Mittwoch, 6. Februar 2013

Das ist Deutschland III

Skandalgeschütteltes Deutschland
Nazi-Teppich hängt jahrzehntelang im Kanzleramt

t-online, Spiegel online, vom 29.01.2013, 17:03 Uhr (Quelle: dpa)
Link: Raubgut der Nazi


Raubgut der Nazis im Kanzleramt: 60 Jahre lang schritten die Großen der Großen an ihm vorüber, doch er blieb unentdeckt. Bis jetzt! Laut einem Bericht im "Spiegel" soll ein Wandteppich im Kanzleramt aus der persönlichen Sammlung von "Reichsmarschall" Hermann Göring stammen.
Bei seinen Recherchen stieß der "Spiegel" auf mehr als 2.500 Kunstschätze, die entweder in den Archiven von deutschen Museen lagerten oder als Leihgaben an insgesamt 18 verschiedene Bundesdienststellen gingen. Bei den Wertgegenständen handele es sich um Gemälde, Möbelstücke oder auch Skulpturen, die unter dem nationalsozialistischen Regime in ganz Europa geraubt worden waren.
In den Sammlungen der Museen befinden sich aber auch persönliche Wertgegenstände der Nazi-Größen, wie etwa eine Platinuhr, die Adolf Hitler seiner Eva zum Geburtstag geschenkt haben soll.

Vorschnelles Urteil
Bis 1966 versuchten Bund und Länder die rechtmäßigen Besitzer der Raubgegenstände zu finden. Danach erklärte der damalige Bundesschatzminister Werner Dollinger (CSU) die Nachforschungen als abgeschlossen. "Man habe einen Schlussstrich unter eine leidvolle Angelegenheit gezogen.", zitiert der "Spiegel" Dollinger aus den Archiven.

Mammutprojekt
Die "leidvolle Angelegenheit" ist jedoch nach wie vor alles andere als geklärt: Ein Gros der geraubten Besitztümer konnte immer noch nicht den rechtmäßigen Besitzern oder Erben zugeordnet werden. Zwar beschäftigt der Bund eine „Arbeitsstelle für Provenienzrecherche und Provenienzforschung", doch leidet diese offenbar an einem massiven Personalproblem: Die vier Mitarbeiter der Kommission haben im 60-jährigen Bestehen ihrer Dienststelle gerade einmal 84 Nachforschungsprojekte in den 6.300 deutschen Museen ankurbeln können.
Gerade in Bayern stehen die Ermittler einer unüberschaubaren Masse an möglichem Nazi-Raubgut gegenüber: Eine einzige Fachkraft soll die Herkunft von 4.400 Gemälden und 770 Skulpturen überprüfen.
Der ehemalige Kulturstaatsminister Michael Naumann fordert deshalb die Bundesregierung auf, dem Problem mehr Aufmerksamkeit zu schenken. "Der Gesetzgeber muss die Rückgabeansprüche konkretisieren", sagte Naumann dem Magazin. Um die Nachforschungen effizienter zu gestalten, benötige es vor allem eine Aufstockung des Etats.

Teppich soll entfernt werden
Angesichts der "Spiegel"-Enthüllungen dürfte sich die Freude von Frau Merkel jedoch in Grenzen halten. Wie die "Daily Mail" berichtet, soll das Kanzleramt bis zum Ende der Woche von Nazi-Raubgut befreit werden. Was mit dem Teppich geschieht, ist bisher unklar.
Quelle: Spiegel Online, t-online.de
   
Rhoenblicks Kommentar zu Werner Dollinger
 Werner Dollinger hat einen Schlussstrich unter eine leidvolle Angelegenheit gezogen. Deutschland wird immer wieder von der braunen Vergangenheit eingeholt. Warum? Weil in der Nazi nicht entfernt wurden sondern wieder in ihre alten Stellen einrückten: so in das deutsche Auswärtige Amt, so in die deutsche Justiz auf allen Etagen und weil es eifrige Politiker und Minister gab, die das Versagen möglichst rasch unter den Tisch kehren wollten. So Werner Dollinger, CSU, Bundesschatzminister. 1966 erklärte er die Nachforschungen betreffend die rechtmäßigen Besitzer von Raubgegenständen aus der Nazi-Zeit als abgeschlossen. "Man habe einen Schlussstrich unter eine leidvolle Angelegenheit gezogen.", zitiert der "Spiegel" Dollinger aus den Archiven. Werner Dollinger (* 10. Oktober 1918 in Neustadt an der Aisch; † 3. Januar 2008 ebenda). Der Zweite Weltkrieg brach im September 1939 aus. Dollinger war damals 21 Jahre alt und studierte. Er beendete sein Studium 1940 als Diplom-Kaufmann. Trotz Krieg arbeitete Dollinger an einer Dissertation mit dem Titel „Die Wandlungen und die Strukturveränderungen in Deutschlands Industrie und Handwerk sowie in Handel und Verkehr samt den Ursachen, dargestellt an Hand der Volks-, Berufs- und Betriebszählungen von 1925 und 1933“, die er mitten im Kriege 1942 mit dem Dr. rer. pol. abschloss. Als 25-jähriger wurde er Soldat. Nach dem Krieg war er Politiker der bayerischen CSU. Er war von 1962 bis 1966 Bundesschatzminister, von 1966 bis 1969 Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen. Im Bundestagswahlkampf 1980 gehörte Dollinger zur Wahlkampfmannschaft der CDU/CSU, die Kanzlerkandidat Franz Josef Strauß am 6. Juni 1980 in Bonn vorstellte und aus deren Kreis Strauß im Falle eines Wahlsieges die wichtigsten Kabinettsposten besetzen wollte. Unter Kohl war Dollinger von 1982 bis 1987 Bundesminister für Verkehr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen