So titelt die „NZZ“:
„Draghi schickt
den Euro bachab“
"NZZ" (Print), vom 05.09.2014; von Michael Schäfer; Link: http://www.nzz.ch/finanzen/draghi-schickt-den-euro-bachab-1.18377583
.
„Die Europäische Zentralbank verführt die
Anleger zu noch höherer Risikobereitschaft
Der Präsident der
EZB hat am Donnerstag die Mehrheit der Anleger überrascht. Er kündigte
weitreichendere Massnahmen an als erwartet und löste einige Bewegungen an den
Märkten aus.“
Vorab der Kurs des Euro reagierte deutlich. Der Euro fällt
kurz unter CHF 1.2050. Gegenüber dem Dollar gab er auf $ 1.2950 nach, was einem
Tagesverlust von rund 2 Cent entspricht. Die Gemeinschaftswährung hat damit
ihren seit Anfang Mai andauernden Sinkflug gegenüber dem Greenback beschleunigt
fortgesetzt, indem sie rund 7% verloren hat. Gleichzeitig notiert sie damit auf
dem niedrigsten Stand seit Juli 2013
Kommentar
Ich meine, das ist nicht ganz zutreffend. Herr Draghi hätte
Freude, wenn der Euro den Kurs zu Dollar und Schweizer Franken mindestens halten
würde. Er gibt sich ja auch alle Mühe – leider ohne Erfolg.
Der Euro geht bachab, weil er dort hingehört, weil die es
den Euro-Ländern als Ganzes nicht besser geht, sondern schlechter. Aber das
wollen weder die EZB noch die Euro-Politiker wie Frau Merkel, wahr haben
wollen. Sie wollen sich nicht eingestehen, dass der Euro - bildlich als Mensch
gesehen – ein Krüppel ist. Er war dies schon als Idee, vor seiner Erschaffung
also und er erschien als unheilbarer Krüppel auf dem Geldmarkt.
Es erstaunt mich, wie diese verzweifelten Massnahmen von
Herrn Draghi relativ gelassen kommentiert werden. Immerhin schreibt „F-A.Z.“-Mitherausgeber
Holger Steltzner: „Mario Draghi muss
verzweifelt sein“; „F.A.Z.“ vom 04.09.2014; „Anleihenkäufe - Alle Risiken auf die EZB“; Link: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/holger-steltzner-kommentiert-die-zinssenkung-der-ezb-13135699.html
. „Mario Draghi muss verzweifelt sein. Er will mit noch einer Minizinssenkung
von 0,15 auf 0,05 Prozent die müde Wirtschaft in der Eurozone anschieben. Man
kann dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank nicht absprechen, dass er
seinem Euro-Rettungsversprechen („whatever it takes“) nicht alle denkbaren
Taten folgen lassen will. An den Kapitalmärkten schnurrte nach seinem
Versprechen der Zinsabstand zu Deutschland selbst für Krisenländer wieder gegen
Null, fast so, als habe es die Krise nie gegeben und als seien die Schulden der
Eurostaaten in der Krise nicht noch weiter in die Höhe geschnellt. Am Zins kann es also nicht liegen, dass in
Euroland die Wirtschaft lahmt. Trotz allem ist der Euro nicht „gerettet“, auch
wenn Politiker noch so oft das Gegenteil behaupten“.
Es erstaunt mich, dass in den Medien nicht hinterfragt
wird, warum die von Herrn Draghi mit viel Brimborium angekündigte „Bazooka“
sein Problem des schwachen Euros, der schwachen Euro-Wirtschaft nicht gelöst
hat. Sogar die „Dicke Berta“, mit der die Deutschen im 1. Weltkrieg Lüttich in
Schutt und Asche gelegt haben und mit der sie 1944 den Warschauer Aufstand
zerschlagen haben, hat nichts erbracht.
Es erstaunt mich, wie die immer verzweifeltere Situation
der EZB, von den Medien und den Euro- Politikern kühl und distanziert zur Kenntnis
genommen wird, obschon sie, die Euro-Politiker wissen, dass sie der EZB eine
Aufgabe überbürdet haben, die diese gar nicht lösen kann - aus einem
Euro-Krüppel eine florierende Währung zu machen. Die Politiker selbst sind
gefordert – wie? Da gibt es Alternativen!
