Klare Worte von Peter Scholl-Latour:
„Die Krim ist für Russland unverzichtbar”
Rhoenblicks Kommentar:
In einem besonderen Beitrag wird das Land Ukraine in
kurzen Zügen bezüglich seiner Entstehung, seiner Ethnien und seiner Religionen
dargestellt werden.
Das Resultat auf den Punkt
gebracht: Die Ukraine ist zwar das, nach Russland, zweitgrösste Land Europas;
aber es ist aus mehreren Flicken zusammengesetzt. Die Ukraine hat eine 'Sollbruchstelle
durchs ganze Land' („F.A.Z.“, vom 03.03.2014).
Peter
Scholl-Latour: Mit Putin-Kritik sollte sich Merkel zurückhalten
"Rhein-Neckar-Zeitung" ("RNZ"), vom 04.03.2014; Von Andreas Herholz,
RNZ-Berlin; Link: https://rnz-epaper.de/sixcms/detail.php?id=1146157 (ein anderer Link steht leider nicht zur Verfügung)
Russland-Experte Peter
Scholl-Latour über die Lage in der Ukraine.
Interview:
Die Lage auf der Krim spitzt sich zu. Drohen Krieg
und Spaltung Europas?
Man kann nur hoffen,
dass sich die Vernunft durchsetzt. Russen und Europäer sind hoffentlich schlau
genug, nicht schon wieder einen heissen Krieg anzuzetteln, nachdem sie gerade
den Kalten Krieg beendet habe. Beide Seiten sollten sich zurückhalten. Der Maidan in Kiew ist nicht die Ukraine.
Die Mehrheit der Ukrainer war stets pro-russisch. Offenbar hat auch die
Bundesregierung geglaubt, dass der Aufstand in Kiew repräsentativ für die
gesamte Ukraine war. Das Land ist ethnisch
und religiös sehr unterschiedlich und geteilt.
Russland verstößt gegen das Völkerrecht und will
die Krim besetzen. Wie sollte der Westen reagieren?
Für Russland ist die Krim ein strategisch unverzichtbares
Gebiet. Ein Rückzug von der Krim
wäre für Moskau so, als würde man den Amerikanern sagen, sie müssten auf
Florida verzichten.
Putin setzt aber offenbar bewusst auf
Konfrontation.
Russland ist für uns
ein viel wichtigerer Partner als die Ukraine. Es macht keinen Sinn, immer auf
Putin einzuschlagen. Putin ist an der Spitze Russlands das geringere Übel. Er ist
relativ europa- und deutschlandfreundlich. Es ist idiotisch, immer neue
Auseinandersetzungen anzuzetteln.
Nach dem Ukraine-Abkommen hatte es nach einer
friedlichen Lösung ausgesehen. Warum jetzt die Eskalation?
Die Ukrainer haben
verrückt gespielt und dieses Abkommen verworfen. Die Regierung in Kiew hat sich
selbsternannt, ihr fehlt die demokratische Legitimation. Natürlich muss
Janukowitsch ersetzt werden, klar. Aber er ist immer noch der gewählte
Präsident der Ukraine.
Die „New York Times" zitiert aus einem
Telefonat zwischen US-Präsident Obama und Merkel, in dem die Kanzlerin erklärt
habe, Putin sei realitätsfern und „in einer anderen Welt".
Die Kanzlerin sollte
sich mit ihren Äusserungen zurückhalten. Das ist in dieser schwierigen Lage
nicht hilfreich. Unser System lässt sich
nicht auf alle Staaten übertragen. Vielleicht wäre ein föderativer Staat
eine Lösung, in der die unterschiedlichen ethnischen und religiösen
Bevölkerungsteile der Ukraine ihre Autonomie bewahren können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen