Montag, 16. September 2013

Fritz Haber und die "Erfindung des Gaskrieges"



Fritz Haber (1868-1934)


1868
9. Dezember: Fritz Haber wird in Breslau als Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren.

1886
Aufnahme eines Chemiestudiums an der Universität Berlin.
Nach dem Militärdienst setzt Haber sein Studium in Heidelberg und Zürich fort.

1891
Promotion in Berlin.

1893
Konversion zum protestantischen Glauben.

1896
Habilitation mit einer Arbeit über die Verbrennung von Kohlenwasserstoffen.

1901
Heirat mit der Chemikerin Clara Immerwahr (1890-1915).

Clara Immerwahr, Tochter aus großbürgerlichem jüdischem Hause war die jüngste Tochter des promovierten Chemikers Philipp Immerwahr und dessen Ehefrau Anna Krohn.
Clara wurde nach dem Studium 1900 als erste Frau an der Universität Breslau mit einer physikalisch-chemischen Arbeit (Beiträge zur Löslichkeitsbestimmung schwerlöslicher Salze des Quecksilbers, Kupfers, Bleis, Cadmiums und Zinks) promoviert. Ihre Dissertation schrieb sie bei Richard Abegg in Breslau. Nach der Disputation am 22. Dezember 1900 erhielt sie die Doktorwürde mit der Auszeichnung magna cum laude.

Im Jahr 1901 heiratete sie in Breslau Fritz Haber (1868–1934), aus der Ehe ging ein Sohn hervor, Hermann (1902–1946).

Claras Hoffnungen, sich auch als Ehefrau und Mutter weiter der Forschung widmen zu können, erfüllen sich nicht. Fritz macht eine steile Karriere, sie muss die undankbare Rolle der repräsentierenden, umsorgenden und allenfalls zuarbeitenden Professorengattin übernehmen. Sie schreibt, dass neben Fritz „einfach jede Natur, die [sich nicht rücksichtslos gegen ihn] durchsetzt, zugrunde geht! Und das ist mit mir der Fall…“.

1908
Haber findet eine Möglichkeit zur Stickstoffbindung durch Synthese von Wasserstoff und Luftstickstoff zu Ammoniak. Sie wird ein Jahr später von Carl Bosch für die Umsetzung in der industriellen Produktion weiterentwickelt ("Haber-Bosch-Verfahren").
Während des Ersten Weltkriegs, als der hohe Stickstoffbedarf für Explosivstoffe und Düngemittel zu einem Problem für das von der Einfuhr abgeschnittene Deutsche Reich wird, gelingt es beiden, dieses Verfahren der Ammoniaksynthese in der deutschen Stickstoffindustrie durchzusetzen.Without the Haber process Germany would probably have had to sue for peace in 1916 and twentieth century history would have taken a completely different course.“
Aus einer Besprechung des Buches
„Stoltzenberg, Dietrich: Fritz Haber – Chemiker, Nobelpreisträger, deutscher, Jude, Weinheim 1994“:

1911
Haber wird als Leiter an das kurz zuvor gegründete Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie in Berlin berufen.

1914
Zu Kriegsbeginn stellt Haber seine Arbeit der Obersten Heeresleitung (OHL) zur Verfügung.
Zunächst wird er in der Kriegsrohstoffabteilung (KRA) mit der großtechnischen Durchführung des Verfahrens zur Ammoniaksynthese betraut.
Ab Ende 1914 arbeitet er als Leiter der "Zentralstelle für Fragen der Chemie" ("Büro Haber") im Kriegsministerium unter anderem an der Entwicklung von Gaskampfstoffen.
Als Fritz Haber als Abteilungsleiter die wissenschaftliche Verantwortung für das gesamte Kampfgaswesen übernahm, missbilligte seine Frau in aller Öffentlichkeit seine Unternehmungen als Perversion der Wissenschaft.
Den völkerrechtswidrigen Einsatz von Giftgas an der Front regt er selbst an. Er wird nach dem Kriege von den Siegermächten als Kriegsverbrecher gebrandmarkt und auf die Liste der auszuliefernden Personen gesetzt.

