Montag, 7. August 2017

Deutsche Automobilindustrie: ein Trauerspiel - immer wieder Rupert Stadler - CEO von Audi


Dieselaffäre:
Zeugen belasten Audi-Chef Rupert Stadler schwer
„ARD“; Stand: 04.08.2017 18:00 Uhr; von Christine Adelhardt und Peter Hornung, „NDR
Hat Audi-Chef (CEO) Rupert Stadler von den Abgasmanipulationen erst hinterher erfahren, wie er beteuert? Nein, sagen Zeugen. Recherchen von „NDR“, „WDR“ und "SZ" zufolge behinderte er gar die Aufklärung der Behörden.

Der Vorstandsvorsitzende von Audi, Rupert Stadler, wird in der Dieselaffäre durch Zeugenaussagen offenbar schwer belastet. Nach Informationen von „NDR“, „WDR“ und "Süddeutscher Zeitung" soll Stadler die Aufklärung durch US-Umweltbehörden behindert haben, indem er nach Bekanntwerden des Skandals Mitarbeiter angewiesen habe, nur unvollständig Auskunft zu geben.
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tagesschau“, vom Freitag, den 04.08.2017, 20:00 Uhr, Christine Adelhardt/Svea Eckert, „NDR“

Anweisung an Mitarbeiter vor Treffen mit US-Behörden
Der jetzige Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner soll gemeinsam mit dem Audi-Chef Rupert Stadler die Aufklärung behindert haben.
Stadler soll demnach im November 2015 zusammen mit anderen Audi- und VW-Managern zu einem Treffen mit der US-Umweltbehörde EPA und der kalifornischen Behörde für Luftreinhaltung CARB nach Detroit geflogen sein. Audi sollte dort zu Manipulationsvorwürfen in der Abgasreinigung von 3,0-Liter-Motoren Stellung nehmen.
Kurz vor dem Termin am 19. November sollen Stadler und der jetzige Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner Mitarbeiter angewiesen haben, eine vorbereitete Präsentation so weit zu kürzen, dass Manipulationen nicht mehr erkennbar waren. Das sagten mehrere Personen unabhängig voneinander gegenüber Ermittlern aus.
Enger Vertrauter von VW-Konzernchef Müller
Steiner habe die verkürzte Version den US-Behörden dann vorgetragen. Der Audi-Chef Stadler selbst sei dem Treffen in der Stadt Ann Arbor nahe Detroit ferngeblieben und habe im Hotel gewartet. Stadler beteuerte stets, von den Abgasmanipulationen bei Audi nichts gewusst und davon erst im Nachhinein erfahren zu haben. Pikant auch: Steiner gilt als enger Vertrauter von VW-Konzernchef Matthias Müller. Er war nur drei Tage vor dem Termin in den USA von Müller mit der Aufklärung der Dieselaffäre betraut worden.
Mehrere Präsentationen vorbereitet ...
Bereits im Oktober 2015 waren mehrere Entwurfsfassungen einer Präsentation für die US-Behörden erstellt worden. Daraus ist ersichtlich, dass Audi im betroffenen Motor drei Abschalteinrichtungen einsetzt, die nach US-Recht illegal sind. Die Dokumente konnten „NDR“, „WDR“ und „SZ“ einsehen.
In einer Präsentation wird auf bis zu elf Seiten beschrieben, dass in der Motorsteuerung zwei Fahrprofile hinterlegt sind. Bei vorsichtiger Fahrweise wird Harnstoff (AdBlue) - der zur Abgasreinigung nötig ist - in ausreichendem Maße eingespritzt. Bei forscherer Fahrweise jedoch wird die Zufuhr reduziert. In Grafiken ist diese Deckelung, die zu einem erhöhten Stickstoffausstoß führt, zudem klar erkennbar. In den USA ist dieses Vorgehen gesetzlich verboten.
Peter Hornung, NDR, zu den Vorwürfen gegen Audi-Chef Stadler
“tagesschau24“ vom Samstag, den 05.08.2017, 11:00 Uhr
... und an entscheidender Stelle gekürzt
Diese detaillierten Präsentationen wurden den US-Behörden bei dem Termin im November dann anscheinend nicht vorgelegt. In der schließlich offenbar für den Termin erstellten Version der Präsentation wurden vielmehr die Angaben zu zwei der drei Abschalteinrichtungen so weit gekürzt, dass für die Behörden nicht mehr erkennbar war, dass diese illegal sind. So findet sich nur noch eine Seite zur AdBlue-Dosierung ohne Hinweise auf unterschiedliche Fahrprofile. Diese Kürzung des Textes hätten Stadler und Steiner kurz vor dem Treffen angeordnet.
Illegale Abschalteinrichtung erst später eingeräumt
Erst nach Monaten räumte Audi die Nutzung illegaler Abschalteinrichtungen in den USA ein.
Die US-Behörden konnten nach diesem Termin deshalb zunächst lediglich eine der Softwarefunktionen als unzulässig identifizieren. Erst im Mai 2016 legten Audi-Vertreter weitere Details offen.
Und erst zwei Monate später - im Juli 2016 - gab Audi schließlich zu, dass es sich dabei um ein sogenanntes Defeat Device, also eine illegale Abschalteinrichtung, handelt.
Frühere Audi-Mitarbeiter belasten Stadler
In einer am 6. Juli 2017 veröffentlichten Strafanzeige der US-Justiz wird ein ehemaliger Audi-Manager beschuldigt, zusammen mit anderen die Anweisung gegeben zu haben, die Präsentation für diesen Termin zu kürzen. Der Mann, der aufgrund der Ermittlungen der deutschen Justiz derzeit in München in Haft sitzt, lässt diese Anschuldigung durch seinen Anwalt zurückweisen.  
Er und drei weitere Audi-Mitarbeiter, die im Zuge des Dieselskandals im Februar 2017 entlassen wurden, könnten möglicherweise Licht ins Dunkel bringen. Die Ex-Mitarbeiter klagen gegen ihre Kündigungen und belasten Vorstandschef Stadler teils schwer. Audi will sich nun außergerichtlich einigen. Über den Inhalt der Einigungsgespräche ist "strengstes Stillschweigen" vereinbart worden. Die Anwälte der Betroffenen sind zu keinerlei Auskünften bereit.
Audi und VW-Konzern wollen sich nicht äußern
Der Volkswagen-Konzern sowie Audi wollen sich zu den Vorgängen wegen laufender Ermittlungen nicht äußern. Im Übrigen verweisen sie darauf, dass im Zuge des Schuldeingeständnisses von VW in den USA eine Sachverhaltsdarstellung (Statement of facts) veröffentlicht wurde. Darin seien keine Hinweise auf Verfehlungen von Vorstandsmitgliedern enthalten. Porsche will sich ebenfalls nicht äußern, beteuert aber, man arbeite weiter intensiv mit den Behörden zusammen.

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