heillos in den grössten Skandal des Sports im Westen Deutschlands.

So viel weiss man heute. Was fehlt, ist ein umfassender Bericht über das Ausmass der Manipulationen und die Beteiligung von Politikern und Funktionären des Sports spätestens seit den 1970er Jahren. Und vor allem: eine Antwort auf die Frage, warum der Betrug nicht schon viel früher aufflog. Von 2007 bis 2016 widmete sich die von der Universität einberufene Kommission diesen Fragen und ist nun krachend gescheitert. Zuletzt gehörten der Gruppe noch sechs namhafte Anti-Doping-Experten dreier Länder an, unter ihnen der Professor Hans Hoppeler vom Institut für Anatomie der Universität Bern. «Im Sinne einer wahrhaftigen Aufklärung können wir keine Kompromisse bei der uns garantierten uneingeschränkten Unabhängigkeit der Kommission eingehen», schrieben Hoppeler und vier seiner Kollegen am Dienstag ihrem Auftraggeber, der Universität. Und demissionierten gleichzeitig unter Protest.

Bremsen im Innern
Nur die Vorsitzende der Kommission, die Kriminologin und Mafia-Expertin Letizia Paoli von der Universität Löwen in Belgien, wartete mit dem Rückzug. Sie ist über einen Vertrag ihrer Uni mit derjenigen in Freiburg gebunden und kann nicht einfach so zurücktreten. Doch alle sechs Forscher sind sich einig in ihrer Kritik: Die Freiburger Hochschule und ihre Klinik hätten zwar nach aussen hin stets rigorose Aufklärung propagiert. Nach innen hin sollen die mit der Aufklärung beauftragten Kommissionsmitglieder aber nach Kräften gebremst worden sein. Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer wies das immer wieder zurück und er erklärte auch in dieser Woche, die Hochschule habe «die wissenschaftliche und inhaltliche Unabhängigkeit» der Expertengruppe nie infrage gestellt.

Es gibt allerdings immer mehr Ungereimtheiten. Seit längerem ist bekannt, dass eine hochrangige Justiziarin der Universität von 2007 bis 2012 fünf Kisten mit zentralen Akten zum einstigen sportmedizinischen Doyen und Olympiamediziner Joseph Keul in ihren Privaträumen deponiert hatte. Um sie vor den Augen der Aufklärer zu verbergen?

Die Universität will diese Frage bis heute nicht schlüssig beantworten. Am Mittwoch dieser Woche geriet der Uni-Rektor Schiewer noch stärker unter Druck. Ein ehemaliges Kommissionsmitglied enthüllte, dass ein renommierter Freiburger Rechtsanwalt für beide Seiten tätig war: Doper und Aufklärer. In den 1990er Jahren vertrat er anwaltlich den ebenso legendären wie umstrittenen «Doc» Armin Klümper.

Klümper als Schlüsselfigur
Heute weiss man, dass Klümper eine Schlüsselfigur des Dopings in Westdeutschland war. Gleichwohl durfte der Anwalt in der Phase der Aufklärung gleich mehrmals beratend für die Universitätsklinik und die Uni selbst tätig werden. 2007 und 2008 beriet er die Kommission, die sich mit dem systematischen Radsport-Doping bei Telekom/T-Mobile befasste. Im vergangenen Jahr wirkte er als Rechtsberater des Uni-Rektors. Ausgerechnet er wurde mit der juristischen Prüfung eines 530-Seiten-Gutachtens betraut, das der Anti-Doping-Forscher Andreas Singler über Klümper erstellt hatte.

Der Anwalt selbst sieht darin keinen Interessenkonflikt. «Ich habe Klümper in den 1990er-Jahren anwaltlich vertreten», bestätigte er der «Badischen Zeitung» in Freiburg. «Ich hatte danach aber nie wieder Kontakt zu ihm und sehe mich in dieser Angelegenheit keineswegs als befangen an.» Der Mainzer Wissenschafter Singler sieht das ganz anders. Die Tatsache, dass Klümpers Ex-Anwalt nun die Universität ausgerechnet bei der Aufklärung von Klümpers Vergangenheit beraten durfte, hält er «für einen Skandal, der dringend aufklärungsbedürftig ist».

Kein Mantel des Schweigens
Wer gehofft hatte, dass mit dem Rücktritt der Kommission am Dienstag endgültig der Mantel des Schweigens über die westdeutsche Doping-Historie gelegt werden würde, sah sich allerdings umgehend enttäuscht. Die Wissenschafter bekräftigten mit Nachdruck, dass sie auch künftig im Sumpf des sportmedizinischen Standorts Freiburg stochern wollten. Fritz Sörgel, ein Pharmakologe aus Nürnberg, sagte: «Dass die Kommissionsmitglieder ihre eigene Sicht der Dinge in einer gesonderten Publikation zur Kenntnis bringen werden, liegt auf der Hand.»

Doch nicht nur die Wissenschafter selber wollen nun auf eigene Faust und unabhängig weitermachen. Auch die Universität Freiburg kann es sich nicht leisten, ihre Bemühungen einzustellen. Sie will noch im März eine eigene «Forschungsstelle Doping und Sportmedizin» ins Leben rufen. Die bisher fertiggestellten Gutachten aus den neun Jahren Kommissionsarbeit sollen nach dem Willen der Universität auf jeden Fall veröffentlicht werden.

In Freiburg wird im Augenblick engagiert darüber gestritten und debattiert, wie intensiv die «juristische Prüfung» dieser Gutachten ausfallen wird – und was am Ende dann tatsächlich noch drinsteht in dem Haufen Papier.

Sicher ist in dem zähen Ringen im Augenblick nur: Die grössten Enthüllungen stehen erst bevor.

Zum Thema 

"Doping-Skandal in Deutschland" - "Sie nannten ihn Guru"
"Neue Zürcher Zeitung" vom 22.04.2015;

Link: (inkl. Foto von Dr. Armin Klümper):  http://www.nzz.ch/sport/der-doping-guru-1.18527605
Wer sich in Freiburg vom Sportmediziner Armin Klümper behandeln liess, wurde schnell gesund und oft auch leistungsfähiger. Nun gibt es Beweise dafür, dass er systematisch und grossflächig dopte.


Deutschland ist voller Sümpfe der Prominenz - Uni Freiburg, Deutsche Bank, Deutscher Fussball-Bund, VW, Flughafen Berlin-Brandenburg (BER); Elb-Philharmonie (Hamburg); Deutsche Bundeswehr (mangelhafte, defekte, fehlende Ausrüstung) - "Stuttgart 21" wird sicher wieder aktuell werden.

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