Montag, 23. November 2015

Schwarzmalereien - Stimmungsmache für eine erneute Anbindung des Schweizer Frankens an den Euro?



Schwarzmalereien


„NZZ“: „Arbeitsmarkt Schweiz - Höhere Erwerbslosenquote als in Deutschland“
von Nathalie Gratwohl, vom 12.11.2015
„NZZ“: „Arbeitslosigkeit in der Schweiz - Der Arbeitsmarkt kämpft gegen die Frankenstärke“
von Nicole Rütti Ruzicic, vom 10.11.2015

Will die „NZZ“ - getrieben von der Wirtschaft - den Bundesrat, die Schweizerische Nationalbank SNB dazu bringen, den Schweizer Franken wieder an den Euro zu binden?
Wer vernünftig, verantwortungsvoll an das Gesamtwohl unseres Landes, der Schweiz denkt, kann solche Versuche nur ablehnen, bekämpfen.

Inhalt:
Bei 1) geht es um die ‚Erwerbslosenquote‘ – bitte vergleichen mit 2), da geht es um die ‚Arbeitslosenquote‘.
Anschliessend Definitionen: 'Erwerbslosenquote' und 'Arbeitslosenquote'
Abschliessend - was bei solchen Vergleichen mit Deutschland zu beachten ist,

1)
Unter dem Titel „Arbeitsmarkt Schweiz - Höhere Erwerbslosenquote als in Deutschland“ schreibt Frau Nathalie Gratwohl am 12.11.2015 u.a.:
"Die Erwerbslosenquote [der Schweiz] stieg auf 4,9% von 4,8% – und lag damit höher als in Deutschland. Das nördliche Nachbarland [Deutschland] weist mit 4,4% die niedrigste Erwerbslosigkeit in der EU aus."
Nun, wenn die Unterschiede der Erwerbslosenquote im Zehntelprozentbereich liegen, dann müssen diese Werte auch stimmen. Das ist bei Frau Gratwohl leider mit 4,4% für Deutschland im September 2015 nicht der Fall.
Das deutsche Bundesamt für Statistik meldet: 4,5%:
"Die saisonbereinigte Erwerbslosen­quote in Deutschland ist auf einen neuen Tiefststand gefallen: Im September 2015 waren von den 15- bis 74-jährigen Erwerbs­personen 4,5 % bzw. rund 1,9 Millionen Personen ohne Arbeit. Das war die niedrigste Erwerbslosen­quote der Europäischen Union."

Frau Nathalie Gratwohl titelt: „Arbeitsmarkt Schweiz - Höhere Erwerbslosenquote als in Deutschland“, d.h. sie tut so, als ob dies nun zum ersten Mal der Fall wäre.
Das deutsche Bundesamt für Statistik aber meldet: „Die bereinigte Erwerbslosen­quote lag im September, wie bereits im Vormonat August 2015, bei 4,5 %.“ – wie bereits im Vormonat August.

2)
Unter dem Titel „Arbeitslosigkeit in der Schweiz - Der Arbeitsmarkt kämpft gegen die Frankenstärke“ schreibt Frau Nicole Rütti Ruzicic am 10.11.2015 u.a.:
"Die Arbeitslosenquote ist in der Schweiz im Oktober von 3,2% auf 3,3% gestiegen."
Interessant, da fehlt der Vergleich mit Deutschland. Das ist verständlich, denn die Arbeitslosenquote liegt in Deutschland im Oktober bei 6%. Da geht es nicht um Zahlen hinter dem Komma, da geht es um ganze Prozente.
Aber für Frau Rütti Ruzicic liegt die Ursache klar: Die Frankenstärke. Vor gut einem Jahr hat sie sich stets bemüht, die Initiative „Stopp der Masseneinwanderung“ (MEI) als Ursache darzustellen, wenn sie irgendwelche negativen Effekte zu erklären versucht hat, Nun ist es die Frankenstärke, was nicht korrekt formuliert ist. Es ist die Schwäche des Euro wegen des Versagens der Euro-Staaten, der EU. Doch was tuts - beides die MEI wie die Aufhebung der Frankenbindung an den Euro passt der schweizerischen Wirtschaft nicht.