1915
22. April: Haber überwacht den ersten deutschen Gasangriff bei Ypern [Yperit].
Als Haber aufgrund eines erfolgreichen Giftgaseinsatzes in der Zweiten Flandernschlacht 1915 in Ypern vom Vizewachtmeister zum Hauptmann befördert wurde, erschoss sich Clara kurz vor ihrem 45. Geburtstag mit seiner Dienstwaffe auf der Wiese vor ihrer Villa, die heute noch auf dem Gelände des Fritz-Haber-Institutes in Berlin-Dahlem steht.
Zwei Wochen vor ihrem Freitod waren bei Ypern auf französischer Seite über 18.000 Mann elend durch Chlorgas verreckt.
Haber zeigte sich davon unbeeindruckt und fuhr noch am selben Tag nach Galizien, um weitere Giftgaseinsätze vorzubereiten.

Vor ihrem letzten, wohlüberlegten Schritt - den man später mit einem angeblich in ihrer Familie grassierenden Hang zum Selbstmord verharmlosen sollte - hatte Clara wieder und wieder vergeblich gegen die Gaskriegs-Vorbereitungen ihres Mannes protestiert. Er war als Jude vielfältigen beruflichen Diskriminierungen ausgesetzt und von der Offizierslaufbahn ausgeschlossen und hatte stets getrachtet, seinen „Makel“ durch erhöhte „Leistung“ zu kompensieren. Nun warf er ihr vor, mit ihrer Kritik ihm und dem heldenhaft kämpfenden Vaterlande in den Rücken zu fallen.

Während die zeitgenössische Lokalpresse befindet: „Die Gründe zur Tat der unglücklichen Frau sind unbekannt“, schreibt Clara Immerwahrs Biographin Gerit von Leitner: “Eine klare und deutliche Stellungnahme von ihrer Seite während des Krieges ist nicht erwünscht. Es gibt nur noch eine Möglichkeit, nicht Mittäterin zu sein. Als das Haus leer ist [nach der Feier des Sieges in Ypern] und Fritz sich mit Schlafmitteln der Verantwortung entzieht, schreibt Clara über Stunden in Abschiedsbriefen auf, was sie der Nachwelt übermitteln will. ... Das Hauspersonal hat die Abschiedsbriefe gesehen. Wer hat sie vernichtet?”

1919
Auszeichnung mit dem Chemie-Nobelpreis für die Ammoniaksynthese.
Die wesentlich in Goldwährung abzutragenden Lasten des Versailler Vertrages veranlassen Haber zu untersuchen, ob nicht durch Extrahieren des im Meerwasser vorhandenen Goldes die Reparationsfrage gelöst werden könne. Nach sechsjähriger Forschungsarbeit wird das Projekt als unrealisierbar aufgegeben.

Quellen:

Aus:
"Jewish Women - a comprehensive historical Encyclopedia"

Fritz Haber’s career, on the other hand, flourished. In 1911 he was appointed head of the recently founded Kaiser Wilhelm Institute of physical chemistry and electrochemistry in Berlin. Along with the directorship he received a professorial chair at the University of Berlin and membership in the prestigious Prussian Academy of Sciences. Despite the antisemitism prevalent at the time, highly talented individuals of Jewish birth could still rise to the top of their professions, though in private their colleagues and fellow citizens regarded them as not fully German. Certain forms of discrimination remained in place, including a ban on Jews receiving commissions in the Prussian-dominated German army. The outbreak of World War I in 1914 gave Haber an opportunity to prove his patriotism.
Concentrating all his efforts on developing poison and other gases, he volunteered to work for the Supreme War Staff. He was soon entrusted with the development of war raw materials and with responsibility for the development of ammonia synthesis. In early 1915, he suggested a diabolically simple idea: to release highly toxic chlorine gas so that it would drift across to the enemy trenches, where it would kill, maim and disable without an artillery bombardment.
Appalled, Clara Immerwahr came out in open opposition to his work, condemning this “perversion of the ideals of science” as “a sign of barbarity, corrupting the very discipline which ought to bring new insights into life.” Her husband’s enthusiastic dedication to chemical warfare represented the final break. She several times pleaded with him to cease working on gas warfare. His angry response was to accuse her in public of making statements treasonous to the Fatherland.
Their marriage had in any case been in crisis. Haber was seldom at home and made his disdain for her scientific endeavors quite clear. He went on frequent trips with his colleagues and even had affairs with other women. In a letter to her friend Professor Abegg she had earlier complained that Fritz’s gain had been her loss.
The first poison gas attack took place on April 22, 1915, on the Western front in the Ypres sector of Belgium. Of the seven thousand casualties that day, more than five thousand died. Countless additional attacks resulted in the deaths of at least a hundred thousand soldiers on both sides. Haber was promoted to the rank of captain. Returning in triumph from the front to their home in the elegant Berlin suburb of Dahlem, he attended a party in his honor on May 2, the night before he was due to go to the eastern front to supervise a gas attack. The couple quarreled. In the early hours of May 2 Clara Immerwahr took her husband’s pistol out to the garden and shot herself. Only their son Hermann heard the shot and alerted his father. On the same day Fritz traveled to the eastern front, leaving his son to deal with the situation. (Hermann himself committed suicide in 1945.) On May 8 the Grunewald Zeitung reported on the suicide of the wife of Dr. H. of the Secret Service, “who is currently at the front,” adding that “the reasons for the unhappy woman’s act are not known.” For the rest of his life Haber never discussed any of the events of her death.#

