Donnerstag, 26. Juli 2012

Wirtschaftskrise erfasst Automobilindustrie - Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Hersteller von Nobelkarossen von ihr erfasst werden

Wirtschaftskrise erfasst Autoindustrie

t-online - Spiegel Online vom 26.07.2012, 07:49 Uhr
Link: http://wirtschaft.t-online.de/daimler-ford-peugeot-wirtschaftskrise-erfasst-automobilindustrie/id_58218636/index

Die Konsumenten in Südeuropa leiden unter der Schuldenkrise  - das bekommen nun auch die Autohersteller zu spüren. Vor allem Produzenten von Klein- und Mittelwagen spüren die Kaufzurückhaltung. Der französische Marktführer PSA Peugeot Citroën schreibt wie der deutsche Konkurrent Opel tiefrote Zahlen. Der US-Autobauer Ford fürchtet 2012 in seinem Europageschäft einen Milliardenverlust. Und sogar beim Oberklassehersteller Daimler schwächelt der Absatz.

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"Die hohen Arbeitslosenraten und wirtschaftlichen Probleme in großen Absatzmärkten wie Spanien und Italien führen zu einem Einbruch der Nachfrage", sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der Fachhochschule Bergisch-Gladbach. "Autos sind eine langfristige Investition. In schlechten Zeiten warten die Käufer lieber ab und sparen ihr Geld."

Überkapazitäten in Europa
Bratzel prophezeit einen verstärkten Verdrängungswettbewerb in der europäischen Autobranche: "Wir haben in Europa große Überkapazitäten. Fünf bis acht Fabriken sind auf Dauer in Europa überflüssig." Derzeit gehe es nur noch darum, wer als Erstes nachgebe und Werke schließe. Große Konzerne wie Volkswagen spielten dabei ihre Marktmacht aus, sagte Bratzel. "Sie halten auch schlechter ausgelastete Fertigungsanlagen am Leben - in der Hoffnung, Konkurrenten zu verdrängen."
Offenbar mit ersten Erfolgen: PSA Peugeot Citroën hat bereits eine Fabrikschließung angekündigt. Auch Fiat müsste nach Bratzels Einschätzung eine Fabrik dichtmachen, bei Opel seien sogar zwei Werke überflüssig.

Französische Hersteller sollen Staatshilfe bekommen
Während die Opel-Mitarbeiter in Deutschland kaum mit Unterstützung der Regierung rechnen können, will die französische Regierung den heimischen Herstellern Peugeot, Citroën und unter die Arme greifen. Dazu sollen Käufer von Elektro- oder Hybrid-Autos künftig Renault  noch höhere Zuschüsse bekommen als bislang. Außerdem will die Regierung bei Neuanschaffungen in Ministerien und Behörden stärker Öko-Autos berücksichtigen.
Vor allem der französische Marktführer PSA Peugeot Citroën ist hart von der Absatzkrise getroffen. Diese sorgte im ersten Halbjahr 2012 für einen Verlust von rund 820 Millionen Euro. PSA kündigte ein Sparprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bis 2015 an. Erst vor knapp zwei Wochen hatten die Franzosen angekündigt, sie wollten 8000 Stellen streichen.

Peugeot hat Internationalisierung "verpennt"
Ferdinand Dudenhöffer räumt dem Hilfsprogramm der französischen Regierung keine großen Chancen ein. "Das ist, wie wenn man versucht, einen Großbrand mit einem Glas Wasser zu löschen", sagte der Autoexperte von der Universität Duisburg-Essen. Solange die Euro-Krise andauere, werde Peugeot nicht aus dem Tal kommen, denn das Unternehmen verkauft 60 Prozent seiner Fahrzeuge in Europa. Der französische Autobauer habe die Internationalisierung "verpennt". Nun müsse PSA "Kapazitäten abbauen und auf niedrigem Niveau durch die Krise kommen".
Die stark rückläufigen Verkäufe in Europa belasten auch den US-Autobauer Ford und könnten zu harten Einschnitten führen. Allein im zweiten Quartal fuhr der US-Autobauer in seinem Europageschäft einen operativen Verlust von 404 Millionen Dollar ein. Im Gesamtjahr dürfte in Europa ein Verlust von mehr als einer Milliarde Dollar anfallen, erklärte der Konzern. Zu möglichen Werksschließungen sagte Finanzchef Bob Shanks: "Es ist zu früh, um im Detail über unsere Pläne zu reden, wie wir auf die Situation in Europa reagieren können."

Deutsche Oberklasse-Hersteller noch[!!!] schwach betroffen
Während Opel, PSA, Ford und Fiat mit Überkapazitäten kämpfen, haben Volkswagen und die Oberklassehersteller Daimler und BMW bislang vom Wachstum vor allem in China und den USA profitiert. Inzwischen spürt aber auch Daimler die Krise in Europa Immerhin: Der Stuttgarter Konzern kann bislang mit Verkäufen in Übersee und dem Geschäft mit Lastwagen gegensteuern. Daimler hat im ersten Halbjahr insgesamt weltweit so viele Autos abgesetzt wie noch nie. Dementsprechend kletterte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf 28,9 Milliarden Euro. Allerdings schwächte sich die Entwicklung im Juni angesichts der Wirtschaftslage in Europa deutlich ab. Mit 131.139 verkauften Autos legte der Absatz zuletzt nur noch um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.
Unterm Strich verdiente Daimler im zweiten Quartal mit rund 1,5 Milliarden Euro elf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Das Unternehmen erklärte den Gewinnrückgang auch mit Investitionen: Höhere Kosten zur Erweiterung der Modellpalette hätten sich ungünstig ausgewirkt, hieß es.

Rhoenblicks Kommentar:
Auch die deutschen Marken Daimler, Daimler, VW und Audi, die Protzenwagen fabrizieren, die viel Benzin verbrauchen und viel Kohlendioxid ausstoßen, werden den Absatzrückgang spüren - nicht in Europa sondern in den Schwellenländern wie China usw. Wer Bilder der chinesischen Städte sieht, sieht giftigen Smog wie für über fünfzig Jahren in London. Dort waren die Etagenheizungen mit Kohle, heute in Peking usw. sind die Autoabgase die Ursache.
Chinas Wirtschaft schwächelt, die chinesische Regierung muss etwas gegen die zunehmende Luftverschmutzung, die Autolawinen in ihren Städten tun: Sie wird ihre Eigenmarken forcieren, vor allem den Bau und Kauf von Autos mit geringem Benzinverbrauch und geringen Abgasmengen, den Privatverkehr zu Gunsten des öffentlichen Verkehrs einschränken. Zudem - der Markt für Autos, mit den man angeben kann, wird – auch in China – in absehbarer Zeit gesättigt sein; wie auch der von Schweizer Luxusuhren.
Deutschland, das auf seine Autobonzen wie  hört, wird in spätestens zehn Jahren zur Erkenntnis kommen, dass das Standbein Export und von Nobelkarossen eingebrochen sein wird, dass die Automobilindustrie und mit ihr die vielen Zulieferfirmen landauf landab nur noch geringe Gewinne, wenn nicht Verluste einfahren werden. Schade, dass dieses grosse Land, sich so sehr auf die zurzeit boomende Autoindustrie verlässt.
Die deutschen Gewerkschaften sind gut beraten, wenn sie der deutschen Wirtschaft Sorge tragen, Werkschließungen und Entlassungen akzeptieren, auf exorbitante Lohnforderungen verzichten, von weitergehenden Forderungen, wie Übernahme aller Azubis verzichten.

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