„Kampf gegen Deflation
- Draghi gibt Politikern Schuld an der Krise“
Spiegel Online, vom 04.09.2014; Link: http://www.t-online.de/wirtschaft/id_70890020/ezb-chef-mario-draghi-gibt-politikern-schuld-an-der-krise.html
.
Die Medien berichten getreu berichten sie über Draghis „letztes
Aufgebot“:
NZZ: „ Die EZB
unter Druck - Gratisgeld kann Europa nicht retten“; „NZZ“ vom 06.09.2014;
von Thomas Fuster; Link: http://www.nzz.ch/meinung/kommentare/gratisgeld-kann-europa-nicht-retten-1.18378256
Von der
Europäischen Zentralbank werden ständig noch expansivere Taten gefordert. Das
birgt mehr Gefahren als Chancen.
Geldpolitik ist idealerweise langweilig, vorhersehbar und
fernab des Rampenlichts. Von alldem kann derzeit keine Rede sein. Langeweile
kommt bei den Währungshütern spätestens seit Ausbruch der Finanzkrise kaum noch
auf. Auch die Prognostizierbarkeit ist schwieriger geworden, zumal Notenbanken
ihren Aufgabenbereich immer breiter definieren und auch vor einer
Zurechtbiegung ihres Mandats öfters nicht zurückschrecken; das Tabu von gestern ist zur Normalität von heute geworden.
...
In der
öffentlichen Wahrnehmung wirken die Vertreter der Europäischen Zentralbank
(EZB) zusehends wie Getriebene der Politik. Wachsenden Druck machen dabei –
wenig überraschend – Problemstaaten wie Frankreich oder Italien, die von der
EZB stets noch expansivere Aktionen fordern. Ihre Hoffnungen ruhen auf der
unkonventionellen Massnahme einer quantitativen Lockerung (QE), zumal das
traditionelle Zinsinstrument angesichts eines Leitsatzes von 0,05 Prozent
ausgereizt ist. Um die ins Stocken
geratene Wirtschaft der Euro-Zone anzukurbeln, so der Appell, soll die EZB in
grossem Stil auch den Aufkauf von Vermögenswerten wie Staatsanleihen ins Auge
fassen.
Die EZB leistet solchen Wunschvorstellungen einigen
Vorschub. In den vergangenen Tagen deutete EZB-Präsident Mario Draghi nicht nur
an, dass das Vertrauen in seine Institution, den Euro stabil halten zu können,
Risse bekommt. Er betonte auch, dass die Zentralbank alle verfügbaren
Instrumente einsetzen werde, um die Preisstabilität zu sichern. Am Finanzmarkt wird dies als Präludium für
eine quantitative Lockerung interpretiert. Zwar enthält das Regelwerk der EU
ein explizites Verbot der monetären Staatsfinanzierung, worauf eine QE-Politik
hinauslaufen dürfte. Die Marktteilnehmer, die – einem Drogensüchtigen ähnlich –
nach ständig noch mehr monetärem Stoff lechzen, sehen aber grosszügig über
solche Regeln hinweg, zumal sich die EU-Verträge im Verlauf der Finanzkrise als
durchaus dehnbar erwiesen haben.
„Leitzins
praktisch auf null gesenkt - EZB-Chef Draghi überrascht fast alle“
„NZZ“ vom 04.09.2014; Link:
http://www.nzz.ch/wirtschaft/ezb-senkt-leitzins-ueberraschend-auf-rekordtief-1.18377096
.
„Die Europäische Zentralbank forciert den
Kampf gegen die Krise. Mit einer überraschenden Zinssenkung auf 0,05% und mit
milliardenschweren Geldspritzen will EZB-Präsident Draghi die schlappe
Konjunktur anschieben und die zu geringe Teuerung anheizen“.
tsf./(Agenturen) Die Europäische Zentralbank (EZB) hat
den Leitzins im Euroraum überraschend um 0,1% auf 0,05% gesenkt. Das beschloss
der EZB-Rat am Donnerstag, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Zudem
müssen Banken künftig einen noch höheren Strafzins von nun 0,2% bezahlen, wenn
sie Geld bei der Notenbank parken, statt es in Form von Krediten an Unternehmen
weiterzureichen.
und
FAZ: „Europäische
Zentralbank geht ins Risiko!
