... für sie persönlich mehr als eine Abstimmung
USR-III-Nein
"Nach der Abstimmungsniederlage ist Eva Herzog nicht mehr
unantastbar"
„Basler Zeitung“ vom Dienstag, den 14.02.2017 um 10:26 Uhr
Die Basler SP-Regierungsrätin Eva Herzog galt bisher als
unantastbar. Nach dem Nein zur Unternehmenssteuerreform III muss sie nun Differenzen
mit der eigenen Partei bereinigen.
Zudem sieht sie sich mit einem möglichen SP-internen Rivalen bei den nächsten Ständeratswahlen konfrontiert: Beat Jans.
Zudem sieht sie sich mit einem möglichen SP-internen Rivalen bei den nächsten Ständeratswahlen konfrontiert: Beat Jans.
Seit zwölf Jahren ist Eva Herzog in der Basler Regierung die Prima inter Pares. Drei Mal hintereinander konnte sie bei den Gesamterneuerungswahlen das Spitzenresultat verbuchen. Geachtet und respektiert bis weit ins bürgerliche Lager entwickelte sich das Image, politisch unantastbar zu sein.
Selbst ihre grösste Niederlage an der Urne steckte Frau Eva Herzog
locker weg.
2012 lehnten die Basler Stimmbürger die Senkung der Unternehmensgewinnsteuer ab, nachdem Herzogs eigene Partei das Referendum ergriffen hatte.
Am Wochenende erlebte Herzog nun ein Déjà-vu.
2012 lehnten die Basler Stimmbürger die Senkung der Unternehmensgewinnsteuer ab, nachdem Herzogs eigene Partei das Referendum ergriffen hatte.
Am Wochenende erlebte Herzog nun ein Déjà-vu.
Bei der nationalen Abstimmung über die
Unternehmenssteuerreform III (USR III) stand die erfolgsverwöhnte Basler
Magistratin Herzog bei der Linken allein auf weiter Flur.
Stattdessen fand sie sich im Abstimmungskampf zwischen bürgerlichen Finanzpolitikern und dem Gewerbeverband – im linken Politjargon «Grüselgegner» – wieder.
Stattdessen fand sie sich im Abstimmungskampf zwischen bürgerlichen Finanzpolitikern und dem Gewerbeverband – im linken Politjargon «Grüselgegner» – wieder.
Nationaler Support für Jans
Tatsächlich stellt sich nach dem emotionalen
Abstimmungskampf die Frage, wie viel Geschirr zwischen Herzog und ihrer Partei
zerschlagen worden ist. Gerüchten zufolge soll ihr Parteikollege, Nationalrat
Beat Jans, damit liebäugeln, bei den nächsten nationalen Wahlen 2019 für den
Ständerat zu kandidieren. Bisher war es in der Politszene eine unausgesprochene
und allgemein akzeptierte Abmachung, dass der Basler Sitz im Stöckli für Eva
Herzog reserviert ist, sobald Langzeit-Ständerätin Anita Fetz ihren Hut nimmt.
Jans aber gilt als Nationalrat und Vize-Präsident der SP
Schweiz als einer der profiliertesten Gegner der USR III und ist derzeit der
Mann der Stunde. Offenbar sind in der nationalen SP Bestrebungen im Gange, ihn
als Ständeratskandidaten zu unterstützen. Auch am linken Flügel der Basler SP
ist die Bewunderung gross: «Ich könnte mir Beat Jans gut als künftigen
Ständerat vorstellen», sagt Beda Baumgartner, Sekretär der Unia Nordwestschweiz
und ehemaliger Basler Juso-Chef.
So äussern sich Jans und Herzog
In der SP ist man derzeit offiziell bemüht, die Differenzen
zu bereinigen: Er habe gestern Morgen mit Eva Herzog telefoniert, sagt Jans.
«Die Stimmung zwischen uns ist gut. Beim zweiten Anlauf zur Steuerreform werden
wir auf der gleichen Seite kämpfen», ist Jans überzeugt.
Ähnlich äussert sich Regierungsrätin Herzog: Was sie von
Exponenten der SP gehört habe, stimme sie positiv: «Man weiss, dass es die
Reform braucht und dass es sie schnell braucht», sagt sie.
Anders ist die Stimmung gegenüber Herzog: Sie hat sich
öffentlich mit Parteipräsident Christian Levrat gefetzt und ist in der
Abstimmungszeitung des Gewerbeverbandes für die USR III aufgetreten. Das hat
sie bei vielen Linken in Misskredit gebracht. Und dass die rechtsbürgerliche
«Weltwoche» in ihrer letzten Ausgabe die «gnadenlos sachliche» Basler
Finanzdirektorin auf den Schild hob und gar zur nächsten SP-Bundesrätin machte,
dürfte die Skepsis im eigenen Lager zusätzlich vergrössert haben.
Herzog weibelte zu stark für Ja
Die Beziehung zur Mutterpartei zu kitten wird für Herzog nun
die grosse Herausforderung, wenn sie ihre Ambitionen auf der nationalen
Polit-Bühne nicht gefährden will. In der Basler SP dagegen gilt sie immer noch
als die Grande Dame, die sich für den Kanton stark gemacht hat. «Herzog hatte
die Vorteile für unseren Kanton im Fokus», sagt Mustafa Atici. Der SP-Grossrat
und Unternehmer wechselte nach anfänglicher Zustimmung zur USR III ins
Nein-Lager. «Es war sicher nicht immer eine angenehme Diskussion, aber es ist
eine Stärke der SP, dass wir es schaffen, verschiedene Meinungen auch in der
Öffentlichkeit diskutieren zu können», sagt Mustafa Atici.
Beda Baumgartner beurteilt Eva Herzogs Verhalten anders: Sie
sei im Abstimmungskampf weitaus engagierter aufgetreten, als dies ihre Position
als zuständige Regierungsrätin erfordert habe. «Das hat in der Partei viele
irritiert», weiss Baumgartner.
Durch das Nein erhalte Herzog nun quasi eine zweite Chance,
meint SP-Grossrat Pascal Pfister: «Sie kann dafür sorgen, dass das
Abstimmungsresultat ernst genommen wird und die neue Variante unserer Reform in
unserem Sinne aufgegleist wird.»
Zur Person von Frau Eva Herzog
Zur Person von Frau Eva Herzog
Regierungsrätin Kanton Basel-Stadt seit 2004
Curriculum Vitae:
1981 – 1988 Studium der Geschichte, Wirtschaftswissenschaft und Spanisch, Universitäten Basel und Santiago de Compostela (Spanien) 1989 Mitglied Geschäftsleitung des Vereins Dritte Welt-Läden der Region Basel 1990 – 1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsstelle Baselbieter Geschichte 1994 – 1995
1981 – 1988 Studium der Geschichte, Wirtschaftswissenschaft und Spanisch, Universitäten Basel und Santiago de Compostela (Spanien) 1989 Mitglied Geschäftsleitung des Vereins Dritte Welt-Läden der Region Basel 1990 – 1994 Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Forschungsstelle Baselbieter Geschichte 1994 – 1995
Koordinatorin, Verein Frauenstadtrundgang Basel 1995 –
1999 Mitglied Leitungsteam und der Geschäftsleitung, Kulturwerkstatt Kaserne 2000
Freiberufliche Kulturveranstalterin 2001 – 2004 Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Vizerektorat Forschung, Universität Basel.
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