Dienstag, 30. September 2014

Die Schweiz im 1. Weltkrieg - Die Zeitzündergeschichte der Tagesschau "SRF"


Am Samstag, den 27.09.2014 | 19:30 Uhr berichtet
das „SRF“ in einem Rückblick auf den ersten Weltkrieg über „Die Schweiz als Munitionsexporteur“;  „Das Millionengeschäft mit der Munition“; Link: http://www.srf.ch/player/tv/tagesschau/video/die-schweiz-als-munitions-exporteur?id=eddc7955-9c10-4176-ae13-7f9ac0bf66b9 .

„Munition - ?“ Es geht um die Fabrikation von Zeitzündern und von Werkzeugmaschinen, die nach Frankreich und vor allem nach England exportiert worden sind.

In den Kriegsjahren haben in der Uhrenindustrie etwa 30‘000 bis 50‘000 Frauen und Männer bei der Fabrikation von Zeitzündern Arbeit gefunden. Rund 90 % der Produktion ging an die Alliierten.
Nun, Herr Dr. Roman Rossfeld von der Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich - Professor Jakob Tanner (Link: http://www.fsw.uzh.ch/personenaz/lehrstuhltanner/projektmitarbeiterinnen/rossfeld.html ) berichtet anhand eines Fotoalbums über diese Tätigkeit „privater Firmen“ und ergeht sich in Betrachtungen über die Neutralität. Die „SRF-Tagesschau“ hält unmissverständlich fest: Der Export dieser Güter war legal.

Herr Rossfeld lässt unerwähnt, dass schon im 1. Weltkrieg die Schweiz von kriegführenden Mächten eingeschlossen war - ab 1915 mit dem Kriegseintritt Italiens auf Seiten der Alliierten. Schon im ersten Weltkrieg war die Schweiz auf den Goodwill dieser Mächte angewiesen, denn unser Land brauchte Kohle, Eisen / Stahl, Getreide und vieles mehr: Die Nahrungsmittel- und Energieversorgung der Schweiz hing zu 40 % von Importen ab.
Das „Historische Lexikon der Schweiz“ (Link: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8926.php ) stellt die wirtschaftliche Lage wie folgt dar: „Von Deutschland, das schweizerische Produkte benötigte, erhielt die Schweiz weiterhin Kohle und andere Rohstoffe. Indem die Schweizer Wirtschaftsführer ihre Transaktionen geheim hielten und geschickt die Rivalitäten zwischen der Entente und den Mittelmächten ausnutzten, ergriffen sie von den ersten Kriegsmonaten an die Möglichkeiten, die sich auf den Aussenmärkten eröffneten. Die Produktion von Munition, Aluminium, Kupfer, Zement und anderen Gütern, die von den Krieg führenden Mächten nachgefragt wurden, erfuhr einen beachtlichen Aufschwung. Bei den Importen ging der Anteil aus Europa zurück, während die Einfuhren aus den Vereinigten Staaten (Kohle, Baumwolle, Getreide, Zucker) zunahmen“ und: „Die Schweiz war von der Blockade der Alliierten und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten betroffen“. Die Alliierten hatten mehr Ressourcen als die beiden eingeklemmten Kaiserstaaten Deutsches Reich und Österreich-Ungarn, die ja von Einfuhren aus Übersee abgeschnitten waren. Der Atlantik wie das Mittelmeer wurde von den Alliierten beherrscht.
Die Lieferung von Zeitzündern und Werkzeugmaschinen an die Alliierten, die uns die Verbindung zu Übersee vermitteln konnten war naheliegend. Zudem hat diese Produktion viele Arbeitsplätze gesichert, vor allem im Jura (Uhrenindustrie). Die soziale Not war allgemein gross, vor allem im dritten und vierten Kriegsjahr -ab März 1917 Rationierungsmassnahmen.

Das “SRF“ erwähnt Demonstrationen vor einer Fabrikationsstätte in Zürich. Dabei soll der Vorwurf laut geworden sein, dass diese Lieferung von Zeitzündern an die Alliierten „den Krieg verlängere“. 
„Den Krieg verlängern - ?“ Deutschland glaubte noch 1918, es werde durch die Frühjahrsoffensive den Krieg gewinnen. Daher ist es klar, von welcher Seite dieser Vorwurf stammte. Es ist festzuhalten: Das deutsche Kaiserreich und das Kaiserreich Habsburg-Österreich haben diesen Krieg ausgelöst. Dieser Krieg hatte zur Folge, dass diese beiden bis in die Knochen morschen Herrschaften zu Staub zerfielen.

Fazit: Dieser SRF-Tagesschaubeitrag hat Schlagseite. Unser Land musste auch Deutschland kriegswichtige Güter liefern. Das geht eindeutig aus dem Beitrag im „Historischen Lexikon der Schweiz“ hervor – siehe obenstehendes Zitat.

Die Situation war eindeutig viel komplexer als diese SRF-Zeitzündergeschichte dies darstellt. So unterschlägt Herr Rossfeld bei seinen Neutralitätsbetrachtungen, dass viele Deutschschweizer, dass General Wille und Mitglieder des Bundesrates ausgesprochen Kaiserreich-freundlich waren. Es gab eine militärische Zusammenarbeit mit Deutschland für den Fall, dass Frankreich oder Italien Deutschland über die Schweiz angreift („Wikipedia“): Die Fortifikation Murten zeugt heute noch davon.

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