Mittwoch, 21. August 2013

Warum ich das KEV-Referendum unterstütze

Gelesen und für gut befunden

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"Warum ich das KEV-Referendum unterstütze"

Der Ausgangspunkt ist ein Naturgesetz, das derart fundamental und banal anmutet, dass es fast schon peinlich erscheint, es in Erinnerung zu rufen: Wo man Strom rausnimmt, muss man Strom einspeisen – und zwar exakt so viel, wie man rausnimmt, kein Watt mehr und keines weniger. Und da wir die Elektrizität in aller Regel brauchen, wenn wir sie brauchen – und nicht wenn wir wollen -, bestimmt im Wesentlichen die Nachfrage das Angebot. Das heisst: Die Kunst besteht darin, immer exakt so viel zu produzieren, wie gerade gebraucht wird. Sonst kommt es zum ominösen Blackout.

[Rhoenblicks Kommentar: Die Frequenz (50 Herz) darf nur sehr wenig vom Sollwert abweichen. Die Spannung (230 Volt) ist etwas weniger empfindlich. Nur ein etwas zu starkes Schwanken der Frequenz bewirkt einen Ausstieg aller elektronischen Geräte - Computer, Server usw.]

 
Wir können unseren Konsum zwar da und dort anpassen – etwa indem wir den Elektrospeicher in der Nacht laden oder die Waschmaschine laufen lassen, wenn der Strom am billigsten ist. Aber das ist, insbesondere in der Wirtschaft, die rund zwei Drittel des Stroms verbraucht, nur in sehr geringem Umfang möglich. Müsste eine Firma ihre Produktion – also von den Arbeitsplänen des Personals bis zur Auslastung der teuren Maschinen – nach einer ständig wechselnden Verfügbarkeit von Strom richten, wäre sie schnell bankrott. Die fast unbegrenzte, flexible und fein dosierbare Verfügbarkeit ist der schlagende Vorteil der Elektrizität: Man muss nicht erst tanken, einen Motor anwerfen und hochfahren, wenn man sie braucht – man kippt den Schalter um, und, zack, ist die Energie da.
Die Schweiz verfügt, nicht zuletzt dank ihrer Topographie, über ein nachgerade geniales System der Regulierung: Fünf Kernkraftwerke (rund 40 Prozent des Gesamtproduktion) und Flusslaufkraftwerke (rund 10 Prozent) liefern rund um die Uhr die so genannte Bandenergie; sie sichern gleichsam die Grundversorgung. Fein regulierbare Pump-Speicherkraftwerke in den Alpen liefern die so genannte Regelenergie, also den besonders wertvollen Strom, den man kurzfristig abrufen kann, um die Produktion exakt der Nachfrage anzupassen. Dieses weitgehend CO2-freie System hat uns eine verlässliche, günstige und saubere Stromversorgung beschert (einer der letzten Standortvorteile, der unserer Industrie geblieben ist). Und dieses bewährte System soll nun durch eine “Energiewende” revolutioniert werden – eine Wende notabene, die in Deutschland gerade am Scheitern ist.
Das Kernproblem liegt neben den exorbitant hohen Kosten daran, dass Solar- und Windanlagen für die Stromversorgung denkbar schlecht geeignet sind. Der teure Zappelstrom, der, je nach Witterung, mal kommt, oder auch nicht, nur ganz sicher nicht dann, wenn man ihn am ehesten brauchen würde (im Winter), ist in der Praxis wertlos. Im besten Fall fällt er nicht ins Gewicht, im schlimmeren Fall stört er die Stabilität der Netze. So sind Tschechien und Polen gerade daran, das eigene Stromnetz gegen Deutschland abzuriegeln, weil sie es satt haben, dauernd die starken Produktionsschwankungen der deutschen Windmühlen auszugleichen. In den aufstrebenden Ländern des Ostens, von Tschechien über Russland und China bis Japan, werden deshalb neue AKW gebaut. Und selbst in Obamas Amerika entstehen (trotz riesiger neuer Gasfunde) neue Atommeiler.
Dazu nur zwei Zahlen: Wollte man Mühleberg, das kleinste AKW in der Schweiz, durch Windmühlen ersetzen, bräuchte es dazu mindestens 600 Megaanlagen (über 130 Meter Nabenhöhe) oder 6000 normale Windräder. Voraussetzung wäre dann immer noch, dass ein Wunder passiert und eine revolutionäre Methode zur langfristigen Speicherung von Strom erfunden würde, die heut nicht existiert. Denn Windrädern stehen in der Schweiz bekanntlich während 80 Prozent der Zeit still.
Bei den Solaranlagen ist der Verschleiss an Ressourcen (Rohstoffe, Landschaft) noch gigantischer, wenn man diesen am kläglichen Ertrag misst. Die Verschandelung der Natur, die hier im Namen der Ökologie betrieben wird, steht in einem krassen Missverhältnis zum Nutzen. Zum Vergleich: Die Menge an Uran, die im KKW Mühleberg in einem Jahr verbrannt wird, hat (ohne Verpackung) im Kofferraum eines Autos Platz.
Das wissen auch die Leute, die mit hoch subventionierten Windmühlen und Solarzellen Milliarden scheffeln. Sie haben deshalb die 2000-Watt-Gesellschaft auf dem geduldigen Papier entworfen. Das heisst: Der Mensch muss seinen Energieverbrauch erstens radikal einschränken, und zweitens, das ist der springende Punkt, muss sich die Nachfrage dem Angebot anpassen. Und wie immer, wenn man etwas Hässliches kaschieren will, hat man ein englisches Wort dafür erfunden: “Smart Grid” – das “intelligente Netz”, das den Strom optimal verteilt und jedem sagt, wann er wie viel verbrauchen darf.
Das präzise Wort für „Smart Grid“ auf Deutsch heisst Planwirtschaft: Der Verbraucher muss das konsumieren, was ihm der Staat zuteilt – und wenn das Zentralkomitee dem Volk mehr Bohnen und weniger Fleisch verordnet, dann muss das Volk halt mehr Bohnen und weniger Fleisch essen. In der Theorie. In der Praxis ist die Planwirtschaft bekanntlich immer gescheitert, am Schluss gibt es weder Fleisch noch Bohnen, sicher weiss man nur, wie es endet: im wirtschaftlichen Elend.
 