„F.A.Z.“, vom 05.09.2014; von jpen.Frankfurt; Link: nur
über E-Paper
„Die Notenbank
überrascht alle: Sie senkt die Zinsen nahe null. Und kauft trotz Uneinigkeit
auf eigene Rechnung Wertpapiere“.
Mit einem für Beobachter überraschend weitreichenden
Maßnahmenpaket und gegen den Widerstand einzelner Gremiumsmitglieder hat der
Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag auf die nochmals gesunkene
Inflationsrate im Euroraum reagiert. Notenbank-Präsident
Mario Draghi kündigte im Anschluss an die Sitzung des Zentralbankgremiums in
Frankfurt den Ankauf von Kreditverbriefungen (Asset Backed Securities, ABS) und
von Pfandbriefen an, der schon im Oktober beginnen soll. Zusätzlich senkten die
Währungshüter den Leitzins ein weiteres Mal um 10 Basispunkte auf das
Rekordtief von 0,05 Prozent. Den schon vor drei Monaten in den Negativbereich
gesetzten Einlagenzins reduzierte das Gremium auf minus 0,2 Prozent. Der
Euro verlor in Reaktion etwa zwei Cent zum Dollar auf weniger als 1,30 Dollar,
der Dax gewann rund ein Prozent auf zwischenzeitig 9733 Punkte. Ökonomen
reagierten unterschiedlich auf den Beschluss, Vertreter der
Versicherungswirtschaft sprachen wegen der Zinssenkung von einem falschen
Signal.
Draghi begründete den Schritt mit verschlechterten
Inflationserwartungen, der Stagnation
des Wirtschaftswachstums im Euroraum und der nach wie vor schwachen
Entwicklung der Kreditvergabe. Das neue Paket „soll unsere bisherigen Maßnahmen
ergänzen und dazu beitragen, die Kreditvergabe an die Unternehmen zu beleben“,
sagte Draghi. Im Juni hatte die
Notenbank schon ein Programm zinsgünstiger Langfristkredite (TLTRO)
angekündigt, mit dem Banken im Herbst 400 Milliarden Euro zu günstigen
Konditionen leihen können.
Kreditverbriefungen
waren während der Finanzkrise in Verruf [Auslöser der Finanzkrise!] geraten.
Mit den oft mit Hypothekenkrediten unterlegten Wertpapieren werden
Ausfallrisiken weit gestreut. Können Banken diese Wertpapiere verkaufen,
entlastet das ihre Bilanzen. Der Käufer, demnächst also die Notenbank, belastet
sich dagegen mit dem Risiko, dass der Schuldner die Kredite nicht bedienen
kann. Dennoch wird die Notenbank den Ankauf solcher Papiere im Oktober starten.
„Das Eurosystem wird auch ein breites Portfolio von Pfandbriefen in Euro
kaufen, die von monetären Finanzinstituten in der Eurozone herausgegeben
werden“, sagte Draghi.
Zwei Pfandbriefprogramme hatte die Notenbank schon in den
Jahren 2009 bis 2012 aufgelegt. Über den Umfang und die Details der neuen
Maßnahmen schwieg Draghi. Jedoch kursierte in Notenbankkreisen ein Volumen von zusammengerechnet 500
Milliarden Euro für einen Zeitraum von drei Jahren.
Bemerkenswert ist
an der Entscheidung nicht nur dieser möglicherweise angestrebte Umfang, der
weit über den Erwartungen von Volkswirten läge, sondern auch, dass die
Entscheidung im Rat der Zentralbank, in dem jede nationale Notenbank vertreten
ist, umstritten war. „Nein, die Entscheidung war nicht einstimmig“, sagte
Draghi auf Nachfrage. Auch ein noch breiter angelegtes Anleihekaufprogramm sei
diskutiert worden. „Einige unserer Ratsmitglieder waren dafür, mehr zu tun als
ich gerade gesagt habe. Andere waren dafür, weniger zu tun“, gestand Draghi
ein. Beobachter folgerten daraus, dass neben Bundesbank-Präsident Jens
Weidmann, dessen ablehnende Haltung zum ABS-Programm bekannt war, sich auch
weitere eher stabilitätsorientierte Notenbanker gegen den Kauf von Wertpapieren
ausgesprochen haben.
Bemerkenswert an den Erklärungen Draghis war zudem seine
Äußerung, die Maßnahmen sollten auch dazu dienen, die Bilanzsumme der Notenbank
auszuweiten. Diese war zuletzt auf rund 2039 Milliarden Euro geschrumpft. Noch
vor einem Jahr umfasste sie rund 320 Milliarden Euro mehr. Wegen dieser neuen Akzentuierung, die beispielsweise in den Vereinigten
Staaten mit breit angelegten Anleihekäufen (Quantitative Easing - QE) verbunden
ist, wurde die weitere Lockerung der Geldpolitik in Kreisen deutscher
Notenbankvertreter als Strategiewechsel aufgefasst. Zudem sorgte für
Verwunderung, dass die EZB – als künftige Bankenaufseherin – nun Maßnahmen
einleitet, die es Banken erleichtert, ihre Bilanzen um belastende Posten zu
bereinigen [es hat viele marode Banken im Euroraum – die werden so „gerettet“, aber
nicht saniert!].
Aus Deutschland kam nach der Bekanntgabe Kritik. „Die
schwache Kreditexpansion in der Währungsunion liegt in vielen Eurostaaten vor
allem an der geringen Bonität der Schuldner. Hier kann das ABS-Programm keine
Abhilfe schaffen“, sagt der Geschäftsführer des Bankenverbandes, Michael Kemmer. Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn betonte,
dass sich „bedauerlicherweise“ der Kauf von Anleihen durch die EZB andeute.
Dazu sei sie nicht befugt, weil es sich „um eine fiskalische und keine
geldpolitische Maßnahme“ handele. Kritik übte der Präsident des
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland:
„Dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen auf 0,05 Prozent senkt, ist
ein falsches Signal an alle Sparer.“ Dass Zinssenkungen nahe dem Nullpunkt
keine positiven Wirtschaftsimpulse bringen, hätten schon die letzten
Zinsschritte der EZB gezeigt. „Statt mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen das
Niedrigzinsumfeld zu verfestigen, müssen weitere und nachhaltige strukturelle
Reformen in den Fokus rücken“, sagte der GDV-Präsident.
und
NZZ: „Leitzins praktisch bei 0% - EZB überrascht mit neuer Aktion“
„NZZ" (Print), vom 04.09.2014, von Claudia Aebersold Szalay;
Link: http://www.nzz.ch/wirtschaft/ezb-ueberrascht-mit-neuer-aktion-1.18377371
.
„Die Europäische
Zentralbank greift erneut in die geldpolitische Trickkiste. Um die Banken zur
Kreditvergabe zu animieren, wird sie ihnen verbriefte Kredite abkaufen. Dadurch
nimmt sie aber erhebliche Risiken auf die eigenen Bücher.“
Tiefer geht es
nicht mehr. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag die
Leitzinsen abermals gesenkt. Der Hauptrefinanzierungssatz wurde um 10
Basispunkte auf 0,05% ermässigt. Der Zins für die Spitzenrefinanzierung und der
Einlagesatz wurden parallel dazu auf 0,30% bzw. –0,20% gesenkt. Die Zinssenkung
wird zwar auf die Wirtschaft der Euro-Zone nur noch «homöopathisch» wirken,
soll aber laut EZB-Präsident Mario Draghi den verschlechterten konjunkturellen
Rahmenbedingungen in der Währungsunion Rechnung tragen. Sie hat zudem den
willkommenen Nebeneffekt, dass sie die im Juni angekündigten bedingten
Langfristgelder der Notenbank für die Banken attraktiver, weil billiger machen
wird. Draghi machte denn im Austausch mit der Presse im Anschluss an die
Ratssitzung in Frankfurt auch kein Hehl aus seinen Absichten, sondern sagte
ganz direkt, die Zinssenkung sei ein
Signal an die Banken, beim Langfristgeld, das ihnen in dieser Form zum ersten
Mal im September angeboten werde, zuzugreifen und nicht abzuwarten, bis es noch
billiger werde – denn tiefer gehe es beim Zins nun nicht mehr.
