Freitag, 14. Oktober 2016

Wie die Automobilindustrie dem Klimawandel schadet - am Beispiel der Deutschen Automobilindustrie- inbesondere VW, Daimler, BMW





Ausstoss von  CO2:

"Um rechtswidrige Manipulationen geht es allerdings beim Kohlendioxid CO2 gar nicht, sondern um Tricksereien, die der Gesetzgeber erlaubt. Das soll mit einem neuen Testverfahren, das zu realistischeren Ergebnissen führt anders werden."

"Der Haken an der Sache ist nur, dass die deutsche Autobranche und deren Verband vehement auf einen industriefreundlichen Umrechnungsfaktor zwischen jetzigem und künftigem Mess-Verfahren drängen. Dieser Umrechnungsfaktor würde dazu führen, dass die alten, geschönten Werte trotz neuer, besserer Mess-Methoden im Prinzip erhalten blieben; mit Billigung der Bundesregierung."


Inhaltsübersicht:
1) "Zetsche in Not"
2) „Wie die deutsche Autoindustrie CO2-Ergebnisse schönt, zeigt ein Prüfbericht der Kanzlei Freshfields für VW“

1) „Zetsche in Not“
„Weil VW beim CO2 weniger trickst, stellt sich die unangenehme Frage, warum Daimler (Zetsche, CEO) nicht nachzieht“ (Auszug)
„Süddeutsche Zeitung“ vom Donnerstag, den 13. Oktober 2016: von Klaus Ott, Katja Riedel

Berlin/München
„…
Bislang führen kräftige Tricksereien zu geschönten Messresultaten, mit denen die Grenzwerte wenn schon nicht in der Realität so doch zumindest auf dem Papier eingehaltenwerden. Das ist für die Branche deshalb bedeutsam, weil künftig hohe Strafen drohen, wenn die Limits überschritten werden. Wie groß das Problem ist, zeigen Untersuchungen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Das KBA prüft bei 53 Fahrzeug-Typen, wie hoch die Kohlendioxid-Emissionen wirklich sind. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt will die Ergebnisse, so heisst es in der Branche, im Dezember präsentieren. 30 Fahrzeug-Typen sind bereits vor Monaten negativ aufgefallen, weil sie mehr CO2 ausstoßen, als von den Herstellern offiziell angegeben.
Die Strategie der Autobranche, neue Grenzwerte aufzuweichen, gerät plötzlich durcheinander
Das ist ja das grosse Dilemma bei den Messungen im Verkehr: Getestet wird im Labor. Die Werte, die dort herauskommen; haben mit der Wirklichkeit nicht viel zu 'tun. Bei den Stickoxiden von Diesel-Fahrzeugen ebenso wie beim Kohlendioxid. Zu einem großen Thema ist das erst durch die Abgas-Affäre bei Volkswagen geworden.
VW hat jahrelang die Stickoxid-Messungen systematisch nicht nur geschönt, sondern sogar manipuliert. indem die Abgasreinigung nur auf dem Prüfstand funktionierte und auf der Strasse abgeschaltet wurde. Mit dem Betrug beim Diesel hat Volkswagen längst aufgehört. Nun geht der Konzern auch dazu über beim CO2 nicht mehr alle Tricks zu nutzen, die der Gesetzgeber erlaubt (Artikel unten). Das wiederum bringt andere Hersteller in Bedrängnis. Was machen jetzt beispielsweise BMW und Daimler? Weiter tricksen?
BMW erklärt: „Grundsätzlich gilt, dass bei der BMW Group nicht manipuliert wird und wir uns in jedem Land an die gesetzlichen Vorgaben halten und alle lokalen Testvorgaben erfüllen". So sei das auch beim CO2. Um rechtswidrige Manipulationen geht es allerdings beim Kohlendioxid gar nicht, sondern um Tricksereien, die der Gesetzgeber erlaubt Das soll mit einem neuen Testverfahren, das zu realistischeren Ergebnissen führt anders werden. Darauf verweist auch BMW. „Das begrüssen wir und sehen deshalb momentan keine Veranlassung, die von uns kommunizierten Informationen -zu den CO2-Emissionen unserer Fahrzeuge zu ändern."
Der Haken an der Sache ist nur, dass die deutsche Autobranche und deren Verband vehement auf einen industriefreundlichen Umrechnungsfaktor zwischen jetzigem und künftigem Mess-Verfahren drängen. Dieser Umrechnungsfaktor würde dazu führen, dass die alten, geschönten Werte trotz neuer, besserer Mess-Methoden im Prinzip erhalten blieben; mit Billigung der Bundesregierung. Das funktioniert aber nur, wenn die alte Methode mit all ihren Tricks so lange weiter praktiziert wird, bis das neue Verfahren kommt. Wenn also die CO2-Werte weiter umfassend geschönt werden, und diese Ergebnisse dann auch die Rechen-Basis für den neuen Test sind.

