Feindseliges
Verhalten
Die Deutschen sind Schnäppchenjäger. Fast tagtäglich
erhalten wir Schnäppchen-Angebote – sei es von Verkäufern, sei es von
Dienstleistungsanbietern wie Banken, ja auch von der Deutschen Bahn – die aus
ganzheitlicher Sicht dem Anbieter Nutzen bringen, aber nur bedingt dem Käufer
oder Nutzer. Das macht sich eine schweizerische Großbank zu Nutze und bietet
ihren deutschen Kunden eine Treueprämie an, wenn sie ihre Einlage verdoppeln. Volker
Loomann, ein deutscher Finanzanalyst aus Stuttgart jedoch, der mit den
deutschen Sitten und Unsitten bestens vertraut sein sollte nimmt das zum Anlass
um über viele Zeilen hinweg über die Schweizer Banken und insbesondere über
diese Großbank herzufallen – ein Beispiel: „Die Gier der Schweizer Banker ist
höher als alle Viertausender zusammen, die in diesem Land stehen“ (Text nachfolgend).
Immerhin, auch in seiner Sicht ist die „Schweizer-Banker-Gier“ begrenzt.
In seinem Eifer die Schweizer Banken schlecht zu machen
manipuliert er sogar Zahlen: „Sie werden, auch wenn Sie mit Zahlen auf
Kriegsfuß stehen, schnell erkennen, dass ihre Entscheidung in Zukunft jährlich 8000 Euro kosten würde.“ Und
jetzt kommt‘s: „Wenn das zehn Jahre hingenommen
werden würde (schönes Futur), fielen Kosten
von JÄHRLICH 80‘000 Euro an, so … .“ Nun, die Deutschen, die Geld anlegen
wollen, sind bestens beraten, wenn sie diesen Finanzanalysten meiden, der
offensichtlich mit Zahlen auf Kriegsfuß steht.
Es stellt sich die Frage, warum die führende deutsche
Zeitung, die „F.A.Z.“ diesen Artikel unter dem Titel: „Teuer bezahlte Treueprämie“
veröffentlicht (20.12.2016). Sie hat ja einen Korrespondenten in der Schweiz,
Johannes Ritter, der in kritisch-zugewandter Art und Weise vielfältig über
meine Heimat berichtet.
Zurück zu diesem Stuttgarter Finanzanalysten:
·
Ein Finanzanalyst sollte wissen, dass der Euro
schwach auf der Brust ist. Als die Deutschen noch ihre Deutsche Mark hatten,
konnte sie sich sehr wohl Ferien in der Schweiz leisten. Jetzt ist das
Währungsgefüge so verzerrt – siehe weiter unten – dass „es ihnen zu teuer
geworden ist“, wie der Finanzanalyst schreibt, aber mit Absicht den Grund
verschweigt.
·
Schweizer Banken sind eindeutig sicherer als
Deutsche. Zwar musste die vom Finanzanalysten angefeindete Bank während der
Finanzkrise von der Eidgenossenschaft gestützt werden – notabene hat diese
Stützungsaktion der Schweiz einen Gewinn beschert. Unter der Aufsicht eines
ehemaligen Präsidenten der deutschen Bundesbank steht sie nun wieder auf festen
Füssen. Das kann man vom ehemaligen deutschen Flaggschiff, der Deutschen Bank sicher
nicht sagen. Auch andere deutsche Banken stehen noch Jahre nach der Finanzkrise
schlecht da.
·
Deutsche wie Menschen vieler anderer Nationen
legen in der Schweiz ihr Vermögen an, weil dieses Land nicht nur den Ruf hat,
sondern auch die Gewissheit bietet, dass seine Währung, der Schweizer Franken,
hart ist und es auch bleiben wird.
