Samstag, 11. November 2017

Steht wegen Saudi-Arabien der dritte Weltkrieg vor der Tür?

Übertrieben! Denken Sie.

Ich sehe das anders:

Trump hat die seit dem ersten Weltkrieg glimmende Lunte so stark angefacht wie seit dem ersten Golfkrieg (1980 – 1988) nicht mehr.
Damals griff der irakische Diktator Saddam Hussein den Iran direkt an – offen von Saudi-Arabien und Kuwait finanziert und „von den USA und der Sowjetunion taktisch unterstützt“ (Bundeszentrale für politische Bildung Deutschland) – aber kein Wort über die deutschen Firmen, die dem Irak seit Anfang der achtziger Jahre Anlagen und Zubehör geliefert haben, mit denen chemische Kampfstoffe („Giftgas“) produziert wurden. Zwischen 1982 und 1988 hat Deutschland dem Irak Waffen im Wert von 625 Millionen Dollar geliefert. Der Iran dagegen war international vergleichsweise isoliert; zu seinen größeren Verbündeten zählten Syrien und Libyen. Diesen „ersten“ Golfkrieg gestalteten die USA als Stellvertreterkrieg, in dem der von Hussein geführte Irak den Iran zur Räson bringen sollte.
 

1979 hatten die Präsidenten der USA und Frankreich, der britische Premierminister und der deutsche Bundeskanzler beschlossen (Januar) den Schah nicht mehr zu unterstützen und das Gespräch mit Ajatollah Chomeini zu suchen, der am 1. Februar aus dem französischem Exil zurückkehrte. Die dadurch ausgelöste, vom Westen nicht vorausgesehene und nicht erwünschte Revolution führte unter anderem zur Besetzung der US-Botschaft in Teheran (November) durch iranische „Studenten“.


Alles vergangen, alles Geschichte!
Leider weit gefehlt: Geschichte wiederholt sich nicht, aber die Abläufe sind ähnlich und angesichts einer völlig anderen Gemengelage – Russland hat das Sagen in Nahost; China strebt Weltgeltung an – haben sie eine weitaus gefährlichere Dimension.


Trump hat auf seiner ersten(!) Auslandreise im Mai Israel und Saudi-Arabien besucht. Kaum war er wieder aus dem Land haben unter Führung Saudi-Arabiens weitere arabische Staaten und Ägypten Katar in die Zange genommen. Trump will das Atomabkommen mit dem Iran kündigen, aber die anderen Vertragspartner, die UN-Vetomächte, so auch Russland und China, und zusätzlich Deutschland sind dagegen – Trump spricht mit dem saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman und ein arabisches sunnitisches Bruderland, Katar, das Verbindungen zum schiitischen Iran hat wird bedroht, ja isoliert – honi soit qui mal y pense.

Dabei hält der Iran gemäß dem Bericht der IAEA das Abkommen ein, und die westlichen Sanktionen sind nach wie vor in Kraft: Das UN-Verbot zur Ein- und Ausfuhr von Waffen wird um bis zu fünf Jahre verlängert. Auch Lieferungen, die dem ballistischen Raketenprogramm des Irans dienen könnten, bleiben für acht Jahre verboten. Die Wirtschaftssanktionen werden erst dann schrittweise aufgehoben, wenn die IAEA bestätigt, dass der Iran seinen Pflichten zur Reduzierung des Atomprogramms nachgekommen ist.

Der Hasardeur Trump hat im Saudi Mohammed bin Salman einen Gleichgesinnten gefunden. Trump schimpft gegen die Medien und den Kongress, Mohammad lässt die Opposition gleich verhaften, das Vermögen beschlagnahmen. Die Titel deutschsprachiger Zeitungen reichen von „Saudische Prinzen und Minister festgenommen“ bis zu „Reinemachen in Saudiarabien“. Zu diesem „Reinemachen“ gehört auch der Tod des ehemaligen Kronprinzen Prinz Mansour bin Muqrin, der bei einem Hubschrauberabsturz an der Grenze zum Jemen umgekommen sein soll (Nov. 2017). Heute, Mittwoch, 8.11. erklärt Mohammad der erstaunten Welt, dass der Libanon dem Königreich Saudi-Arabien den Krieg erkläre. Der amtierende libanesische Ministerpräsident hat in einem Video stockend seinen Rücktritt ´erklärt, das von Al-Arabija ausgestrahlt wurde – einem Sender im Besitz der Saudis. In angeblicher Lebensgefahr „floh“ er aus dem Libanon nach Saudi-Arabien. In seiner durch Hariris „Todesangst“ (Hariri hat die libanesische und die saudische Staatsbürgerschaft) legitimierten Gegenwehr muss der saudische Kronprinz Mohammad mit seinen Panzerverbänden durch Syrien vorstoßen – auch gut, da trifft er auf die Russen.  

Mohammad verfügt ja dank Bundeskanzlerin Merkel über gute deutsche Waffen. 
Merkel:
«Der Export von Waffen ist ein mögliches Instrument zur "Friedenssicherung"».

Unklar ist die Zahl der Leopard-Panzer, die geliefert wurden bzw. geliefert werden sollen, die Zahl variiert von über 600 vor drei Jahren bis zu 270 in den letzten Tagen.
In der noch amtierenden Großen Koalition ist nur die SPD strikt dagegen.

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