[Rhoenblicks Kommentar:
Die Grünen sind weit schlimmer als die Sozialdemokraten. Letztere sind pragmatisch; sie haben auch eine grosse geschichtliche Erfahrung. Die Grünen dagegen sind sture Ideologen, die den anderen vorschreiben wollen, wie sie zu leben haben -> siehe das Parteiprogramm der Grünen in Deutschland - unsere sind nicht anders!
]


Verheerend ist die Planwirtschaft vor allem dort, wo sie Dinge betrifft, die für das Leben von fundamentaler Bedeutung sind: Ernährung, Gesundheit, ein Dach über dem Kopf oder eben die Versorgung mit Energie. Wer in diesen Bereichen an einem gut funktionierenden System herum experimentiert, muss sich die katastrophalen Konsequenzen vor Augen halten, die ein Scheitern nach sich zieht. Umso unverständlicher ist es, dass unsere Politiker auf eine „Energiewende“ setzen, von der zum Vornherein klar ist, dass sie keinen Erfolg haben kann. Nicht weil wir technologisch noch nicht so weit wären, sondern weil – einfach und banal – die Gesetze der Physik dagegen sprechen.
Dass unsere Politiker es trotzdem tun, hat verschiedene Gründe. Die Leute, die heute an den Hebeln der Macht sitzen, sind Kinder des „Wirtschaftswunders“. Materieller Reichtum ist für sie eine Selbstverständlichkeit – die Milch kommt von der Migros, das Geld vom Bancomat und der Strom aus der Steckdose. Gibt es ein Problem, dann löst es der Staat, der uns, von der Kinderkrippe bis zum kostenlosen und nach Wunsch gen Mekka ausgerichteten Grab für alles zuständig ist. „Ich, subito, alles“, lautete das unbescheidene Motto der 68er – alles ist Machbar, wir können uns alles leisten.
Wenn ich etwa mit meiner Schwester (lic.iur.) über die physikalischen Grenzen der Alternativ-Energie diskutiere, sagt sie mir jeweils: “Vielleicht hast Du recht, aber ich finde Ökostrom halt doch irgendwie besser, ich zahle dafür auch gerne ein bisschen mehr.” Stromversorgung ist für sie so etwas wie eine Gucci-Tasche: Lifestyle. Und wenn Akademiker so daher schwatzen (ich liebe meine Schwester, aber darum geht es hier nicht), frage ich mich bisweilen, ob wir vielleicht einfach zu dekadent sind und ob es überhaupt noch einen Sinn hat, gegen diese Windmühlen zu kämpfen.
Dass man mit der Energiefrage die Menschen kaum elektrisieren kann, weiss ich als Journalist nur zu gut. Das Thema ist unsexy, einfach zu technisch, es verkauft schlecht und ist bei den Inserenten extrem unbeliebt. Das wusste wohl auch der Bundesrat, als er nach Fukushima – obwohl wegen der nuklearen Havarie in Japan bislang kein Mensch gestorben ist und mutmasslich auch in Zukunft niemand sterben wird – aus dem Stand heraus den Atomausstieg beschloss. Zumal die Tsunami-Gefahr in der Schweiz relativ gering ist und – wie sich schnell herausstellte – das Fukushima-Szenario selbst im ähnlich gebauten Mühleberg-Meiler technisch nicht möglich wäre, gab es keinen sachlichen Grund für das überstürzte Handeln. Der Atomausstieg und die „Wende“ waren schlicht und einfach der Preis, den CVP und BDP für den Verbleib von Eveline Widmer-Schlumpf im Bundesrat bezahlten.
Natürlich spielte auch die medial inszenierte Massenhysterie um Fukushima eine entscheidende Rolle. Die Befürworter der Kernenergie, die wenige Wochen zuvor noch für den Neubau von Mühleberg geweibelt waren, kippten wie Dominosteine – ein Phänomen, das mir den letzten Rest an Respekt gegenüber unserer „Classe Politique“ raubte. Dabei wurde einmal mehr schmerzhaft klar: Der Horizont von Politikern reicht prinzipiell nur bis zu den nächsten Wahlen – und wenn sie Visionen haben, dann beziehen sich diese sicher auf einen Zeit, zum Beispiel auf 2030 oder 2050, in der man sie garantiert nicht mehr zur Verantwortung ziehen kann. Die Stromversorgung, die langfristig und umsichtig geplant werden muss, darf man deshalb niemals den Politikern überlassen.
