Dümmer geht’s nimmer!
Spitzensaläre „Alles für weniger“
„Weltwoche“ vom 24. Januar
2013 Nr. 4, verfasst von Urs Paul Engeler
Vorbemerkungen
Den Banken die Flügel stutzen!
Im September
2009 forderte Nicolas Hayek anlässlich einer Pressekonferenz in Bern gemeinsam
mit den Politikern Christoph Blocher (SVP) und Christian Levrat (SP), die
seiner Einladung gefolgt waren, dass Schweizer Grossbanken wie UBS und Crédit
Suisse künftig nicht mehr so gross sein dürfen, dass der Staat sie nicht
scheitern lassen kann («Too Big to Fail»). Staatliche Regeln
müssten daher den Banken «die Flügel stutzen». Gemeinsam stemmten sie sich
dagegen, dass es nach der Krise so weitergehe wie bis dahin.
Zur Weltwoche, ihrer Agitation gegen die
Abzocker-Initiative und die Hayeks:
Es ist Urs Paul
Engeler, der die Hayeks, d.h. die Swatch Group aus Beispiel ausgelesen hat, um
- wie er meint, erfolgreich - darzulegen, dass niemand von der Gesetzesflut
gegen die Abzockerei profitiere. Nur die Psyche der Neider werde kurzfristig beruhigt.
Ganze 4 Seiten
– ein Artikel, ein Beitrag über die Hayeks und ihr Schicksal, wenn dem Rufe der
Strasse gehorcht wird (Engeler), eine Kolumne Engelers, gemäss der man doch der
Abzocker-Initiative zustimmen kann, und die Liste der Toppverdiener der Schweizer
finden sich in dieser Weltwoche-Nummer, die meint, eine Breitseite gegen die
Minder-Initiative zu feuern, aber zu kurz schiesst, auf sich selbst schiesst.
Ich werde mich
in verschieden Beiträgen mit der Argumentation der „Weltwoche“ und ihrem
Paradebeispiel, den Hayeks bzw. der Swatch Group auseinandersetzen.
Ich unterstütze Herrn Minder, Ständerat des Kantons Schaffhausen
mit einer Spende und meiner Stimme als Auslandschweizer. Herr Minder hat auch
Ihre Unterstützung verdient.
Die Swatch Group ist eine an der Börse kotierte
Publikums-Aktionärsgesellschaft. An der GV in Biel am 16. Mai 2012 waren 2‘307
Aktionäre oder 76, 8 Prozent der stimmberechtigten Aktien vertreten.
2’307 Aktionäre-
nicht nur die Hayeks - an der GV 2012!
Urs Paul Engeler
kann nicht rechnen! Er nimmt an, dass dem Ruf der Strasse (!) folgend, die Hayeks
auf zusammen 10,25 Millionen Franken Einkünfte verzichten müssten. Das würde,
schreibt er, dem Inhaber einer Namensaktie gerademal 3,68 Rappen mehr an
Dividende geben, dem Besitzer einer Inhaberaktie 18,4 Rappen mehr. Das ist in Engeler
Augen lächerlich Nun, die Inhaber-Aktie hat einen Nominalwert von 225 Rappen: eine
um 18,4 Rappen grössere Ausschüttung gäben eine um 8 % höhere Dividende! Das isch
nümme nüt!
Urs Paul Engeler
behauptet, dass das „was den Hayeks genommen werden könnte (!) käme fast zur
Hälfte durch die Nebentür wieder herein“. Stimmt nicht! Die Hayeks und andere,
so die Schneider-Ammanns halten rund 64 Millionen Namenaktien. Durch die
Erhöhung der Dividenden bekämen diese Personen - nicht nur die Hayeks - 2,4
Millionen Franken mehr an Dividenden, über die 1775 Inhaberaktien noch CHF
326,60 dazu. Also rechne: den Hayeks „genommen“: 10,25 Millionen Franken; einer
ganzen Gruppe von Personen, darunter auch den beiden Hayeks gegeben: 2,4
Millionen Franken. Die Hayeks würden mindestens 8 Millionen weniger erhalten. Verkauft
uns eigentlich ein Urs Paul Engeler für dumm?
Weiterer Kommentar
am Ende des Artikels von Urs Paul Engeler
Artikel von Urs
Paul Engeler
"Niemand profitiert von der Gesetzesflut gegen die «Abzockerei». Nur die
Psyche der Neider wird kurzzeitig beruhigt.