Dass Volkswagen mit den Tricksereien nun teilweise aufhört und etwas ehrlichere Zahlen nennt, bringt die fein ausgedachte Strategie anderer Hersteller und des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) durcheinander. Werden jetzt realistischere Werte gemessen und genannt, dann läuft die geplante Aufweichung des neuen Verfahrens mit einer industriefreundlichen Umrechnerei der alten, geschönten Ergebnisse zumindest teilweise ins Leere. Das erklärt wohl auch, warum BMW so verhalten auf das Vorgehen von Volkswagen reagiert, statt sich diesem Beispiel anzuschliessen. Auch im VDA soll sich die Begeisterung über VW in Grenzen halten.
… .“


2) „Wie die deutsche Autoindustrie CO2-Ergebnisse schönt, zeigt ein Prüfbericht der Kanzlei Freshfields für VW“
„Süddeutsche Zeitung“ vom Donnerstag, den 13. Oktober 2016: von Klaus Ott, Katja Riedel

Möglichkeiten:
(Keine Tricksereien, kein Betrug – im Gegenteil: vom deutschen Gesetzgeber – da so gewollt – erlaubt)
1) Warmfahren / 2) Bremsbeläge / 3) Reifen / 4) Ausstattung / 5) Wind / 6) Batterie/ 7) Fahrer / 8) Pauschaler Abschlag

"1) Warmfahren
Unmittelbar und zwischen den Testläufen werden die Fahrzeuge circa 20 Minuten lang warmgefahren. Die Art und Weise, in der das bei VW geschehe, führe zu geringeren CO2-Emissionen von bis zu vier Gramm pro Kilometer.

2) Bremsbeläge
Lenkbewegungen während des Warmfahrens führen dazu, dass sich die Bremsbeläge möglichst vollständig von den Bremsscheiben lösen. Das sei geeignet, „Störeinflüsse von den Bremsen zu beseitigen".

3) Reifen            
VW verwendet Reifen, die vom Hersteller auf 50 Prozent der Profiltiefe reduziert werden. Freshfields hält fest: Den Vorschriften ist nicht zu entnehmen, dass die vorgegebene Spanne von 90 bis 50 Prozent der ursprünglichen Profiltiefe „nicht bis zur unteren Spanne genutzt werden darf".

4) Ausstattung
Die Testautos verfügen über keine zusätzliche Ausstattung, „die die Aerodynamik des Fahrzeugs negativ beeinflusst". Also keine Anhängerkupplung, keine Dach-Reling usw.

5) Wind
„Jede Windbeeinflussung der Testläufe beeinflusst die CO2-Werte des Fahrzeugs negativ, da der Fahrwiderstand steigt. Daher führt die VW AG die Messung des „ Fahrwiderstands nur bei möglichst wenig Wind durch." Freshfields hält fest: Die betreffende Vorschrift sieht keine Mindest-Windgeschwindigkeit vor.

6) Batterie
Die Batterie wird vor Beginn des Testverfahrens aufgeladen. Das hat zur Folge, dass während des Tests „weniger Energie für die Ladung der Batterie aufzuwenden ist, was einen reduzierten Emissionsausstoß und Kraftstoffverbrauch zur Folge haben kann".

7) Fahrer
VW weist die von ihr eingesetzten Fahrer an, „energetisch optimal" im Rahmen der Vorgaben .zu fahren. „Konkret bedeutet dies, dass durch eine geschickte Fahrweise der Energiebedarf des Prüffahrzeugs niedrig gehalten wird." Die rechtliche Bewertung von Freshfields: VW kann die „Güte der von ihr eingesetzten Fahrer" nicht angelastet werden. Es gibt keine gesetzliche Vorschrift, wonach normale, durchschnittlich qualifizierte oder „im üblichen Strassenverkehr anzutreffende" Fahrer eingesetzt werden müssen.

8) Pauschaler Abschlag
Die Angaben von VW für den CO2-Ausstoß können um bis zu vier Prozent. niedriger ausfallen als die Mess-Ergebnisse. Das entspricht laut Freshfields den gesetzlichen Vorschriften. Diese fordern „gerade nicht, dass die Herstellerangabe mit Mess-Ergebnissen übereinstimmt", die vom Hersteller nach einem bestimmten Verfahren zu ermitteln wären."




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