Kernkraftwerke seien, so hiess es nun plötzlich, nicht mehrheitsfähig. Woher weiss man das? Weil es in der SonntagsZeitung stand? Hat nicht das Schweizer Volk den Atomausstieg schon mehrmals an der Urne verworfen, letztmals 2003 mit 65 Prozent Nein? Ist dieser Volksentscheid Makulatur? Wie wäre es, wenn man andere Volksentscheide – etwa das knappe Ja zur Alpenschutz-Initiative, zum Zweitwohnungsverbot oder zur Anti-Rassismus-Strafnorm – einfach so schnell wegkippen würde?
Alternativenergien werden propagiert, um die Illusion zu vermitteln, dass es auch ohne Kernenergie gehe. In Tat und Wahrheit lautet die Alternative, wie schon vor fünfzig Jahren, „Atom oder Fossil“. Etwas anderes haben wir zurzeit schlicht nicht zur Verfügung. Jeder, der auch nur die wichtigsten Grundgesetze der Physik kennt, weiss das. Es ist wie bei der Sage um des „Kaisers neuen Kleider“ – eigentlich sieht es jeder Ingenieur und jeder Physiker, aber keiner traut sich, es offen zu sagen. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Die Realität ist bisweilen einfach unsäglich unanständig.
So ganz geheuer ist es den Politikern und Lobbyisten in Bern bei ihrer Energiewende aber offenbar doch nicht. Statt der grossen „Wende“ haben sie nun eine „Wende light“ beschlossen – so ein bisschen will man schon wenden, aber dann doch nicht ganz. Zusätzliche 600 Millionen Franken sollen die Stromkonsumenten jährlich zahlen, um den Bau von Solar- und Windanlagen zu subventionieren. Rechnet man alle bisherigen Subventionen und Subventiönli für Alternativenergien dazu, dürfte die Milliardengrenze überschritten werden. Besonders fatal an der KEV (Kostendeckende Einspeise Vergütung) ist, dass es sich nicht um eine einmalige Auszahlung von Fördergeldern handelt. Der Staat verpflichtet sich vielmehr, den Produzenten den sündhaft teuren „Ökostrom“ während den nächsten 20 Jahren abzukaufen, gleichgültig, ob man diesen brauchen kann oder nicht. Ein Ausstieg aus diesem Subvenziuns-Perpetuum-Mobile gibt es, zumindest finanziell, nicht mehr. Die Zeche für den Irrsinn wird, wie üblich, die nächste Generation zahlen.
Für Grüne und Rote ist der Atomausstieg eine Art religiöses Dogma. Über religiöse Ansichten kann man schlecht streiten, sie sind einfach zu respektieren. Wirklich deprimierend an der ganzen Sache ist, dass sich keine bürgerliche Partei und kein gewichtiger Verband in diesem Land sich gegen den KEV-Unsinn wehrt – und das nicht etwa, weil man an diese unselige Energiewende glauben würde, sondern ganz einfach, weil mit diesem Thema keine Lorbeeren zu holen sind.
Immerhin: In der Schweiz gibt es die direkte Demokratie – und das Referendum. Ein einzelner Bürger, Christian Riesen aus Wangen bei Olten, Informatiker beim Kernkraftwerk Gösgen, mag der sinnlosen Geldverschleuderung und die Verschandelung unserer Umwelt durch Windmühle (für ihn sind es „Vogelschredder“) und Solarpanele (er nennt sie „Sondermülldeponien“) nicht länger zusehen – und hat die Initiative ergriffen, das heisst, ein Referendum lanciert. Es wäre ein echtes Wunder, wenn Riesen als einzelner Bürger, ohne Unterstützung irgendeiner namhaften Gruppierung, in der Zeit von bloss drei Monaten die nötigen 50 000 Unterschriften zusammenbrächte. Aber manchmal kann man nur noch auf ein Wunder hoffen.
Allein schon deshalb habe ich, ein Novum für mich, den Unterschriftbogen für das KEV-Referendum vom Internet Unterschriftenbogen für das KEV-Referendum im Internetheruntergeladen, unterschrieben – und gleich noch ein paar Freunde gebeten, ihren Namen auch drunter zu setzen.

[Rhoenblicks Kommentar: 
Das habe ich auch so gemacht. Bitte unterzeichnen auch Sie das KEV-Referendum. Ich danke Ihnen.

KEV-Referendum
Unterschriftenbogen
Link: http://www.kev-referendum.ch/fileadmin/user_upload/kevreferendum_d.pdf

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