Nick Hayek und
seine Schwester Nayla Hayek sind Abzocker. So will es der aktuelle
Sprachgebrauch. Am Stammtisch, in Leserforen und in sozialistisch-grünen
Umverteilungsgrüppchen werden Manager mit solchen Salären gar als «üble»,
«unanständige» oder «verdammte» Abzocker betitelt. Im Jahr 2011 verdiente Nick
Hayek als CEO der Swatch Group 6,36 Millionen Franken, Nayla Hayek als
Präsidentin des Verwaltungsrats liess sich 3,89 Millionen Franken auszahlen.
Damit lagen die beiden auf den Plätzen 17 und 33 der Liste der Schweizer
Top-Verdiener*. Zum Vergleich: UBS-Chef Sergio Ermotti (6,35 Millionen)
erreichte Rang 18, Ex-UBS-Präsident Oswald Grübel (2,23 Millionen) Rang 38,
CS-Chef Brady Dougan (5,82 Millionen) Rang 21. EMS-Chefin Magdalena
Martullo-Blocher figuriert nicht einmal in diesem Katalog der Top-Kassierer.
Die Hayek-Geschwister stehen also im Visier der anrückenden Lohn-Jäger.
Nun nähren Thomas
Minders «Abzocker»-Initiative wie der nicht minder monströse Gegenvorschlag
beim verwirrten Volk der Neider die Hoffnung, mit der Begrenzung solcher Löhne
falle dem kleinen Mann oder dem Staat mehr Geld zu. Beides ist falsch. Bei
einer Reduktion der Saläre profitierten die Aktionäre, die sich den Gewinn
teilen, in einem Ausmass, das sie gar nicht spüren. Die Steuerbehörden müssten
sogar Verluste registrieren.
Die dynamische und
ausserordentlich erfolgreiche Swatch Group, die einen Umsatz von rund acht
Milliarden Franken erzielt, besteht kapitalmässig aus 124 045 000 Namensaktien
mit einem Nominalwert von 45 Rappen und aus 30 840 000 fünfmal
wertvolleren Inhaberaktien (Nominalwert Fr. 2.25). Im Jahr 2011 erzielte
der Konzern einen Gewinn von 1,61 Milliarden Franken. Die Generalversammlung
beschloss, die Inhaberaktionäre mit einer Dividende von Fr. 5.75 pro Aktie
zu entschädigen und die Namenaktionäre mit einer solchen von Fr. 1.15 pro
Papier.
Absurder Kampf
Wenn nun die
Generalversammlung, dem Ruf der Strasse gehorchend, entschieden hätte, die
beiden Firmenführer aufs Existenzminimum zu setzen und die Löhne der tüchtigen
Geschwister – zusammen 10,25 Millionen Franken – anteilsmässig unter den
Aktionären, den Inhabern der Firma, zu verteilen, so würden pro Namenaktie
ganze 3,68 Rappen (Rappen, nicht Franken!) und pro Inhaberpapier 18,4 Rappen
mehr ausgeschüttet. Oder anders gerechnet: Ein Sparer mit einem Paket von
vierhundert Swatch-Namenaktien im Wert von rund 36 000 Franken hätte
gerade mal Fr. 14.75 mehr einstreichen können. Ein Grossaktionär mit
tausend Inhaberpapieren (Wert: 527 000 Franken) hätte 184 Franken
gewonnen, die Pensionskasse, die fünf Millionen investiert hätte, dürftige 1745
Franken.
Der bescheidene
Effekt ist allerdings noch nicht die Pointe des absurden Kampfs gegen die
«Abzocker». Am meisten von der Umschichtung der Löhne in Aktionärsgewinne
profitierten die Familie Hayek und mit ihr verbandelte Leute. Denn per 31.
Dezember 2011, so der letzte verfügbare Geschäftsbericht, hielten und
kontrollierten der Hayek-Pool sowie die ihm nahestehenden Gesellschaften,
Institutionen und Personen (darunter die Langenthaler Ammann-Gruppe) 64 507 101
Namenaktien und 1775 Inhaberaktien; das sind insgesamt 41,7 Prozent der
Stimmen. Mit andern Worten: Was den Hayeks genommen werden könnte, käme fast
zur Hälfte durch die Nebentür wieder herein.