Fritz Haber und der Giftgas-Krieg
Quellen:

Ab 1915 leitete Fritz Haber das Referat "Gaskampfwesen". Zu Habers Arbeitsgruppe gehörte für kurze Zeit auch Otto Hahn, der aber den Einsatz von Gaswaffen nicht guthieß.
Otto Hahn über ein Gespräch mit Haber: „Auf meinen Einwand, dass diese Art der Kriegführung gegen die Haager Konvention verstoße, meinte er, die Franzosen hätten – wenn auch in unzureichender Form, nämlich mit gasgefüllter Gewehrmunition – den Anfang hierzu gemacht. Auch seien unzählige Menschenleben zu retten, wenn der Krieg auf diese Weise schneller beendet werden könne“.

Der Einsatz von chemischen Kampfmitteln war allerdings nicht Habers Erfindung. Chlorgas als Kampfmittel wurde schon 1862 im amerikanischen Bürgerkrieg durch den General John Doughty gegen die Südstaaten empfohlen.
[Rhoenblicks Ergänzung: aber nicht eingesetzt!]. Und im französisch-algerischen Krieg 1845 töteten die französischen Gruppen über 1000 Kabylen, die in einem Berglabyrinth eingeschlossen waren, mit einem giftigen Rauch.
[Rhönblicks Kommentar: Rauch ist immer lebensgefährdend; das zeigen die Rauchvergiftungen bei Bränden in Häusern und, eben, Höhlen] Im ersten Kriegsjahr verwendeten die französischen Truppen Reizmunition, die im Fronteinsatz allerdings nur wenig Wirkung zeigte.

1915 waren die Kriegsfronten zwischen Deutschland und Frankreich festgefahren. Haber empfahl daher den Einsatz von Chlorgas.
Im März 1915 vergruben die deutschen Truppen tausende Stahlflaschen an vorderster Front in der Nähe von Ypern. Am 22. April öffneten sie unter der Aufsicht von Fritz Haber die Flaschen, als der Wind in günstiger Richtung wehte. Die Beteiligten auf deutscher Seite trugen zum Schutz vor dem giftigen Gas Sauerstoffmasken. Gasmasken gegen Chlor waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht entwickelt. Eine Wolke mit etwa 150 Tonnen des aufgrund seiner hohen Dichte am Boden kriechenden Giftgases wälzte sich auf einer Breite von 6km über die Schützengräben der Franzosen. Nach einem anfänglichen Kratzen in Nase und Kehle folgten Husten und starke Atembeschwerden. Die Soldaten spuckten Blut, bevor sie vielleicht noch flüchten konnten oder in ihren Schützengräben grauenvoll erstickten. Über die Zahl der Verletzten und Vergifteten des ersten Angriffs gab es widersprüchliche Angaben, die Zahlen schwankten von nur wenigen bis zu mehreren tausend Opfern.
Fritz Haber kehrte am 1. Mai nach Berlin zurück, wo in seiner Villa ein gesellschaftlicher Anlass stattfand. In der gleichen Nacht nahm Clara die Dienstpistole ihres Gatten, gab einen Probeschuss ab und setzte den zweiten Schuss direkt in ihr eigenes Herz.