Genau in diesem Sinne har der Präsident der FDP.Die Liberalen Philipp Müller nach der Aufhebung der Frankenbindung verkündet: Die Probleme, die nun entstanden sind, sind „keine Fehler der Wirtschaft die Politik hat Fehler gemacht.“
Die „NZZ“ musste aber etwas später berichten, dass viele schweizerische Unternehme keine Wechselkursabsicherung getroffen haben.Diese Frankenbindung war ein Fehler: Sie hat Unternehmen eingelullt; diese haben ihre permanenten Aufgaben der Modernisierung, der Pflege von Märkten, der Erschliessung von neuen Märkten nicht gemacht. Die Arbeitnehmer, die Schweiz muss nun dafür bezahlen. 

Da stellt sich die Frage – welches ist der Unterschied zwischen ‚Erwerbslosenquote“ und ‚Arbeitslosenquote‘?
Quelle: „NZZ“ – (sda) – ergänzt, verbessert:

Die ‚Erwerbslosenquote‘ beruht auf Telefoninterviews. Die Leute werden gefragt, ob sei eine Anstellung hätten oder nicht. Erklärt die angerufene Person, sie sei ohne Arbeit, sie hätte keine Stelle, so wird sie gefragt, ob sie gerne eine solche hätte, ob sie in den letzten 4 Wochen aktiv nach einer Stelle gesucht habe und zur Aufnahme einer Tätigkeit innerhalb von zwei Wochen verfügbar wäre. Die Zahl der so erfassten ‚Erwerbslosen‘ wird in Relation gesetzt zur Gesamtzahl der ‚Erwerbspersonen‘ (‚Erwerbstätige‘ und ‚Erwerbslose‘) des betreffenden Landes. Das ergibt, mit Hundert multipliziert die sogenannte ‚Erwerbslosenquote‘.
Damit erfasst sie – ähnlich wie die ‚Arbeitslosenquote‘ – die relative Unterauslastung des Produktionsfaktors Arbeit(-skraft).
Die ‚Erwerbslosenquote‘ basiert auf unverbindlichen Telefongesprächen, die in keiner Weise repräsentativ sind.

Die ‚Arbeitslosenquote‘ hingegen erfasst die Menschen, die bei einem regionalen Arbeitsvermittlungsamt (RAV) (Schweiz) oder, z.B. bei einer „Jobbörse“ der „Bundesagentur für Arbeit“ (Deutschland) als arbeitslos registriert sind.
In der Schweiz errechnet sich die ‚Arbeitslosenquote‘: ‚Registrierte Arbeitslose‘ im Verhältnis zu den ‚Erwerbspersonen‘.
In Deutschland ist es komplizierter: hier errechnet sich die ‚Arbeitslosenquote‘ aus der Division der ‚Anzahl der registrierten Arbeitslosen‘ durch die „Summe aus der ‚Anzahl der zivilen Erwerbstätige‘ und der ‚Anzahl der registrierten Arbeitslosen‘“, anschliessend multipliziert mit 100. Hier ist der Divisor grösser. Würde die ‚Arbeitslosenquote‘ in der Schweiz so berechnet, so wären die Werte (noch) kleiner.
Die sda-Information ist entweder unvollständig oder bewusst unklar. Es ist nicht nur das SECO, das schweizerische „Staatssekretariat für Wirtschaft“ sondern es ist auch die deutsche „Bundesagentur für Arbeit“, die die Arbeitslosenquote erfassen und veröffentlichen. 

Nun zur Hauptsache 
Was ist bei solchen Vergleichen mit Deutschland zu beachten?
Als einziges Land in der EU profitiert Deutschland zum einen vom Zerfall des Euro und zum anderen von der wirtschaftlichen Schwäche der anderen Euro-Staaten. Deutschland profitiert. Allerdings wie lange noch seine Wirtschaft „brummt“, wie die deutschen Medien selbstgefällig formulieren ist eine andere Frage.
Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet am Freitag, den 06.11. von einer „Delle“ - Wirtschaft Seite 15: „Die Momentaufnahme der deutschen Konjunktur ergibt ein trübes Bild: rückläufige Ausfuhren, nochmals weniger Aufträge für die Industrie und eine zuletzt schlechtere Stimmung in den Unternehmen.  … die im Frühjahr noch greifbar erscheinende Wachstumsmarke von 2 Prozent ist außer Reichweite.“


 


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