·
Das kann man ja vom Euro in keiner Weise
behaupten. Auf den ersten Blick schuldig ist die Europäische Zentralbank (EZB),
die einen immer noch grösser werdenden Geldsee produziert und daher die
Schweizerische Nationalbank zwingt, auf Einlagen Negativzinsen zu erheben, weil
sonst der Schweizer Franken noch härter und meinem Land so Schaden zufügen
würde - Export. Grundsätzlich aber ist der Euro an sich eine Fehlgeburt, die
trotz aller Bemühungen sterben wird. Griechenland wird unter dem gegenwärtigen
Finanzregime, das hauptsächlich von Deutschland diktiert wird, nie wieder
genesen, Italien, auch Frankreich sind große Belastungen für diese
„Gemeinschaftswährung“, sie werden es auch bleiben – bis zum Euro-Exitus. Der
ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
„F.A.Z.“, Dienstag den 20.12.2016 Finanzen 25
Teuer bezahlte Treueprämie
Die eidgenössischen Bankiers sind wirklich höfliche
Zeitgenossen. Sie haben sich in ihrem Brief an meine Mandantin gleich viermal
bedankt: Danke, Merci, Grazie, Grazia! In der Schweiz kenne man viele
Möglichkeiten des Dankes, schreiben die beiden Direktoren von der UBS aus
Zürich, doch es sei egal, für welche Sprache man sich entscheide. Das Vertrauen
in die Bank sei mehr wert als ein paar Dankesworte, und deshalb wolle man Treue
belohnen, schließlich könne man sich ja auf die individuelle Vermögensberatung
und das fundierte Fachwissen der Bank der Vermögensverwaltung verlassen.
Nach dieser „umständlichen“ Ouvertüre – der Schweizer
neigt eben von Natur aus zur Bedächtigkeit – kommen die beiden Herren
allmählich zur Sache. Wenn die Vermögenswerte bei der UBS Switzerland AG bis
zum 3. März 2017 verdoppelt und in einem Verwaltungsmandat angelegt werden,
würden dem Konto direkt 2000 Euro als „Treueprämie“ gutgeschrieben, so dass
sich das neue Investment „mehrfach“ lohne. Die Bank hülfe dabei, finanzielle
Ziele zu erreichen. In einem Anlageumfeld, das komplexer und unberechenbarer
sei als je zuvor, habe die Bank einen Prozess entwickelt, welcher das
Fachwissen von Anlagespezialisten und Kundenberatern verknüpfe. So könnten die
Anleger von einer Beratung und Lösungen profitieren, welche noch besser auf den
Kunden und die aktuelle Marktsituation ausgerichtet seien.
Sie wissen ja, liebe Leserinnen, werte Leser, dass ich
das einfache und klare Wort liebe. Ich bin schwer beeindruckt, wie viel leeres
Stroh zwei Helvetier auf einer halben Seite edlen Briefpapiers dreschen können.
Das will gelernt sein, das schaffen nur wenige. Solche Fähigkeiten sind Leuten
vorbehalten, die es mit Bravour und Brillanz schaffen, nichts zu sagen und
dabei auch noch üppig zu verdienen: Vermögen verdoppeln und Treueprämie
kassieren! Zu diesem urigen Unfug fällt mir wirklich nichts ein. Halt! Das
stimmt nicht ganz. Ich möchte Ihnen einfach mal an einem Beispiel zeigen, wie
sich das für Sie rechnet, wenn Sie ein Schnäppchenjäger sind und der Verlockung
doch nicht widerstehen können. Man weiß ja nie, was im Kopf deutscher Anleger
so vor sich geht, wenn Prämien und Rabatte winken.
Die verehrte Dame, welche diesen Brief erhalten hat, hat
einige Jahre lang 200 000 Euro bei der UBS angelegt. Nun hat sie die Nase voll,
nein, sie hat sie sogar gestrichen voll, weil sie gemerkt hat, dass ihr die
Schweizer ganz schön auf der Tasche lagen. Das Mandat hat unter dem Strich
jedes Jahr zwei Prozent gekostet: Gebühren, Kommissionen, Provisionen und
Retrozessionen schlugen mit 4000 Euro pro Jahr zu Buche, und bei solchen Summen
läuft auch „Sauschwaben“, wie die Deutschen in eidgenössischen Fachkreisen
tituliert werden, irgendwann die Galle über. Das können Sie doch verstehen –
oder besitzen Sie besonderen Edelmut?
Nun stellen Sie sich einmal vor, die Anlegerin würde
ihren Einsatz verdoppeln. Sie könnte locker vom Hocker weitere 200000 Euro an
die Limmat transferieren, weil sich auf ihrem (deutschen) Girokonto genügend
Bargeld türmt. Be-stimmt werden Sie, auch wenn Sie mit Zahlen auf Kriegsfuß
stehen, schnell er-kennen, dass diese Entscheidung in Zukunft jährlich 8000
Euro kosten würde. Wenn das zehn Jahre hingenommen werden würde, fielen Kosten
von jährlich 80000 Euro an, so dass ich Sie in aller Offenheit frage, wie Sie
die 2000 Euro beurteilen. Ist das wirklich eine Treueprämie? Oder sind die 2000
Euro eher ein Almosen? Oder sind sie sogar ein finanzieller Verdienstorden für
besondere Arglosigkeit im Umgang mit Geld?
Ich kann Ihnen nur in aller Deutlichkeit zurufen, sich
von dieser „Dreistigkeit“ nicht beeinflussen zu lassen. Ich lege sogar noch
eine Schippe drauf. Falls Sie bisher Geld in der Schweiz angelegt und nicht
gemerkt haben, wie Sie gemolken worden sind, ist das schon schlimm genug. Wenn
Sie jetzt aber das Vermögen auch noch verdoppeln, ist Ihnen wirklich nicht mehr
zu helfen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Sie sind älter als 18 Jahre,
Sie sind freier Anleger, und Sie haben das Recht, mit Ihrem guten Geld zu
machen, was Sie wollen. Ich finde nur die Hoffnung, für eine „Treueprämie“ von
2000 Euro „individuelle“ Hilfe bei der Verwaltung von 400000 Euro zu erwarten,
ziemlich naiv und putzig. Ihnen wird die Gebühr eines Quartals erlassen, danach
geht die Abzockerei fröhlich und munter weiter.
Bitte lassen Sie alle Hoffnung fahren, dass Sie mit
400000 Euro etwas Besonderes sind. Damit sind Sie in Deutschland ein kleiner
Fisch, und damit sind Sie in der Schweiz ein winziges Fischlein. Sie werden in
ein großes Becken geworfen und mit Tausenden von Anlegern aus aller Welt nach
allen Regeln der Kunst abgekocht. Mir ist schon bewusst, dass das harsche Worte
sind, doch die Wahrheit muss auf den Tisch. Da bin ich unerbittlich, weil mit
vielen Schweizern nicht gut Kirschen essen ist, wenn es um Geld geht. Ich hoffe
von Herzen, dass Sie den Unterschied spüren. Ich kritisiere nicht den
Eidgenossen als Menschen, sondern den Umgang des Schweizers mit fremdem Geld.
In meinen Augen brauchen Sie kein Konto in der Schweiz –
egal, ob es um 400000 oder 40000000 Euro geht. Sie benötigen eine simple
Strategie, was Sie mit Ihrem vielen Geld machen, und Sie brauchen solide
Finanzprodukte. Mehr ist nicht notwendig, und was Sie sich in der Schweiz
erhoffen, bekommen Sie in Deutschland für einen Bruchteil der Gebühren. Ganz im
Ernst, verehrte Achtel-, Viertel-, Halb- und Ganzmillionäre, Hand aufs Herz:
Warum pilgern Sie nicht mehr in Massen zum Skifahren nach Arosa, Davos, Sankt
Moritz, Saas Fee oder Zermatt? Die Antwort ist doch ganz einfach: Weil es Ihnen
einfach zu teuer geworden ist.
Nun frage ich Sie, warum in der Vermögensverwaltung
andere Gesetze gelten. In der Schweiz gibt es für sichere Anlagen auch keine
Zinsen mehr, doch an den Gebühren hat sich nichts, aber auch gar nichts
geändert. Ich behaupte sogar das Gegenteil. Die Gier der Banker in der Schweiz
ist höher als alle Viertausender zusammen, die in diesem Land stehen. Bitte
bleiben Sie lieber unten im Tal auf dem Boden stehen, dort steht es sich
einfach sicherer, und eine Treueprämie, die Sie aus Ihrer eigenen Tasche bezahlen,
haben Sie doch nicht nötig – oder etwa doch?
Der Autor ist Finanzanalytiker in Stuttgart.
Er heisst Volker
Loomann
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