Am Samstag, den 27.09.2014 | 19:30 Uhr berichtet
das „SRF“ in einem Rückblick auf den ersten Weltkrieg über „Die Schweiz als Munitionsexporteur“; „Das Millionengeschäft mit der Munition“; Link: http://www.srf.ch/player/tv/tagesschau/video/die-schweiz-als-munitions-exporteur?id=eddc7955-9c10-4176-ae13-7f9ac0bf66b9 .
„Munition - ?“ Es geht um die Fabrikation von Zeitzündern
und von Werkzeugmaschinen, die nach Frankreich und vor allem nach England
exportiert worden sind.
In den Kriegsjahren haben in der Uhrenindustrie etwa
30‘000 bis 50‘000 Frauen und Männer bei der Fabrikation von Zeitzündern Arbeit
gefunden. Rund 90 % der Produktion ging an die Alliierten.
Nun, Herr Dr. Roman Rossfeld
von der Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich
- Professor Jakob Tanner (Link: http://www.fsw.uzh.ch/personenaz/lehrstuhltanner/projektmitarbeiterinnen/rossfeld.html
) berichtet anhand eines Fotoalbums über diese Tätigkeit „privater
Firmen“ und ergeht sich in Betrachtungen über die Neutralität. Die „SRF-Tagesschau“
hält unmissverständlich fest: Der Export dieser Güter war legal.
Herr Rossfeld lässt unerwähnt, dass schon im 1. Weltkrieg die
Schweiz von kriegführenden Mächten eingeschlossen war - ab 1915 mit dem Kriegseintritt
Italiens auf Seiten der Alliierten. Schon im ersten Weltkrieg war die Schweiz
auf den Goodwill dieser Mächte angewiesen, denn unser Land brauchte Kohle,
Eisen / Stahl, Getreide und vieles mehr: Die Nahrungsmittel- und
Energieversorgung der Schweiz hing zu 40 % von Importen ab.
Das „Historische
Lexikon der Schweiz“ (Link: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8926.php
) stellt die wirtschaftliche Lage wie folgt dar: „Von Deutschland, das schweizerische
Produkte benötigte, erhielt die Schweiz weiterhin Kohle und andere Rohstoffe.
Indem die Schweizer Wirtschaftsführer ihre Transaktionen geheim hielten und
geschickt die Rivalitäten zwischen der Entente und den Mittelmächten
ausnutzten, ergriffen sie von den ersten Kriegsmonaten an die Möglichkeiten,
die sich auf den Aussenmärkten eröffneten. Die Produktion von Munition,
Aluminium, Kupfer, Zement und anderen Gütern, die von den Krieg führenden Mächten
nachgefragt wurden, erfuhr einen beachtlichen Aufschwung. Bei den Importen ging
der Anteil aus Europa zurück, während die Einfuhren aus den Vereinigten Staaten
(Kohle, Baumwolle, Getreide, Zucker) zunahmen“ und: „Die Schweiz war von der
Blockade der Alliierten und den daraus resultierenden wirtschaftlichen
Schwierigkeiten betroffen“. Die Alliierten hatten mehr Ressourcen als die
beiden eingeklemmten Kaiserstaaten Deutsches Reich und Österreich-Ungarn, die
ja von Einfuhren aus Übersee abgeschnitten waren. Der Atlantik wie das
Mittelmeer wurde von den Alliierten beherrscht.
Die Lieferung von Zeitzündern
und Werkzeugmaschinen an die Alliierten, die uns die Verbindung zu Übersee vermitteln
konnten war naheliegend. Zudem hat diese Produktion viele Arbeitsplätze gesichert,
vor allem im Jura (Uhrenindustrie). Die soziale Not war allgemein gross, vor
allem im dritten und vierten Kriegsjahr -ab März 1917 Rationierungsmassnahmen.
Das “SRF“ erwähnt Demonstrationen vor einer Fabrikationsstätte
in Zürich. Dabei soll der Vorwurf laut geworden sein, dass diese Lieferung von Zeitzündern
an die Alliierten „den Krieg verlängere“.
„Den Krieg verlängern - ?“
Deutschland glaubte noch 1918, es werde durch die Frühjahrsoffensive den Krieg
gewinnen. Daher ist es klar, von welcher Seite dieser Vorwurf stammte. Es ist
festzuhalten: Das deutsche Kaiserreich und das Kaiserreich Habsburg-Österreich
haben diesen Krieg ausgelöst. Dieser Krieg hatte zur Folge, dass diese beiden
bis in die Knochen morschen Herrschaften zu Staub zerfielen.
Fazit: Dieser SRF-Tagesschaubeitrag hat Schlagseite. Unser
Land musste auch Deutschland kriegswichtige Güter liefern. Das geht eindeutig
aus dem Beitrag im „Historischen Lexikon der Schweiz“ hervor – siehe obenstehendes
Zitat.
Die Situation war eindeutig viel komplexer als diese SRF-Zeitzündergeschichte
dies darstellt. So unterschlägt Herr Rossfeld bei seinen Neutralitätsbetrachtungen,
dass viele Deutschschweizer, dass General Wille und Mitglieder des Bundesrates
ausgesprochen Kaiserreich-freundlich waren. Es gab eine militärische
Zusammenarbeit mit Deutschland für den Fall, dass Frankreich oder Italien
Deutschland über die Schweiz angreift („Wikipedia“): Die Fortifikation Murten
zeugt heute noch davon.
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