«Abzocker»-Initiative
wie Gegenvorschlag zielen nur auf eine Umverteilung innerhalb der
Gesellschaften, die dem Aktienrecht unterstellt sind. Der sogenannte kleine
Mann und die knapp wirtschaftende Frau, die keine Aktien halten, gewännen mit
den neuen Regeln selbst keinen einzigen und via Pensionskasse kaum ein paar
Franken. Und selbst wenn man die vielerorts vorherrschende und von links
verbreitete Irrlehre, die Reduktion der grossen Löhne käme der Allgemeinheit
zugute, doch durchrechnet, platzen lauter Illusionsblasen. Addiert man die
Löhne aller 35 in der Schweiz tätigen Manager, die im Jahr 2011 mehr als drei
Millionen verdient haben (das ist die von der SP definierte Grenze der
Unanständigkeit), so kommen genau 246,56 Millionen Franken zusammen.
Konfiszierte man diese Einkommen und verteilte man sie im Sinne der Sozialisten
auf die gesamte Bevölkerung, so bekäme jeder Einwohner ein besseres Nichts von
exakt 30 Franken und 80 Rappen zugeschickt.
Wer gar glaubt,
wenigstens der Fiskus profitiere vom neuen staatlichen Eingriff und von der
Beschränkung der hohen Löhne und Boni, der geht erst recht fehl. Die
Nivellierung der steuerbaren Einkommen heisst Verflachung der Progression
heisst weniger Abgaben. Wer drei Millionen Franken verdient, zahlt deutlich
mehr Steuern als tausend Personen, die 3000 Franken einnehmen.
Die Effekte der
populistischen Vorlagen sind ebenso klar wie ernüchternd: Die Aktionäre
heimsen wenig ein, die vielen Nichtaktionäre gar nichts, und die Steuervögte
haben sogar weniger in ihren Kassen. Nur die Neidgelüste sind gestillt.
* Quelle: www.moneyhouse.ch"
Kommentare
rolf kielholz
24.01.13 | 23:02 Uhr
Ja, meine Damen und
Herren: Sie alle, die Sie - wie auch ich - gute Gründe haben, dieser
unsäglichen Abzockerei einer kleinen Gruppe gieriger Menschen einen Riegel zu
schieben, werden durch die Auftritte eines gewissen Herrn Vasella (in diesen
Tagen am FS) kaum eines anderen belehrt....Die letztendlich entscheidende Frage
bleibt aber trotzdem: was ist zu tun, dass diese Herren nun endlich einmal
Vernunft annehmen, mit Intelligenz hat es anscheinend nichts zu tun...
Rhoenblicks Kommentar II:
Verkauft uns eigentlich
ein Urs Paul Engeler für dumm?
Ein schlechteres Beispiel
hätte Urs Paul Engeler nicht nehmen können, um gegen Minders Initiative zu
agitieren:
Das Hayek-Imperium hat der 2010 verstorbenen
Nicolas Hayek praktisch aus dem Nichts erschaffen.
Die nächste Generation profitiert von den
herausragenden Leistungen des Vaters:
Der Sohn, der von
Urs Paul Engeler erwähnte Nick (Georges Nicolas Hayek; geboren 1954) Hayek, war
Film-Regisseur. Er trat 1994, wie bei Familienimperien üblich, unter den Augen
seines Vaters in die Swatch Group ein und wurde am 01.01.2003 CEO der Swatch
Group.
Seine Schwester, Nayla
Hayek (geboren 1951) ist Dr. h.c. von der European University Montreux,
Montreux. Von rund 20 Distinghuished Guest Speakers sind 3 Hayeks: Nayla, Nick
und Marc. Nayla Hayek züchtet Araberpferde und führt in Schleinikon (Kanton
Zürich) ein Gestüt mit rund 50 Pferden. Sie ist Mitglied in der World Arabian
Horse Organization und seit dem Tod ihres Vaters 2010 Präsidentin des Verwaltungsrates
der Swatch Group. Nayla Hayek sitzt in über 30 weiteren Verwaltungsräten des
Swatch Konzerns. Sie ist die einzige Frau an der Spitze eines
Grossunternehmens, das an der SIX Swiss Exchange kotiert und im Swiss Market
Index enthalten ist.
Beide Hayeks sitzen im Verwaltungsrat und können
sich gegenseitig ihre Entschädigungen zuschanzen: Sie ihm, dem CEO; er ihr, der
Verwaltungsratspräsidentin.
Weitere Verwaltungsratsmitglieder
(Details siehe weiterer Beitrag) sind Esther
Grether, Ernst Tanner, Prof.
Dr. h.c. Claude Nicollier, Dr.
Jean-Pierre Roth.
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