1917 heiratete Fritz Haber seine zweite Frau Charlotte Nathan.
Habers Sohn Hermann aus erster Ehe emigrierte im Zweiten Weltkrieg mit seiner Frau in die USA, wo er vereinsamte und 1946 Selbstmord beging.

In den ab Mai 1915 folgenden Gasangriffen gegen die russischen Truppen an der Ostfront mischten die deutschen Truppen das noch wesentlich giftigere Phosgen zum Chlorgas bei. Das Phosgen blockiert wichtige Stoffwechselprozesse, der Tod tritt durch ein Lungenödem auf.

Bis 1917 führten die deutschen Truppen etwa 50 Blasangriffe mit Giftgas durch.
Die Alliierten beschlossen Vergeltungsmaßnahmen. Auch sie setzten Chlorgas gegen deutsche Truppen ein und probierten immer neuere und noch giftigere Zusatzstoffe aus. Der massive Einsatz von chemischen Waffen führte auch dazu, dass in Habers Labor die Technologie für Atemschutzgeräte vorangetrieben wurde.

Die Granaten der Grünkreuzkampfstoffe waren mit einem grünen Kreuz versehen. In der blutigen Schlacht um Verdun im Februar 1916 setzten die Franzosen erstmals mit Phosgen gefüllte Granaten ein. Durch die Beigabe von Zinntetrachlorid oder Arsentrioxid bildete sich eine Nebelwolke, die eine stabilere Giftgaswolke erzeugte. Die Vergeltung der Deutschen erfolgte ab dem Mai des gleichen Jahres mit Grünkreuzgranaten, die mit Phosgen und Diphosgen - das sich beim Erwärmen zu Phosgen umwandelt - oder mit Chlorpikrin gefüllt waren.
Phosgen (Carbonylchlorid), COCl2
Diphosgen (Chlorameisensäuretrichlormethylester), Cl-CO-O-CCl3
Chlorpikrin (Trichlornitromethan), Cl3C-NO2

Zu den Gelbkreuzkampfstoffen zählt das um 1917 erstmals eingesetzte und stark hautreizende Senfgas, auch Yperit. Diese ölige Flüssigkeit, die aufgrund von Verunreinigungen stark nach Senf oder Knoblauch riecht, ist ein starkes Zellgift. Sie dringt durch die Kleider in die Haut ein und führt zu großen Blasen und schweren Verstümmelungen oder zum Tod. Der gefürchtete Kampfstoff war auch unter dem Decknamen Lost bekannt. Granaten mit Lost waren mit einem gelben Kreuz gekennzeichnet.
Lost oder "Senfgas" (2,2-Dichlordiethylsulfid), Cl-CH2-CH2-S-CH2-CH2-Cl

Zur Überwindung der Gasmasken entwickelte man die Blaukreuzkampfstoffe. Die Reizstoffe gingen durch die Gasmaske, so dass sie die Soldaten abnehmen mussten und dann vor den anderen Kampfstoffen ungeschützt waren. Der Kampfstoff befand sich in der Blaukreuzgranate in kleinen Flaschen, die von einer Sprengladung umgeben war. Hierbei handelte es sich um chlor- und arsenhaltige Verbindungen, die starken Husten, Brechreiz und extreme Kopfschmerzen verursachen. Bei den Clark-Kampfstoffen sind zwei Benzolringe an ein Arsenatom angehängt, das mit einem Chloratom oder einer Cyanidgruppe verknüpft ist:

Clark I (Diphenylarsinchlorid), (H5C6)2As-Cl
Clark II (Diphenylarsincyanid), (H5C6)2As-CN

Am Ende des Weltkrieges waren zwischen 78‘000 und 91‘000 Gastote zu beklagen (nach neuen Schätzungen) und mehr als eine Million Vergiftete. Haber ging noch von 17‘700 Toten und knapp 50‘0000 Vergifteten aus.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde Fritz Haber im Jahr 1919 der Nobelpreis für Chemie (rückwirkend für 1918) für die Entwicklung der Ammoniaksynthese verliehen.
Bei der Entgegennahme ein Jahr später waren vor allem die Bürger in Frankreich und England empört, dass ausgerechnet Haber als Chef der Giftgasmaschinerie diesen Preis erhielt.

