Gestörtes soziales Gleichgewicht
Der schweizerische Gewerbeverband hat die Schweiz
flächendeckend mit einer achtseitigen Abstimmungszeitung überschwemmt, die für
ein „Ja“ bei der Unternehmenssteuerreform III (USR III) wirbt.
Die rund 250
Verbände mit gegen 300´000 Unternehmen müssen ein sehr grosses Eigeninteresse
haben, dass diese Vorlage angenommen wird, obschon sich das Bundesbüchlein über
die gesamten finanziellen Auswirkungen (Verlust?) für Bund, Kantone und
Gemeinden nicht äussert. Immerhin ist zu lesen, dass diese von
steuerpolitischen Entscheidungen anderer Länder abhängen! Und die werden nicht
auf sich warten lassen.
Sollten bei einem „Nein“ gewisse „hochmobile Unternehmen“
unser gastliches Land verlassen, so hätte dies einen gewissen, begrenzten
Ausfall von Aufträgen für das heimische Gewerbe zur Folge. Viel gewichtiger ist
jedoch für die Gewerbetreibenden, dass sie von dieser Vorlage direkt
profitieren. Ihr Einkommen – das bei einem Betrieb Gewinn heisst – würde bei
einem „Ja“ schweizweit geringer besteuert.
All die Steuerzahler, die ihr Einkommen
mit einem Lohnausweis belegen müssen, die zudem von vielen Abzugsmöglichkeiten
nicht profitieren können – weil sie eben Angestellte und keine Gewerbler sind –
die haben das Nachsehen: In manchen Gemeinden und Kantonen muss der Steuerfuss
für natürliche Personen erhöht werden.
Auf Bundesebene ist mit jährlichen
Mindereinnahmen von mindestens 1,1 Milliarden (Prognose – es kann auch mehr
sein) zu rechnen, ist im Bundesbüchlein zu lesen.
Solche fundamentalen Verschiebungen stören das soziale
Einvernehmen in unserem Land empfindlich.
Diese hochkomplexe, ohne Not relativ
wenige Gewinner und viele Verlierer produzierende Vorlage verdient ein „Nein“.
Es gibt bessere Lösungsvorschläge, sie liegen bereit. Wir haben Zeit, diese
auszuarbeiten.
Mit einem „Nein“ machen wir uns frei.
Es darf nicht sein, dass bürgerliche Parteien ihre Clientel, das Gewerbe steuerlich privilegieren. Der Direktor des schweizerischen Gewerbeverbandes ist freisinniger Nationalrat aus dem Kanton Zürich.
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