Bankkredite in EZB-Bilanz
Den Wirtschaftsgang
wird die Zinssenkung indessen kaum mehr beeinflussen, die Leitzinsen waren auch
vor der Senkung von Donnerstag schon äusserst tief. Eine Belebung der
Konjunktur in der Währungsunion verspricht sich der EZB-Rat hingegen von zwei
weiteren Programmen, die er im Oktober lancieren wird: ein Programm zum Kauf
von forderungsbesicherten Wertpapieren und eines zum Erwerb von gedeckten
Schuldverschreibungen. Beim ersten
(ABS-Programm) wird die Notenbank Anleihen kaufen, die mit Krediten besichert
sind, beispielsweise mit Autodarlehen, Kreditkartenforderungen oder, wie Draghi
zur Überraschung vieler bekanntgab, auch mit privaten Hypotheken. Beim zweiten
(Covered-Bond-Programm) wird die EZB Schuldtitel kaufen, die mit erstklassigen
Hypotheken (Pfandbriefe) oder Anleihen des öffentlichen Sektors besichert sind
und für die, im Unterschied zu den ABS, auch der Emittent der Papiere (meist
eine Bank) haftet. In beiden Fällen trägt nach dem Kauf aber die EZB direkt
oder indirekt das Ausfallrisiko der Aktiva mit oder, etwas überspitzt gesagt,
schultert den Ausfall, wenn Bürger der Währungsunion ihre Kreditkartenschulden
nicht mehr bezahlen können oder mit dem Abstottern ihres Autokredits in Verzug
geraten.
Der EZB-Rat verspricht sich durch die geplanten
Käufe eine Belebung der Vergabe von Krediten an die Realwirtschaft. Wird die Verbriefung von Krediten für die
Banken attraktiver, weil ein grosser Käufer wie die EZB auf die Bühne tritt,
wird für sie auch die Kreditvergabe an ihre Kunden wieder interessanter, wie
die Notenbank hofft.
Über den Umfang der
beiden Kaufprogramme wollte Draghi am Donnerstag noch keine Auskunft geben, die
Details dazu will er nach der Ratssitzung von Oktober liefern. Er machte aber
klar, dass die beiden Programme zusammen mit den demnächst zur Umsetzung
kommenden bedingten Langfristgeldern die Bilanz des Euro-Systems erheblich
verlängern werden. Draghi schwebt dabei vor, die Bilanzlänge wieder auf das
Mass von Ende 2012 anschwellen zu lassen, als sie beinahe 3 Billionen Euro
betragen hatte.
Angst um die Verankerung
Die EZB reagiert
mit ihrem neusten Massnahmenpaket auf die abermals verschlechterten
makroökonomischen Rahmenbedingungen. Die hauseigenen Ökonomen der Notenbank
zeichnen mit ihren neusten Prognosen ein noch düstereres Bild von der künftigen
Wirtschaftsleistung der Euro-Zone als noch Mitte des Jahres. Zudem bereitet der
Notenbank nach wie vor die verhaltene Teuerung Bauchschmerzen, da durch sie die
Wirtschaftsakteure der Währungsunion sich irgendwann auf fallende Preise einstellen
könnten. Die Inflationserwartungen sind zwar noch fest verankert, haben jüngst
aber eine bedenkliche Richtung eingeschlagen [nicht um den Brei herumreden: es
kann sehr wohl, statt einer Inflation, eine Deflation geben.)
"Überraschend" sind die Draghi-Massnahmen keineswegs. Sie haben sich schon seit Längerem abgezeichnet. Sie sind Draghis "letztes Aufgebot". Tragisch!
"Überraschend" sind die Draghi-Massnahmen keineswegs. Sie haben sich schon seit Längerem abgezeichnet. Sie sind Draghis "letztes Aufgebot". Tragisch!
So warten wir ab und trinken Tee – so wie dies die Männer
und Frauen der EZB und die Euro-Politikerinnen und –Politiker tun. Wir, weil
wir nichts machen können, die, weil sie nicht wissen, was zu tun ist oder –
schlimmer – weil sie nicht tun wollen, was zu tun wäre.