Es setzte eine Diskussion ein, ob chemische Waffen mit dem Völkerrecht vereinbar seien.
Zuvor war Haber auf die Kriegsverbrecherliste gesetzt worden.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er aufgrund des Verstosses gegen die Haager Landkriegsordnung von den Alliierten zeitweilig als Kriegsverbrecher  gesucht und floh vorübergehend in die Schweiz. Nach einer Anhörung wurde er jedoch entlastet, da die Schuld für die Entwicklung der Gaswaffen wohl auf beiden Kriegsseiten lag. Haber rechtfertigte sich damit, dass die Franzosen als erste Kampfstoffe in ihrer Munition eingesetzt hätten
[Rhoenblicks Kommentar: Die Gasmenge die in einer Gewehrpatrone Platz hat ist viel zu gering - es gibt keine genügende Gaskonzentrtion im Zielgebiet. Wird eine Person von einem solchen Geschoss getroffen, kann dies - je nach Situatiion - zu Auswirkungen führen, muss aber nicht].
Zudem - Die Verleihung des Nobelpreises 1919 beendete jede Diskussion: When the First World War broke out he was appointed a consultant to the German War Office and organised gas attacks and defences against them. This and other work undermined his health and for some time he was engaged in administrative work. He helped to create the German Relief Organisation and served on the League of Nations Committee on Chemical Warfare.

1917 war noch während des Krieges ein Technischer Ausschuss für Schädlingsbekämpfung gegründet worden, dessen Vorsitz Haber übernahm. Nach  Kriegsende entstand daraus die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung. Sie verfolgte vor allem den Zweck, Unterkünfte vor Wanzen und Läusen oder Getreidesilos vor Mehlmotten zu schützen. Dabei setzte sie anfangs Blausäure ein. Ab 1920 leitete Walter Heerdt die Gesellschaft.
Mit der Einführung des "Zyklon B" durch Heerdt im Jahre 1926 stand ein wirksames Mittel zur Verfügung. In einer Blechbüchse war die Blausäure mit Chlorkohlensäuremethylester als stark riechender Warnstoff auf dem Trägerstoff Kieselgur fixiert. Beim Verstreuen vergaste die Blausäure zusammen mit dem Warnstoff.

Es ist von besonderer Tragik, dass die Nationalsozialisten später ausgerechnet dieses Gas für die Ermordung der Juden einsetzten, da Fritz Haber selbst ja Jude war.
Bei keiner anderen Person der Wissenschaftsgeschichte vereinen sich in so hohem Maße der Nutzen einer für die Menschheit bedeutenden Erfindung und der Missbrauch der Chemie für die schrecklichsten Kapitel der Kriegsführung.
Tragisch für Fritz Haber war auch, dass er als unerschrockener Patriot für sein Land gedient hatte und dann plötzlich in Ungnade fiel und das nur aufgrund seiner jüdischen Abstammung.

Das Genfer Protokoll vom 17. Juni 1925
 Die Chemiewaffenkonvention von 1992

Im Genfer Protokoll vom 17. Juni 1925 vereinbarte eine Staatengruppe ein Verbot zum Einsatz von chemischen und biologischen Waffen im Krieg. Allerdings betraf das Verbot nicht deren Herstellung. Nervenkampfstoffe wurden erst später hergestellt.

Sarin (Schrader, Ambros, Ritter und  von der LINde) entwickelten die Deutschen um 1938 als Insektizid. Dieses Nervengift aus der Gruppe der Phosphonsäureester wurde zu Zeiten des Kalten Krieges von beiden Supermächten produziert und in großen Mengen gelagert. 1988 erfolgte damit ein Angriff auf ein kurdisches Dorf im Nordirak, wobei es bis heute umstritten ist, ob der irakische Despot Saddam Hussein dafür wirklich verantwortlich war. Im syrischen Bürgerkrieg kam Sarin im Jahr 2013 ebenfalls zum Einsatz.

Einer der gefährlichsten Kampfstoffe überhaupt ist VX, der wie das Sarin über die Atmung und über die Haut aufgenommen wird. Nervenkampfstoffe überreizen das Nervensystem und führen zu einem Kollaps, sie wirken in geringsten Mengen innerhalb weniger Minuten tödlich

 In der Chemiewaffenkonvention von 1992 verpflichteten sich die unterzeichnenden Staaten, sämtliche Bestände bis 2012 zu vernichten und keine neuen Kampfstoffe mehr herzustellen.

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